Viele „Freunde“ in diesen Tagen

Es ist schon eigenartig, wie viele &bdquo;Freunde“ ich in diesen Tagen habe. Solche, die ich seit Corona nicht mehr gehört oder gesehen habe, und sogar solche, die ich nicht einmal in meinem Handy abgespeichert habe. Alle melden sich, um für eventuelle &bdquo;Karten“ in Kitzbühel nachzufragen. Oder um Einlassbänder in irgendwelchen Bars oder Diskotheken. Oder um Tischreservierungen in In-Restaurants. Oder darum, ob man es nicht doch einrichten könnte, bei den Red-Bull-Türmen am Start oder bei der Hausbergkante mit dabei zu sein. Sogar das Management eines recht famosen deutschen Schauspielers hatte da noch meine Nummer.

Es stimmt ja: Kitzbühel ist das absolute Saison-Highlight. Vor allem, was neben der Piste abgeht. Es gibt nichts Vergleichbares. Höchstens die Mega-Party in Adelboden kann da mithalten, ist niveaumäßig mit seiner Zeltfest-Atmosphäre aber deutlich niedriger anzusiedeln. In Kitz dominiert der Glamour, die Bussi-Bussi-Gesellschaft der nahen Münchner Schickeria und die ganzen, zumeist neureichen Mitschwimmer, die nicht auf den Geldbeutel schauen müssen.

Arnold Schwarzenegger (Mitte) und Andreas Gabalier (rechts) sind Stammgäste in Kitzbühel. © APA / HERBERT NEUBAUER

Während &bdquo;draußen“ auf den Straßen die Tausenden von zumeist jungen Leuten bei Bier und Glühwein für Stimmung sorgen – ohne je ein Rennen zu sehen – sind diejenigen, die irgendwelche Eintrittskarten für private oder elitäre Feste ergattert haben, lieber unter sich. Außer bei der legendären Weißwurstparty im Stanglwirt. Dort werden morgen Abend bis zu 3000 Gäste dabei sein, wenn Arnold Schwarzenegger, Andreas Gabalier und Miriam Weichselbraun ihr Gezuzle zelebrieren.

Die billigste Eintrittskarte kostet 195 Euro Die Preise – die Party ist übrigens restlos ausverkauft – sind für &bdquo;Normalos“ gesalzen: Laut Homepage sind für eine &bdquo;Klassik“-Eintrittskarte 195 Euro zu bezahlen, für eine &bdquo;Gold“-Karte 415 und für eine &bdquo;Diamant“-Karte 685 Euro. Da ist man in den ersten 2 Kategorien noch nicht einmal richtig drin, sondern nur dabei. Wobei: Kitzbühel verkauft sich und seine Prominenz weit besser, als dass sie ist. Arnold Schwarzenegger ist zweifellos ein Weltstar, aber mit seinen 75 Jahren nicht mehr der Allerjüngste. Und ob der ehemalige Formel-1-Chef Bernie Ecclestone mit seinen 92 Jahren am Samstag beim Kitz Charity Race seine Aufwartung macht, bleibt bis zuletzt ein Geheimnis. Und im Ernst: Wen interessiert Herr Ecclestone noch?

Die Sänger Gabalier, Marc Pircher und Hansi Hinterseer haben in Kitzbühel ein Heimspiel, geben aber viel her in der Außendarstellung. Dass die Ski-Legenden Benjamin Raich, Stephan Eberharter, Nicole Hosp und Leonhard Stock als Tiroler ebenfalls da sind, ist selbstverständlich. Punktum: Es wäre genau so, wie wenn die Weltcupveranstalter von Gröden und Alta Badia – oder auch im Biathlon in Antholz – die Kastelruther Spatzen, Sänger Max von Milland, Bergsteiger-Legende Reinhold Messner und Schauspielerin Gerti Drassl jeweils vor Ort haben würden. Und natürlich Gustav Thöni, Peter Runggaldier, Carolina Kostner, Armin Zöggeler und halt alles, was Südtirol an Sport und Show zu bieten hat. Natürlich ist das utopisch, zumal sich Südtirol gerne in vornehmer Zurückhaltung übt und mit seinen Stars nicht so gerne und vor allem groß angibt.

Dass nach zweijähriger Coronapause die Lust auf Remmidemmi riesig ist, zeigt die Anzahl der akkreditierten Journalisten: 680 sind angekündigt, kaum 100 sind &bdquo;reine“ Skisportjournalisten, die über das Geschehen auf der Streif und am Ganslernhang schreiben. Alle anderen sind dem Geschehen abseits der Piste zugetan. Oder wollen mit einer Akkreditierung ein Pressegeschenk erhalten (es gibt eine Skimütze) oder den Preis für die Eintrittskarte (30 Euro pro Rennen) sparen. Ein Freifahrtsschein für die vielen Partys und Feste ist eine Akkreditierung in Kitzbühel schon längst nicht mehr.

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Dolomiten-Redakteur Andreas Vieider ist dieser Tage im Ski-Mekka Kitzbühel. In seinem Tagebuch schreibt er dieses Mal über viele „Freunde“, die sich plötzlich melden und über die High Society, die sich im Nobelort tummelt.

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