Weihnachten als Skifahrer – das ist anders

Heute haben die Slalomfahrer auf der Gran Risa ihren letzten Auftritt vor Heiligabend, am Wochenende geht es in Bormio mit Abfahrt und Super-G wieder weiter. Die Slalomfahrer juckt das nicht, die können bis beim Nachtrennen am 8. Jänner in Madonna di Campiglio durchschnaufen. Aber Marco Odermatt ist nicht zu beneiden.

Gestern stand der 27-Jährige nach seinem 41. Weltcupsieg im Zielraum von Alta Badia geduldig wie immer nicht nur den Medien, sondern auch den Fans noch ausgiebig Rede und Antwort. Dann ging es zurück auf die mehr als sechsstündige Heimreise ins 450 Kilometer entfernte Beckenried, einer Fraktion der Gemeinde Buochs am Vierwaldstättersee. Ohne seine Eltern Walter und Priska, wohlgemerkt. Die haben die Weltcuprennen ihres Sohnes in Gröden und Alta Badia vor Ort verfolgt und verbringen auch Weihnachten in Südtirol, ehe es direkt weiter nach Bormio geht.

Ski-Star Marco Odermatt. © ANSA / ANDREA SOLERO

Sohnemann Marco verbringt hingegen 2 Tage zu Hause mit seiner Lebensgefährtin Stella Parpan. Die angehende Ärztin absolviert derzeit ein Praktikum und kann die Skirennen nicht vor Ort verfolgen. Schon am 25. Dezember muss Odermatt wieder in den Weltcup-Alltag zurück. Da ist die Anreise für die Speedrennen in Bormio, am Stefanstag steht auf der anspruchsvollsten Strecke im Speed-Weltcup das erste Training an.

Odermatts Marathon im Auto Von Odis Heimat am Vierwaldstättersee nach Bormio zurück in die Alpen sind es &bdquo;nur“ 300 km, aber fast alles über Bergstraßen mit rund 5 Stunden Fahrzeit. Sicher: Gelegentlich kommt Odermatt in den Genuss eines von seinem Kopfsponsor zur Verfügung gestellten Helikopter-Fluges. Das ist mit 2 Trainingsläufen, dem Super-G, der Abfahrt in Gröden sowie dem Riesentorlauf in Alta Badia – alles innert 6 Tagen – mehr als nachvollziehbar.

Dominik Paris verbringt Weihnachten zu Hause. © APA/afp / MARCO BERTORELLO

Da hat es Domme Paris fast schon gemütlich. Der Ultner trat schon am Samstag nach der Gröden-Abfahrt die Heimreise an und freut sich einfach nur darauf, &bdquo;a guats Flaschl aufzutian“ am Heiligen Abend. &bdquo;Damit kann ich den Gröden-Frust runterspülen und gleichzeitig locker werden für Bormio“, meinte er mit seinem unnachahmlichen Humor. Aber auch für Paris gilt: Schon am Christtag muss er von seiner Familie mit Lebensgefährting Kristina sowie den Buben Niko und Lio Abschied nehmen und sich Richtung Bormio aufmachen.

Gar nicht erst nach Hause fahren die Fahrer aus Übersee. So feierte Mikaela Shiffrin vor ihrer Zeit mit Aleksander Aamodt-Kilde einige Male Weihnachten bei Manu und Manfred Mölgg in St. Vigil. Von dort ging es weiter nach Lienz oder am Semmering, wo nach Weihnachten die nächsten Damen-Weltcuprennen anstehen.

Ski-Familie Platter in Mals als Christkind Dauergäste hat seit vielen Jahren auch die Skifamilie Platter in Mals im oberen Vinschgau. Dort feiern die kanadischen Speedfahrer wie Brodie Seger, James Crawford und ihre Teamkollegen Weihnachten. &bdquo;Wir geben den Jungs ein Stück Geborgenheit. Und es wird den ganzen Tag über gewaschen, was die Waschmaschine wegbringt“, lacht Agneta Platter, die viele Jahre lang Trainerin u.a. beim kanadischen Herrenteam war.

Als Schwedin tischt sie Julbord auf, eine schwedische Weihnachtstafel. Auf einem Buffet werden Fleisch, Weihnachtsschinken, Lachs und Hering serviert und damit ordentlich Kalorien getankt. Genau das, was Skiathleten brauchen. Agneta Platter: &bdquo;Viel wichtiger ist, den Athleten ein Gefühl von Familienidylle fernab der Heimat zu geben. Wenn auch nur für wenige Stunden. Ganz im Sinne von: Frohe Weihnachten – aber nur ganz kurz.“

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Wer sich für den Beruf des Skirennfahrers entscheidet, der muss wissen, dass von einer „Frohen, besinnlichen und ruhigen Weihnachtszeit“ keine Rede ist. Das Tagebuch von Redakteur Andreas Vieider.

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