Roland Fischnaller prangert an: Darum hat es bei Olympia nicht geklappt

Mit s+ analysiert der 41-Jährige nochmals das Geschehene und gibt gleichzeitig Auskunft über die nächsten Pläne.

Wo stören wir Sie gerade?

Roland Fischnaller: &bdquo;Bei gar nichts. Ich bin dabei, mich hier auf meinen Weiden in Villnöß um das Aufstellen eines lärchenen Bretterzauns zu kümmern.“

I hre Teamkollegen Aaron March, Edwin Coratti & Co. sind derweil in Livigno, beim Training auf Schnee. Warum sind Sie nicht mit dabei?

&bdquo;Die Verhältnisse sind nicht mehr so gut, als dass es viel bringt. In der Früh eine Stunde lang geht's, aber dann wird der Schnee so weich, dass es kaum mehr nützt. Zudem hatte ich zuletzt an einem Hexenschuss zu leiden. Er zieht sich den Rücken hinunter, und ich bin derzeit verspannt bis zum geht-nicht-mehr. Deswegen habe ich auch die Italienmeisterschaft vor Ostern sausen lassen müssen. Derzeit bin ich bei Thomas Januth in Meran in Therapie, mehr als Radtraining und Spaziergänge sind nicht drin.“

Eine Folge Ihres Alters?

&bdquo;Natürlich zwickt es immer mal irgendwo, wenn man 41 ist. Aber ich nehme an, dass dies eine Folge des ganzen Stresses war nach einer ungewöhnlichen Saison, die neben den Renn- und Trainingspisten viel mehr Kraft gekostet hat, als gut war. Irgendwann hat mein Körper einfach gestreikt.“ „Ich bekam von den Trainern keine Infos, keine Hilfestellung, keine moralische Unterstützung.“ Roland Fischnaller Was meinen Sie mit &bdquo;dem Stress abseits der Renn- und Trainingspisten“?

&bdquo;Unsere Trainingsarbeit in der letzten Saison war nicht auf Qualität ausgerichtet, sondern ein Kompromiss jagte den nächsten. Wir waren als Team mit 11 Athleten (7 Herren, 4 Damen) eindeutig zu groß, es musste auf viel zu viele Nebensächlichkeiten Rücksicht genommen werden. Das hat Zeit und Nerven gekostet. Und war am Ende mit ein Grund, warum es bei Olympia nur zu Rang 4 für mich gereicht hat.“

Blick zurück auf den 8. Februar 2022: Er hätte die Erfüllung Ihres sportlichen Lebenstraumes werden sollen. Es lief auch alles nach Plan, bis zum Halbfinale...

&bdquo;Ich habe jahrelang auf diesen Tag X hingearbeitet. Schließlich hatte ich nicht wie eine Doro Wierer 6 Tage und 6 Medaillenchancen. Wir Alpin-Snowboarder haben nur diese eine Chance im Parallel-Riesentorlauf, Edelmetall zu holen. Fakt ist, dass mir die Kraft ausgegangen ist im Halbfinale gegen Benjamin Karl. Im drittletzten Tor war ich total blau. Aber das war auf einem Lauf, der 40 Sekunden lang war, auch kein Wunder. Wir haben vorher auf Läufen trainiert, die 25 Sekunden lang waren. Das ist keine optimale Vorbereitung.“ Alexander Payer (rechts), hier gegen Roland Fischnaller. © ANSA / MAXIM SHIPENKOV

Und weiter?

&bdquo;Natürlich war die Enttäuschung nach dem Aus im Halbfinale riesig. Aber es stand noch ein weiterer Lauf im Kampf um Bronze an. Und nichts gegen Vic Wild – aber normal hätte ich dieses Ding locker gewinnen müssen. Nur: Ich bekam von den Trainern keine Infos, keine Hilfestellung, keine moralische Unterstützung. Die waren in dem Moment noch niedergeschlagener als ich, dass ich nicht um Olympiagold fahren konnte.“

Sie werden dies wohl angesprochen haben?

&bdquo;Das habe ich sehr wohl, ich habe sogar ein dreiseitiges Feedback geschrieben. Nur: Antwort habe ich bis keine erhalten. Es hat sich auch einer der Trainer in der Karwoche bei mir zu Hause zu einer Aussprache angekündigt. Ich warte aber heute noch, dass er kommt. Und jetzt ist eine Woche später.“

Was geht Ihnen derzeit durch den Kopf?

&bdquo;Ich habe in der Garage einige geile Snowboards stehen. Der Brettlsport ist meine Leidenschaft. Aber mir kommt vor, dass in unserem Team einige meinen, dass der alte Esel still sein soll. Vielleicht hoffen einige, dass ich es lasse. Mir geht es gegen den Strich, dass soviel improvisiert wird. Es gibt kaum eine Planung. Wenn alles so bleibt wie bisher, dann werde ich mir neue Wege überlegen müssen. Wir sind nächstes Jahr 13 Leute in der Weltcupmannschaft (9 Herren, 4 Damen, Anm. der Redaktion). Das ist eine viel zu große Gruppe, als dass man da gescheit arbeiten kann.“ „Fakt ist, dass ich in Russland keine Rennen mehr bestreiten werde, sollten da irgendwelche angesetzt sein.“ Roland Fischnaller Was bedeutet das?

&bdquo;Wir haben im Vorjahr oft nicht einmal auf Landeskader-Niveau trainiert. Ich warte jetzt ab, welches Programm Rennsportleiter Cesare Pisoni präsentiert. Für mich kommt nur in Frage, in einer ganz kleinen Gruppe zu trainieren. 2014 hatten wir nur Erich Pramsohler als Trainer, dazu den Skiman. Jetzt sind es mehr als eine Handvoll Trainer. Effizienter sind wir deshalb nicht geworden.“

Und wenn Ihren Vorstellungen nicht entsprochen wird?

&bdquo;Es gibt alternative Pläne, die aktuell nicht spruchreif sind. Fakt ist, dass ich bei jedem Training 120 Prozent gebe. Da kann es nicht sein, dass von Trainerseite aus nur 80 Prozent kommen.“

Sie sind 41. Denken Sie von nun an nur von Saison zu Saison?

&bdquo;Mein Körper gibt trotz kleinerer Wehwehchen noch immer sehr viel her. Ich bin der Überzeugung, dass 70 Prozent die Stärke im Kopf ausmachen, 20 Prozent der Körper und 10 Prozent das Material. Deshalb brauche ich mich noch lange nicht zu verstecken.“

Bis zu Heim-Olympia 2026 wird's aber nicht reichen, oder?

&bdquo;2026 ist sehr wohl ein Thema. Fakt ist, dass ich in Russland keine Rennen mehr bestreiten werde, sollten da irgendwelche angesetzt sein. Sollten im nächsten Jahr nur 7 oder 8 Weltcup-Rennen stattfinden, dann ist das keine große Belastung. Gut möglich, dass ich 2 Jahre irgendwie überbrücke und dann nochmal 2 Jahre voll angreife bis zu Olympia 2026.“

Interview: Andreas Vieider

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Roland Fischnaller prangert an: Darum hat es bei Olympia nicht geklappt

Es ist noch immer eine offene Wunde. Ein Schmerz, der ihn wohl ein ganzes Leben begleiten wird. Die Rede ist vom 8. Februar 2022. Es war der Tag, an dem Roland Fischnaller als Vierter Olympia-Edelmetall nur ganz knapp verfehlte.

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