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Mattia Casse genießt seinen großen Triumph. © APA/afp / MARCO BERTORELLO

„Von diesem Tag hat der kleine Mattia geträumt“

Das Weltcup-Wochenende in Südtirol begann mit einem Paukenschlag: Mattia Casse, der in seiner langen Karriere noch nie gewonnen hatte, stieg erstmals aufs Siegerpodest. Wir haben die Stimmen eingefangen.

Aus St. Christina

Von:
Thomas Debelyak

Die Frage musste kommen. „Wie sehr hast du diesen Sieg herbeigesehnt?“, fragte ein italienischer Reporter im Zielraum von St. Christina. Mattia Casse steht zu dem Zeitpunkt schon als Sieger des Gröden-Super-Gs fest, doch irgendwie kann es der dauerlächelnde Skifahrer aus dem Piemont noch nicht ganz realisieren. „Diesem Sieg fahre ich seit 15 Jahren hinterher“, sagt Casse und schiebt mit einem Augenzwinkern hinterher: „Die Alten darf man nie abschreiben.“


Eine Aussage, die wie die Faust aufs Auge passt. Denn Casse ist 34 Jahre alt und wird am 19. Februar 35. Zwar war der Speedspezialist, der perfekt Französisch spricht, einst Junioren-Weltmeister in der Abfahrt, doch bei den „Großen“ musste er fast 30 Jahre alt werden, um konstant in die Top 10 des Weltcups zu fahren. Auch aufgrund mehrerer Verletzungen ist Casse der Durchbruch lange Zeit nicht gelungen, doch nun belohnte er sich in Gröden mit seinem langersehnten und hochverdienten ersten Sieg.

Hier raste Mattia Casse zum Sieg. © ANSA / ANDREA SOLERO


Ganz überraschend ist das freilich nicht. Bereits vor zwei Jahren raste Casse auf der Saslong-Abfahrt als Dritter erstmals auf das Weltcuppodest, und auch in den Trainings in dieser Woche war Casse als Erster bzw. Zweiter immer ganz vorne dabei. „Aber runterbringen muss man es im Rennen. Das ist mir heute gelungen. Hier meinen ersten Weltcupsieg zu feiern, das hat schon einen besonderen Geschmack“, so der Piemontese, der auch anfügt: „Heute waren die Hundertstel auf meiner Seite.“
„Wo willst du diese Hundertstel suchen?“ Jared Goldberg

Was er damit meint, war sein hauchzarter Vorsprung auf Sensationsmann Jared Goldberg. Der US-Amerikaner raste mit Startnummer 26 auf Platz 2 – nur eine Hundertstelsekunde hinter Casse. „Ob ich wütend war? Ich hätte ihn am liebsten geschüttelt“, witzelt Goldberg mit einem breiten Grinser und schiebt hinterher: „Nein, im Ernst: Das war so eng, da kann man nicht wütend sein. Wo willst du diese Hundertstel suchen?“ Nichtsdestotrotz war Goldberg überglücklich über seinen ersten Podestplatz im Weltcup, den er im stolzen Alter von 33 Jahren einheimsen konnte.

Auch Goldberg strahlte in Gröden also übers ganze Gesicht, doch die große Bühne gehörte eindeutig Mattia Casse. Als er bei der Siegerehrung kurz zu Wort kam, brachte er seine Gefühlslage auf den Punkt: „Von diesem Tag hat der kleine Mattia als Kind geträumt.“

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