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Jacopo Passarella, Alex Pfitscher, Justin Pfeifer und Olaf Stark (von links) haben es in die Top 11 geschafft.

Baywatch und Taylor Swift: Die Oberliga-11 des Jahres

Seit zwei Wochen ist die Oberliga-Meisterschaft zu Ende, nur Tramin ist noch in den Playoffs im Einsatz. Höchste Zeit also, um eine Bilanz zu ziehen. Und das machen wir wie immer mit unserer Top 11. In einem 3-4-3-System schicken wir sie aufs Feld – und staunen, weil sich irgendwie auch Baywatch, Taylor Swift und David Guetta reingeschmuggelt haben.

TOR

Jacopo Passarella (St. Pauls)

Foto: DLife © DLife/LO

Mit seinen langen, lockig-blonden Haaren erinnert uns der Paulsner Goalie immer ein wenig an einen hawaiianischen Surferboy. Allerdings nur so lange, bis er auf seinem Surfbrett alias Fünf-Meter-Raum beginnt, die ganze Palette an Tricks zu präsentieren. Dann bändigt der 19-jährige Jungspund mit seinen pfeilschnellen Reflexen keine meterhohen Wellen, dafür aber die besten Stürmer des Landes. Wie beim Rückrunden-Derby gegen Tramin, als er einen Schuss von Alex Pfitscher aus wenigen Metern unfassbar von der Linie kratzte. Aloha, Parade des Jahres.


ABWEHR

Jan Obexer (Tramin)

Foto: det

Bereits vor einem Jahr stand der Traminer Youngster in der Top 11 der Oberliga. Und auch bei der Traumelf-Zusammenstellung der abgelaufenen Saison verhielt sich die Personalie Obexer wie ein vollbeladener Traktor in einer engen Traminer Gasse: An ihm gab’s für uns einfach kein Vorbeikommen. Warum? Ganz einfach. Der großgewachsene Neumarkter mit FC-Südtirol-Erfahrung agierte in der Innenverteidigung des besten Südtiroler Oberligisten im Stile eines Lausbuben, der von der zu netten Omi mit ganz vielen Gummibären-Packungen beschenkt wird: Er ließ fast nichts zu.

Gabriel Brugger (St. Georgen)

Foto: David Laner

Was hat Gabriel Brugger mit einem lästigen Haus-zu-Haus-Vertreter gemeinsam? Beide halten gerne und gekonnt den Fuß dazwischen. Der Vertreter bei vor ihm zuknallenden Haustüren, Brugger bei dribbelnden Gegenspielern. Der ehemalige FC-Südtirol-Verteidiger ist mit seiner Physis, seiner Erfahrung und seinem Stellungsspiel eine ganz schwer zu knackende Nuss und mitentscheidend dafür, dass St. Georgen in der vergangenen Saison mit nur 30 Gegentreffern die zweitbeste Defensive der Liga stellte.

Oliver Rohrer (St. Pauls)

Foto: Andrea Giacomelli

Im Sommer 2022 kam Oliver Rohrer aus der 1. Amateurliga zum Oberliga-Klub St. Pauls. Seine Form beim Überetscher Traditionsklub verhält sich seitdem wie die Preise auf Netflix: Stetig steigend. Zu Beginn seiner persönlichen Soap in St. Pauls war der kompromisslose Verteidiger noch der unscheinbare Nachbarsjunge, der ab und an für ein paar Szenen ins Bild rückte, nur um im Laufe der Staffeln immer essenzieller zu werden. Mit seinen vier Toren ist der detail- und taktikversessene Rohrer heuer auch immer wieder in die Hauptrolle geschlüpft.

MITTELFELD

Noah Tinkhauser (Stegen)

Noah Tinkhauser (rechts, Foto: David Laner).

Der Abstiegskampf im Oberliga-Finale war nichts für schwache Nerven – auch, weil sich die Ereignisse heftiger überschlugen als die Autos bei Alarm für Cobra 11. Dass dabei ausgerechnet ein Spieler, der mit seinen 19 Jahren erst vor kurzem das Fahrtüchtigkeitsalter erreicht hat, zum großen Helden avancierte, muss dieser typische Hollywood-Kitsch sein, von dem immer alle reden. Mit zwei entscheidenden Doppelpacks in den letzten beiden Alles-oder-Nichts-Spielen hat Noah Tinkhauser seine Stegina zum Klassenerhalt geschossen. Teenager und Heldengeschichten – das funktioniert nicht nur in Hollywood, sondern auch im Oberliga-Abstiegskampf.

Olaf Stark (Partschins)

Olaf Stark (oben, Foto: Sarah Mitterer).


Eine Regel des seriösen Journalismus besagt, dass Wortspiele mit Namen ein absolutes No-Go sind. Aber: Olaf, das war verdammt noch mal Stark! Der Partschinser Lockenschopf lief im Mittelfeld mehr als so manche verkühlte Nase in dieser Jahreszeit, er legte für seine Kollegen schöner auf als David Guetta in Ibizas Nobelclubs und so ganz nebenbei platzierte er das Runde ähnlich präzise im Eckigen wie ein erfahrener Brauerei-Mitarbeiter beim sorgfältigen Auffüllen der Bierkästen. Bedeutet: Mit 10 Toren war der Spielmacher der beste Partschinser Torjäger. Darauf ein Bierchen.

