Perathoner nach Rücktritt: „Im Nachhinein ist man gescheiter“

Es wird nichts mehr mit einem Comeback als Snowboardprofi. Was schon länger im Raum stand, ist seit gestern Abend offiziell: Emanuel Perathoner muss die Karriere beenden.

Am Dienstag gab der 36-Jährige, der am 13. März 2020 in Veysonnaz sein letztes Weltcuprennen bestritt, seinen Rücktritt bekannt ( SportNews berichtete ). Mit ihm verliert die Südtiroler Snowboard-Szene den zweiten Weltklasse-Profi neben Omar Visintin. Hier spricht der Wahl-Spanier – er ist mit seiner Belen in Pamplona verheiratet – über die Entwicklung in den letzten Monaten.

Lange haben Sie eine Rückkehr in den Boardercross-Zirkus offen gelassen. Am Ende reichte es nicht. Warum?

Emanuel Perathoner: Ich bin fast 18 Monate lang an Krücken gegangen. Der Schienbeinkopf war derart zerbröselt, dass er trotz zweimaliger Operation mit Schrauben und Platten nicht mehr wiederherzustellen war. Im April 2022 entschied ich, mir eine Knie-Prothese einsetzen zu lassen. Damit wurde es zwar bedeutend besser, aber um Hochleistungssport zu betreiben, reichte es nicht mehr. Wenigstens konnte ich bei meiner Hochzeit im August die Krücken endgültig wegwerfen. Im Nachhinein wäre es gescheiter gewesen, ich hätte mir gleich so eine Prothese einsetzen lassen. Aber im Nachhinein ist man immer gescheiter.

Emanuel Perathoner war zuletzt mehr im Krankenbett als auf der Piste. © Leo Holzknecht / Emanuel Perathoner

Wie groß ist die Wehmut?

Ich habe alles getan nach jenem 14. Jänner 2021, an dem ich im Training gestürzt bin in Cervinia. Ich habe Physiotherapie gemacht ohne Ende. Trotzdem war ich 18 Monate auf Krücken angewiesen. Das war kein Leben mehr. Jetzt bin ich froh, dass es einen Schlussstrich gibt.

„Ich versuche, positiv zu bleiben und nach vorne zu schauen.“ Emanuel Perathoner

Denken Sie noch oft an jenen 14. Jänner 2021 zurück?

Natürlich war es bitter. Aber es ist passiert, ich stufe es als Berufsrisiko ein. So etwas kann bei jedem Sprung, in jeder Kurve, aber auch beim spazieren gehen passieren. Ich hadere nicht damit, es gibt Schlimmeres. Deswegen verfalle ich jetzt nicht in Depressionen. Ich versuche, positiv zu bleiben und nach vorne zu schauen.

Was bringt die Zukunft?

Ich muss mich beruflich neu aufstellen. Aus der Sportgruppe beim Militär werde ich entlassen, weil ich ja kein Athlet mehr bin. Ich könnte dort bleiben und im Büro arbeiten. Ich bin geprüfter Snowboardlehrer und habe auch das erste Level der Trainerprüfung bestanden. Einige Optionen gibt es also.

Könnten Sie sich vorstellen, die in Südtirol völlig brach liegende Boardercross-Disziplin neu zu beleben?

Es gab schon lose Gespräche mit Landeskader-Trainer Gert Außerdorfer. Er schafft es zeitlich und organisatorisch nicht, neben dem Parallel-Nachwuchs auch noch auf die Boardercrosser zu schauen. Es wäre generell eine interessante Option.

Sie haben 2019 WM-Bronze gewonnen, dazu die kleine Kristallkugel im Team Event mit Omar Visintin 2017 und 2018 gewonnen. Waren das Ihre größten Erfolge?

Unter dem Strich ja. Ich kam ja als Parallel-Snowboarder ins Nationalteam. Aber das war mir zu langweilig. Am 29. Jänner 2003 feierte ich beim Boardercross in Innichen mein Weltcup-Debüt. Da wurde ich auf Anhieb 14. und von da an fokussierte ich mich auf diese Disziplin. Ich habe sie von ganzem Herzen geliebt und jedes Rennen genossen.

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