Von verrückten Schweizern bis Goggia: Die Tops und Flops

Top Die WM-Veranstalter: 12 Jahre nach Schladming 2013 war Österreich mit Saalbach-Hinterglemm wieder Ausrichter einer Ski-WM – und sie machten ihre Aufgabe herausragend. Skifahren ist in Österreich Nationalsport wie in Italien der Fußball – nur besser und professioneller organisiert. 174.900 Zuschauer im Zielstadion, dazu Tausende am Pistenrand – alles lief höchst reibungslab ab. Die Latte ist extrem hochgelegt für die nächsten WM-Veranstalter – auch für Gröden 2031.

Die Superstars: Nein, es waren nicht die etablierten Stars Mikaela Shiffrin und Marco Odermatt. Auch sie holten je einmal Gold, aber in den Fokus rückten andere: Bei den Herren krönte sich gestern Loic Meillard mit Slalomgold zum WM-König. Dazu gewann er mit Franjo von Allmen die Team Kombi und holte Bronze im Riesentorlauf. Breezy Johnson (USA) gewann die Abfahrt und die Team-Kombi, genauso wie von Allmen. Gold (Riesentorlauf) und Silber (Super-G) eroberten auch Raphael Haaser und Federica Brignone.

Die Schweiz: 5 Mal Gold, 5 Mal Silber, 3 Mal Bronze: Die Eidgenossen waren bei der 48. Ski-WM das Maß aller Dinge. Nur die in Vergangenheit erfolgsverwöhnten Speedfahrerinnen um Lara Gut-Behrami, Corinne Suter & Co. enttäuschten, dafür waren die Männer herausragend – als ganzes Team holte sie 9 Medaillen (4 Mal Gold, 2 Mal Silber und 3 Mal Bronze).

Nicol Delago: Die Grödnerin kam als Abfahrts-Ersatzfahrerin zur WM – fuhr in der Quali aber bärenstark und war in der Abfahrt als 8. die Beste der &bdquo;Azzurre“. 3 Tage später verpasste sie in der Team Kombi ebenfalls als 8. Bronze um 0,4 Sekunden. Hut ab!

Alex Vinatzer: Er war der einzige Südtiroler Medaillengewinner – und das gleich am ersten WM-Tag beim Team Event. Vinatzer war der Leader eines ganz jungen &bdquo;Azzurri“-Teams, das alle Top-Nationen hinter sich ließ. Schade, dass der 25-Jährige den Schwung nicht mitnehmen konnte und in &bdquo;seinen“ Rennen inklusive Team Kombi enttäuschte.

Heini Pfitscher, Trainer der Schweizer Technikerinnen. © fop

Südtiroler Trainer und Serviceleute: Sie sind ein Dauerbrenner im Skizirkus: Die Südtiroler Trainer im Ausland haben in Saalbach-Hinterglemm kräftig abgeräumt. Heini Pfitscher, Roland Platzer (beide Schweiz Frauen), Michael Gufler (Schweiz Männer), Manuel Gamper (Schweden Frauen), Franz Gamper (Tschechien Frauen), David Fill, Stefany Zonin (beide Österreich Frauen), Daniel Dejori (USA Frauen) – ihre Schützlinge haben allesamt Medaillen gewonnen. Dazu kommt auch Peter Fill als Männertrainer bei den &bdquo;Azzurri“ beim Team Event. Aber auch Südtirols Serviceleute haben Medaillen erobert: Den Anfang machte Simon Vicenzi aus Ulten mit dem Abfahrtsgold von Stephanie Venier, dann kam auch Kult-Skiman Sepp Kuppelwieser (Franjo von Allmen) und schließlich Manfred Mölgg als Nordica-Rennchef (Bronze für Marc Rochat in der Team Kombi) dazu.

