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Milan Skriniar, Kapitän der Slowakei und PSG-Profi, wurde von den Inter-Ultras unter Druck gesetzt. © APA/afp / INA FASSBENDER

Mafia im San Siro: Skriniar zitterte vor Angst

Wo viel Geld ist, ist auch die Mafia nicht weit. Das ist auf der ganzen Welt so, ganz besonders in Italien. In dieser Woche erschütterte eine großangelegte Razzia den Mailänder Fußball. Einige Gangster hatten Kontakte bis in die Führungsriegen von Inter.

Anti-Mafia-Staatsanwalt Giovanni Melillo brachte es auf den Punkt. „Nicht jeder Ultra ist ein Mafioso. Aber wir können nicht die Augen vor dem verschließen, was in den Fankurven in unseren Stadien passiert“, sagte Melillo zu Wochenbeginn. Dem Statement vorausgegangen war eine Razzia in Mailand, bei der 18 hochrangige Ultras von Inter und Milan verhaftet wurden.


Einer der bekanntesten Namen ist jener von Luca Lucci. Der Milan-Ultra gilt als rechtsextrem – und als Bekannter von Ex-Innenminister Matteo Salvini. Es gibt nicht wenige Fotos, auf denen der Politiker mit Lucci zu sehen ist. Auch Rapper Fedez, der glühender Milan-Tifoso ist, hatte Kontakt mit dem Ultra-Boss. So sollen die beiden nicht nur über Stadion-Tickets, sondern auch über Geschäfts-Beziehungen gesprochen haben. Fedez muss künftig zudem auf seine beiden Bodyguards verzichten. Sie gehören den 18 Verhafteten an.

Inter-Capo im September getötet

Mehr im Fokus steht allerdings Stadtrivale Inter. Dort sollen Ultra-Bosse Kontakte bis in die Klubspitze gepflegt haben. Nachdem im September der Inter-Ultra Antonio Bellocco (er stammt aus Kalabrien und ist der Sohn eines `Ndrangheta-Mafiosos) ermordet wurde, wurden die Ermittlungen intensiviert. Der Täter wurde inzwischen gefasst.

Simone Inzaghi hatte mit Inters Ultra-Bossen direkten Kontakt. © ANSA / GABRIEL BOUYS

Die `Ndrangheta soll auch in der Inter-Kurve eine Hauptrolle spielen. Die Mafia-Organisation, die aus dem kalabresischen Hinterland stammt und mittlerweile eine der mächtigsten weltweit ist, hat im San Siro u.a. den Fanartikel-Verkauf kontrolliert, Getränke-Kioske bewirtschaftet und Schutzgeld für Parkplätze kassiert haben.

Inter-Vizepräsident Zanetti warnte Ultras

Verhaftet wurde auch Marco Ferdico, ein weiterer großer Name bei den Inter-Ultras. Wie aufgedeckt wurde, soll Ferdico sogar Trainer Simone Inzaghi persönlich angerufen haben. Weil es für das Champions-League-Finale gegen Manchester City nicht genügend Tickets gab, forderte der Ultra-Boss weitere ein. Inzaghi verwies Ferdico an die Klubspitze. „Ich spreche mit Marotta und Zanetti“, soll der Inter-Trainer, der Ferdico stets bei seinem Vornamen angesprochen hat, dem Ultra gesagt haben. Ferdico ist in Mailand ein bekanntes Gesicht. Der 38-Jährige wird mit dem organisierten Drogenhandel in Verbindung gebracht. Wenn immer Inter erfolgreich war, durfte sich Ferdico mit dem Pokal ablichten. So gibt es zahlreiche Fotos des Gangsters mit dem Scudetto-Pokal 2024, aber auch mit Inter-Profis.

Javier Zanetti, Vizepräsident von Inter. © APA/afp / GABRIEL BOUYS

Inter-Vizepräsident Javier Zanetti soll auch in den letzten Wochen mit den Ultras interagiert haben. So soll der Argentinier den Anhängern gesteckt haben, dass sie seit dem Mord an Bellocco streng überwacht werden. Weil das Trainingszentrum in Appiano videoüberwacht wird, sollen sie sich besser an anderen Orten treffen, so Zanetti gegenüber den Anhängern.

Ex-Kapitän Skriniar unter Druck gesetzt

In den kommenden Tagen werden Inzaghi, Marotta, Zanetti und weitere Inter-Bosse vor den Ermittlern aussagen. Außerdem ist PSG-Profi Milan Skriniar als Zeuge geladen. Die Geschichte des Verteidigers ist eine besondere. Der Slowake wollte 2023 ablösefrei von Inter zu Paris Saint-Germain wechseln. Berichten zufolge, wurde er von den Ultras der Curva Nord unter Druck gesetzt, das nicht – oder nur nach Verlängerung seines Vertrages – zu machen. Um Konsequenzen zu vermeiden, hat sich Skriniar sogar mit den Anführern der Kurve getroffen.

Auch öffentlich wurde Druck auf den Spieler ausgeübt. So gab es vor einem Serie-A-Spiel einen Banner mit der Aufschrift: „Skriniar, du bist unser Kapitän. Du bis der Boss von Mailand. Bleib bei uns!“ zu lesen. Mitspieler sollen berichtet haben, dass Skriniar nach Siegen zitternd vor der mächten Nordkurve stand um Beifall zu klatschen.

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