Teil 1 | Volltreffer & Irrtümer: Rückblick auf die 7 Ski-Vorhersagen

Sofia Goggia gewinnt Olympia-Gold, Karoline Pichler löst das Olympia-Ticket und Mikaela Shiffrin knackt den Vonn-Rekord. Das und vieles mehr hatte die SportNews-Redaktion zu Beginn der Ski-Saison behauptet. Jetzt macht sie sich selbst den Prozess.

1. Shiffrin knackt den Vonn-Rekord Vor der Saison trennten die Allzeit-Rekordhalterin in Sachen Weltcupsiege, Lindsey Vonn, und deren designierte Nachfolgerin Mikaela Shiffrin 13 Erfolge. Dass die 27-Jährige diese Bestmarke knacken würde, schien angesichts ihrer sportlichen Gesichte durchaus möglich. Wie sich jetzt herausstellte, haben wir aber zu hochgegriffen: Shiffrin gewann &bdquo;nur“ fünf Rennen, steht nun bei 74 Weltcupsiegen und muss sich deshalb noch etwas gedulden. Die Experten sind sich jedoch einig, dass die US-Amerikanerin den Vonn-Rekord (82 Erfolge) schon in naher Zukunft einstellen wird, sofern sie sich nicht zu einem frühzeitigen Rücktritt à la Marcel Hirscher entscheidet. Darauf deutet jedoch nichts hin.

2. Goggia schafft das Gold-Double

Im Gegensatz zur Shiffrin-Prognose sind wir hierbei deutlich knapper am Ziel vorbei geschrammt. Die wilde Italienerin dominierte den Abfahrtssport zuletzt wie einst Lindsey Vonn und schien deshalb dem zweiten Olympiasieg in Folge geweiht – obwohl sie von einer Verletzung, die sie sich kurz vor der Heim-Weltmeisterschaft in Cortina 2021 zuzog, zurückkam. Und so gewann Dominatorin Goggia auch im zurückliegenden Winter die ersten drei Abfahrten, ehe sie in Altenmarkt-Zauchensee und in Cortina heftig stürzte. Mit einem stark lädierten Knie fuhr sie zu den Olympischen Spielen in Peking, wo sie die Silbermedaille gewann, die aufgrund ihrer gravierenden Verletzung wie Gold glänzte.

Petra Vlhova hat abgeräumt. © Pentaphoto

3. Vlhova muss sich hinten anstellen Diese Prognose hatte zweierlei Bedeutung: Einerseits trauten wir der Gesamtweltcup-Siegerin der Vorsaison nicht die Titelverteidigung zu, andererseits waren wir überzeugt davon, dass die Slowakin auch in puncto Siege Abstriche machen muss. Ist die erste der beiden Thesen eingetroffen, so traf die zweite nicht zu: Vlhova siegte im Weltcup sechs Mal, schnappte sich darüber hinaus den Slalom-Olympiasieg und gewann zudem die kleine Kugel in besagter Disziplin. Die 26-Jährige hat den turbulenten Trainerwechsel im letzten Sommer also ohne Auswirkungen auf ihr sportliches Schaffen überstanden, ihre Kritiker erneut verstummen lassen und bewiesen, dass sie eine Sondererscheinung ist.

4. Nicol Delago feiert ersten Sieg Zugegebenermaßen hegten wir diesbezüglich Zweifel. Weil die 26-Jährige aus Wolkenstein in den letzten Jahren aber gezeigt hatte, dass sie immer für eine Überraschung gut ist, glaubten wir an deren ersten Sieg im Weltcup. Wohlwissend, dass es eine Sensation gewesen wäre, zumal sie in der Vorsaison von einem Achillessehnenriss außer Gefecht gesetzt wurde. Zunächst sah es danach aus, als ob Delago wieder ganz die Alte ist, begann der Winter in Lake Louise doch mit einem achten Platz. Anschließend hatte die Grödnerin jedoch mehr Mühe als erhofft, erzielte im weiteren Verlauf der Saison keinen weiteren Top-10-Platz und verpasste zudem das Weltcup-Finale in beiden Disziplinen. In einer Comeback-Saison ist all das aber nur allzu verständlich.

Zrinka Ljutic hat eine große Zukunft vor sich. © ANSA / URS FLUEELER

5. Kroatien-Teenie fährt ins Rampenlicht Lange befürchteten wir, dass wir Zrinka Ljutic Unrecht taten, indem wir die 18-Jährige zu früh hochgepriesen hatten. Ausgerechnet im letzten Rennen der Saison, beim Slalom in Courchevel, gab die Kroatin dann aber eine Kostprobe ihres riesigen Talentes. Ljutic, die die aktuelle Junioren-Weltmeisterin ist und nur deshalb starten konnte, erreichte sensationell Platz fünf. Dabei hatte der Youngster in den vorherigen zwölf Weltcup-Starts nur ein Mal Punkte gesammelt. Zwar fuhr Ljutic nicht wie prognostiziert konstant in die Top-15, viele Augen werden in der kommenden Saison jedoch auf sie gerichtet sein. Nicht zuletzt wegen des unglaublichen Rennens in Courchevel.

6. Pichler löst Olympia-Ticket Karoline Pichler hat die mit Abstand beste Weltcup-Saison ihrer durch Verletzungen gebremsten Karriere hinter sich. Ganze acht Mal sammelte sie Weltcup-Punkte, der Höhepunkt war ein 13. Rang beim Super-G in St. Moritz. Zu einem Olympia-Ticket reichte es dennoch nicht. Der Grund: Ausgerechnet im Riesentorlauf, Pichlers eigentlich stärkste Disziplin, lief es nicht rund. Nur einmal landete sie in den Top 30. Und weil die Azzurre in den Speed-Rennen das stärkste Team der Welt stellen, blieb der 27-Jährigen erste Olympia-Teilnahme verwehrt. Was noch nicht ist, kann ja bekanntlich aber noch werden. Vielleicht schon bei der nächstjährigen WM in Courchevel und Meribel.

7. Schweiz backt kleinere Brötchen Überzeugt, dass die Schweizer Ski-Damen im Nationencup sich hinter den Azzurre anstellen müssen, stellten wir diese Behauptung auf. Letzten Endes kam es jedoch anders. Nicht die Schweiz, nicht Italien, sondern Österreich schnappte sich den Sieg. Grundlegend dafür ist die Breite im ÖSV, die jene in allen anderen Ländern übertrifft. Eine Rolle spielten jedoch auch die Verletzungen von Sofia Goggia und Laura Pirovano, wodurch Hunderte Punkte verloren gingen, sowie das horrende Abschneiden von Italiens Slalom-Damen. Bei den Schweizerinnen blieben dagegen Wendy Holdener und Lara Gut-Behrami, im Weltcup wohlgemerkt, unter den Erwartungen.

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