Roland Fischnaller: „Ich musste bei null anfangen“

SportNews.bz: Herr Fischnaller, was hätten Sie jemandem geantwortet, der Ihnen vor einer Woche drei Siege in den ersten drei Rennen prophezeit hätte? Roland Fischnaller: Dem hätte ich geantwortet, dass der erste April erst in ein paar Monaten ist. (lacht) Diese Erfolge kamen für mich sehr überraschend, vor allem wegen meines Trainingsrückstands. Ich wusste überhaupt nicht wo ich stehe, nachdem ich im Herbst mehrere Wochen nichts tun konnte. Und nach den vielen Rückschlägen in der vergangenen Saison war auch mein Selbstvertrauen total im Keller. Ich musste bei null anfangen. Doch mit dem neuen Material fühlte ich mich auf Anhieb wohl. Schon beim letzten Training in Pfelders. Und auch das Gefühl im Rennen am Karerpass war super, denn ich wusste, dass ich wieder voll angreifen kann.

Stichwort Material: Was genau ist anders?

Das Brett ist anders aufgebaut, es ist zirka 20 Prozent weicher. Und ich verwende eine andere Platte, nämlich die von Doppel-Olympiasieger Vic Wild. Diese Kombination ist sehr gut. Ich spüre das weichere Brett viel besser, muss außerdem viel weniger Kraftaufwand betreiben. Im Vorjahr war ich körperlich viel fitter, doch jedes Rennen war von oben bis unten ein einziger Kampf. Heuer kann ich schon zwei Tore vorausdenken und bei jedem Schwung voll riskieren. Es ist schon komisch: Im Vorjahr bin ich oft ins Ziel gekommen und dachte &bdquo;Wow, das muss schnell gewesen sein“ – und war dann drei Sekunden langsamer als der Gegner. Und heuer denke ich hingegen, dass ich schon ein bisschen mehr hätte Gas geben können – und trotzdem bin ich schneller als die Gegner.

Wie geht es Ihnen körperlich?

Nach dem Rennen am Karerpass musste ich sofort zu meinem Physiotherapeuten Lukas Eckhardt, dem Freund von Nicole Gius. Der Fuß war total verkrampft, mein Knie hat höllisch geschmerzt. Ich mache mir auch keine Illusionen, dass ich heuer schmerzfrei fahren kann. Im Trockentraining muss ich außerdem aufpassen, dass ich mir die Sehne nicht nochmal einreiße. Als 34-jähriger Sportler ist es halt einfach anders, als wenn man 20 ist (lacht). Früher musste ich zum Beispiel nie aufwärmen – jetzt mache ich das sehr gezielt.

Vor Saisonbeginn haben Sie aufgrund Ihres Trainingsrückstands sehr tief gestapelt, was Ihre Ziele angeht. Hat sich daran etwas geändert, jetzt, wo sie drei Rennen in Serie gewonnen haben?

Nein, absolut nicht. Ich fahre diese Schiene konsequent weiter, denke von Rennen zu Rennen und bin sehr vorsichtig. Bei meinen zwei Siegen in den Einzelrennen hatte ich auch einfach das nötige Glück. Wenn du fünf, bzw. sechs Hundertstelsekunden schneller bist als deine Gegner, dann bist du nicht eine Klasse besser als deine Konkurrenten.

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