Philipp Rabensteiner (Tramin)

Foto: det

Philipp Rabensteiner beim Fußballspielen zuzuschauen, ist purer Genuss. Offensiv organisiert der Spielgestalter den Aufbau besser als ein Baustellenleiter, defensiv stopft er die Löcher gekonnter als ein Gärtner mit jahrelanger Erfahrung. Und so ganz nebenbei ist seine Ballbehandlung ähnlich gefühlvoll wie die Titanic-Schlussszenen. Was uns fast noch mehr beeindruckt: Rabensteiner wohnt in Brixen, kommt zu den meisten Trainings mit dem Zug – und muss manchmal die Partitella am Ende sausen lassen, damit er noch irgendwie heimkommt. Uns würde nicht wundern, wenn er auch im Zug die entscheidenden Anweisungen geben würde.

Jacopo Pecoraro (St. Pauls)

© DLife/LO

Was hat Christoph Kolumbus mit Oberligist St. Pauls gemeinsam? Beide haben eine recht eindrucksvolle Entdeckung gemacht. So groß wie Amerika ist Jacopo Pecoraro zwar nicht, doch seit der 19-Jährige vor zwei Jahren von der FC-Südtirol-Jugend aus im Paulsner Hafen angelegt hat, stieg er zu einem der besten Jugendspieler des Landes auf. 12 Tore gelangen Pecoraro in der vergangenen Saison und somit am meisten aller Paulsner Akteure. So etwas kann Christoph Kolumbus jedenfalls nicht von sich behaupten.

ANGRIFF

Manuel Brusco (Obermais)

Foto: det

Dass Obermais mit Manuel Brusco im Sommer ein großes Stürmer-Kaliber an Land gezogen hat, war von vornherein klar. Dass dieser Manuel Brusco aber auch Baywatch-Qualitäten mit an die Lahn bringt, wurde erst im Laufe der Saison deutlich. So oft, wie der Knipser aus dem Trentino als Retter in der Not fungierte, würde er wohl auch am Strand von Malibu an der Seite von David Hasselhoff keine schlechte Figur abgeben. 21 Tore ist eine überragende Quote.

Justin Pfeifer (Bozner FC)

Foto: Andrea Giacomelli

Der Bozner FC purzelte in dieser Saison völlig überraschend in den Abstiegskampf – und dieser war bis zur letzten Minute enger als das T-Shirt am Bizeps von Justin Pfeifer. Dass die Talferstädter am Ende die Klasse hielten, war aber weniger auf Pfeifers durchtrainierte Armmuckis, sondern vielmehr auf seine fußballerischen Fähigkeiten zurückzuführen. Seine Schüsse fühlen sich wuchtiger an als die 20-Kilo-Hanteln im Fitnessstudio, die Antritte wirken spritziger als ein Erdbeer-Protein-Shake nach dem Training und das Ballgefühl ist so kunstvoll wie die feinen Tattoo-Linien auf seiner Haut. Ob die überragenden 19 Tore da noch irgendwo Platz finden?

Alex Pfitscher (Tramin)

Foto: det

Lange haben wir überlegt, wie wir eine solche Saison von Alex Pfitscher würdigen sollen – immerhin machte er es in den vergangenen Monaten so wie Taylor Swift beim Superbowl: Er stahl einfach allen die Show. Bauen wir den Text auf das Uralt-Derby gegen St. Pauls im letzten Herbst auf, als der Montaner Stürmer einen legendären Fünferpack schnürte – und auf der Tribüne plötzlich mehr hinuntergeklappte Kinnladen zu sehen waren als in einer gut besuchten Zahnarztpraxis? Gehen wir in diesen Zeilen doch lieber auf die vielen bemitleidenswerten Mannschaften ein, über die die technisch hochbegabte Tormaschine so locker-lässig drübergefahren ist wie ein Münchner Touri über die Europabrücke in direzione Gardasee?

Oder stellen wir doch lieber in den Vordergrund, dass es für Pfitscher nach Saisonen mit 21 und 20 Toren nun – mit sage und schreibe 26 Treffern – endlich für die lang ersehnte Oberliga-Torjägerkrone gereicht hat? Am Ende all dieser Überlegungen haben wir uns dann doch für die schlichteste, aber treffendste Variante entschieden und würdigen den Ausnahmespieler mit einem simplen Satz: Alex Pfitscher, Südtirols Fußball verneigt sich vor dir!

Trainer

Mauro Bandera (Tramin)

Foto: det

Ob Mauro Bandera einen guten Schlafrhythmus hat, wissen wir nicht. Was wir aber sehr wohl wissen: Bei ihm folgt ein Traum auf den nächsten. Seit er 2021 zum Unterlandler Traditionsklub kam, waren die Abschlussplatzierungen folgende: 4, 3 und 2. Mit dem Erreichen der Playoffs hat der sympathische Fußballlehrer sich und seinem Team heuer die Kirsche aufgesetzt.

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