Team Kombi: Die ursprüngliche Alpin-Kombination wurde mangels Attraktivität aus dem Weltcup- und WM-Programm gestrichen. Dafür feierte die Team Kombi eine glanzvolle Premiere. Bei Frauen und Männern gab es spannende Hundertstel-Entscheidungen, alle weltbesten Athleten gingen an den Start und waren begeistert. Dieses Format, von der ehemaligen Grödner Skirennfahrerin Verena Stuffer &bdquo;erfunden“, hat sich auf Anhieb etabliert. Dominik Paris: Ohne Medaille kehrte Südtirols Aushängeschild von der 48. Ski-WM nach Hause zurück. Das Hundertstelglück war dem Ultner nicht hold, im Super-G fehlten 0,16, in der Abfahrt 0,14 Sekunden auf Bronze. Zudem lieferte er in der Team Kombi als Dritter eine Steilvorlage für Kollege Alex Vinatzer ab, der einfädelte. In dieser Form ist Domme ein ganz heißer Olympia-Kandidat, denn: Irgendwann kommt alles einmal zurück.

Flop Hundertstelpech: Vor allem Dominik Paris kann ein Lied davon singen (siehe oben), aber auch bei der Team Kombi von Florian Schieder und Tobias Kastlunger fehlte nur 0,50 Sekunden auf Bronze, bei Nicol Delago und ihrer Partnerin Marta Rossetti gar nur 0,4 Sekunden.

Eklatantes Leistungsgefälle bei den Frauen: In den Speed-Disziplinen war es hochspannend, aber im Riesentorlauf und im Slalom der Frauen war das Leistungsgefälle erschreckend. Im Riesentorlauf eroberte Paula Moltzan (USA) mit 2,62 Sekunden Rückstand auf Weltmeisterin Federica Brignone noch Bronze, die 10. Britt Richardson (Kanada) lag 3,89 Sekunden zurück. Ähnlich das Ergebnis im Slalom: Katharina Liensberger eroberte mit 1,32 Sekunden Rückstand Bronze, die Beste der &bdquo;Azzurre“, Lara Della Mea, war als 12. 4,02 Sekundenhinten, Martina Peterlini als 22. gar 6,63 Sekunden.

Sofia Goggia und Lindsey Vonn: Nach der knapp verpassten Medaille im Super-G (0,06 fehlten auf Bronze) war bei Goggia die Luft raus: Zuerst stürzte sie im Abfahrtstraining, dann wurde sie im Rennen als 16. gar noch von Lindsey Vonn abgehängt. Im Riesentorlauf kam im 1. Durchgang das Aus. Goggia wird die richtigen Schlüsse daraus ziehen, um für Olympia 2026 gewappnet zu sein. Vonn kam nach den Rängen 4 und 6 im Weltcup von St. Anton mit überzogenen Erwartungen nach Saalbach. Im Super-G stürzte sie, in der Abfahrt wurde sie 15., in der Team Kombi wurde sie 16. – aber nicht an der Seite von Mikaela Shiffrin, die einen Start mit der 40-Jährigen ablehnte.

Kritik an der WM-Piste: Anstatt eigene Defizite und Schwächen selbs tkritisch anzumerken, meinten gar einige Fahrerinnen und Fahrer, die WM-Strecke in Hinterglemm sei nicht WM-tauglich. Weit gefehlt! Selten war eine Piste derart herausfordernd wie die Zwölferkogel- und Ulli-Maier-Strecke. Natürlich spielte das Wetter perfekt mit, sodass für alle WM-Starter bei allen 11 Rennen die gleichen Bedingungen herrschten. Und: Die Pistencrews leisteten in Zusammenarbeit mit den FIS-Renndirektoren gewaltige Arbeit.

Manuel Feller: Er war nach dem gestrigen WM-Slalom ein Häufchen Elend. Sozusagen in Eigenregie legte er sich den ganzen Druck der Ski-Nation Österreich auf, unbedingt Gold zu holen. Dafür verzichtete er sogar auf einen Start im Riesentorlauf, wo sein Ersatzmann Raphael Haaser sensationell Gold holte. Gestern verspielte er bereits im 1. Durchgang eine Medaille, weil er zu vorsichtig, ja geradezu ängstlich fuhr. 2013 war Marcel Hirscher in Schladming in einer ähnlichen Situation – er hielt dem Druck stand und eroberte WM-Gold.

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