Wieso ging der Saisonstart total daneben, Nadia Delago?

S+: Nach 6 Weltcuprennen noch kein Top 20-Platz: So haben Sie sich den Saisonstart ganz sicher nicht vorgestellt, oder?

Nadia Delago: &bdquo;Ganz sicher nicht. Nach meiner letztjährigen starken Weltcupsaison und Olympia-Bronze in der Abfahrt wusste ich, dass es nicht einfach sein würde, diese Ergebnisse zu bestätigen. Es ist immer extrem schwierig, auf Top-Niveau zu bleiben. Dass es so kommen würde, konnte ich nicht erwarten. Aber es gibt auch Gründe.“

Und die wären?

&bdquo;Es hat damit begonnen, dass ich beim Trainingslager im November in Copper Mountain schlecht beieinander war. Ich hatte eine starke Bronchitis, hustete fast 2 Wochen lang durch, Tag und Nacht. Eine Woche war ganz schlimm, ich konnte kaum trainieren, geschweige denn Ski testen. Copper Mountain liegt auf fast 3000 m, die Luft ist dünn, ich habe mich kaum erholt. An einigen Tagen habe ich nur eine Trainingsfahrt machen können.“

Nadia Delago kam auch nicht in St. Moritz nicht auf Touren. © ANSA / JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Trotzdem waren Sie beim Saisonauftakt in Lake Louise am Start...

&bdquo;Ich bin Rennfahrerin, und als solche will ich immer fahren, aber es stimmt: Ich habe mich in Lake Louise nicht bereit und vor allem nicht sicher gefühlt. Ich war nicht fit. Gestartet bin ich trotzdem, war aber in keiner Phase ich selbst, sondern bin mehr schlecht als recht ins Ziel gefahren. Die extreme Kälte hat mir nochmals zugesetzt, und vor allem im Kopf ging nichts mehr.“

Das Weltcup-Wochenende in St. Moritz hat Ihnen auch nicht neues Selbstvertrauen eingeflößt mit den Plätzen 44,26 und 36?

&bdquo;Nach der Rückkehr aus Kanada ließ ich mich erstmal medizinisch durchchecken, und ein ursprünglicher Verdacht, dass ich Asthma haben könnte, hat sich nicht bestätigt. In St. Moritz herrschten im Training schon schlechte Sichtverhältnisse. Ohne Selbstvertrauen im Blindflug herunter zu rauschen, hat mich viel Überwindung gekostet. Dann kamen noch einige Schläge dazu, und anstatt aktiv auf dem Ski zu stehen, war ich quasi nur Passagier. Die Unsicherheit war riesengroß.“

„Natürlich fehlt die Leichtigkeit. Die kann man nicht auf Knopfdruck herbei zaubern.“ Nadia Delago

Sie haben in ihrer bisherigen Karriere vor allem mit Ihrer Leichtigkeit und Lockerheit, spontan ganz vieles richtig zu machen, beeindruckt. Ist das jetzt abhanden gekommen?

&bdquo;Natürlich fehlt die Leichtigkeit. Die kann man nicht auf Knopfdruck herbei zaubern. Fakt ist, dass ich mir keinen Druck mache. Ich muss mir nichts beweisen, sondern nur wieder so fahren, wie ich es kann. Locker bleiben ist die Devise, aber das ist leichter gesagt als getan.“

Was gibt Ihnen Hoffnung, den Hebel umlegen zu können?

&bdquo;Wir waren nach St. Moritz zuletzt noch 2 Tage beim Training in Ponte di Legno. Mit heute stelle ich die Skier für einige Tage in den Keller, um komplett abzuschalten. Über Weihnachten werde ich mit meiner Schwester Nicol einige Tage zu Hause in Gröden mit unserem Vater sowie den Trainern Daniel Dorigo und Giovanni Feltrin trainieren. Ich hoffe, dass es dann Schritt für Schritt besser wird und ich die alte Sicherheit zurück bekomme. Nach Neujahr trainieren wir mit dem gesamten Team am San-Pellegrino-Pass. Für die Rennen in St. Anton am 14. und 15. Jänner hoffe ich, gerüstet zu sein.“

Das Speed-Team der &bdquo;Azzurre“ ist im Weltcup einmal mehr das Maß aller Dinge. Beeindruckend, oder?

&bdquo;Wir haben in 3 Disziplinen das rote Trikot der Gesamtführenden (Sofia Goggia Abfahrt, Elena Curtoni Super-G, Marta Bassino Riesentorlauf, Anmerk. der Redaktion) – das ist schon gewaltig. Wir pushen uns gegenseitig, und ich muss sagen, dass mich die Teamkolleginnen stützen, wo sie nur können. So kam Elena Curtoni nach ihrem Abfahrtssieg von St. Moritz trotzdem in mein Zimmer und hat lange mit mir geredet, mir Mut zugesprochen. Sie meinte, dass solche Momente jeder von uns mitmacht. Meine Schwester Nicol ist ohnehin meine engste Vertrauensperson. Oft kann man sich nicht erklären, warum man schnell ist. Und oft ist es auch umgekehrt: Man weiß nicht, warum es nicht vorangeht.“

In 7 Wochen beginnt die Ski-WM in Frankreich. Schwirren die Titelkämpfe in Ihrem Kopf herum?

&bdquo;Ehrlich gesagt denke ich nicht daran. Ich will nur, dass das Gefühl wie im Vorjahr zurückkommt. Wenn es sich ausgehen sollte, okay, wenn nicht, ist es auch kein Weltuntergang. Ich muss derzeit Schritt für Schritt machen. Es ist momentan so, wie es ist. Ich nehme es an und werde weiter hart arbeiten. Es gibt keine Alternative dazu.“

Auch bei Dominik Paris läuft es derzeit überhaupt nicht nach Wunsch. Sprechen Sie sich mit ihm ab?

&bdquo;Nein. Ich glaube, jeder muss seinen eigenen Weg gehen. Ich weiß nicht, warum es bei ihm nicht läuft. Ich bin aber sicher, dass er in Bormio wieder Vollgas gibt und ganz vorne dabei ist. Skifahren ist ein Einzelsport, jeder muss auf sich schauen. Und ich tue gut daran, auf mich zu schauen und nicht auf andere. “

Interview: Andreas Vieider

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Wieso ging der Saisonstart total daneben, Nadia Delago?

Nadia Delago macht derzeit keine einfache Zeit durch. Hier erklärt sie, warum die ersten 6 Weltcuprennen völlig neben der Erfolgsspur waren.

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