Team-Kombi: Eine Südtirolerin hat's erfunden

Ich bin damals um 3 Uhr in der Nacht aufgestanden, um mir im Fernsehen die Männer-Kombi in Peking anzuschauen. 27 Athleten waren 2022 bei Olympia am Start, von den Azzurri lediglich Christof Innerhofer am Start. Und der wurde mit mehr als 4 Sekunden Rückstand Zehnter. Ich habe mir gedacht: Kann es das wirklich sein? Ist so eine Kombi wirklich noch zeitgemäß? Ein Rennen, wo die Besten der Welt lieber im Bett bleiben? Ich habe mich noch die gleiche Nacht hingesetzt und der FIS einen Vorschlag geschrieben.“

So beginnt die Erzählung von Verena Stuffer. Die 40-jährige Grödnerin war selber Skirennfahrerin, bei 148 Weltcuprennen am Start und 10 Mal unter den Top 10. Bei einer WM war ein 19. Rang in der Abfahrt von 2017 ihr bestes Ergebnis. Seit einigen Jahren ist Stuffer Athletensprecherin im Skiweltcup und deshalb so nah am Geschehen dabei wie sonst niemand. In diesen WM-Tagen wird zwischen Slalomfahrer AJ Ginnis und dem vor 5 Jahren zurückgetretenen Fritz Dopfer ein zweiter gewählt.

Die neue Team-Kombi erhielt viel Zuspruch. © APA / TOBIAS STEINMAURER

Zurück zu jener Nacht im Februar 2022: Stuffer hatte einen Vorschlag für die FIS parat. Es sollte keine Alpin-Kombi mehr sein, wo ein Fahrer Abfahrt und einen Slalom-Durchgang bestritt (früher waren es sogar 2), sondern eine Team Kombi. Ein Abfahrts- und ein Slalomspezialist sollten eine Mannschaft bilden. Es folgte ein reger Meinungsaustausch unter den FIS-Verbänden, viel Zettelwirtschaft und noch mehr Telefonate mit Überzeugungsarbeit, aber schon 4 Monate später gab der sogenannte Executive Board der FIS auf Stuffers Antrag seine Zustimmung.

Bei der Junioren-WM 2023 in St. Anton am Arlberg wurde ein erster Versuch gestartet. Es war allerhöchste Zeit für die FIS, dem Internationalen Olympischen Komitee IOC etwas Neues zu bieten, denn auch den Olympia-Funktionären war die &bdquo;alte“ Kombi mehr als nur ein Dorn im Auge: Im Skirennsport sterben die Allrounder immer mehr aus, und es gibt mit Marco Schwarz, Mikaela Shiffrin und Emma Aicher nur mehr 3 Athleten, die sowohl im Speed wie auch in den engen Toren Weltklasse sind. Ski-Allrounder sind wie Dinosaurier und vom Aussterben nicht nur bedroht, sondern sportlich schon so gut wie begraben. Die Liste mit Siegern in allen Weltcup-Disziplinen ist mit Bode Miller, Pirmin Zurbriggen, Marc Girardelli, Günther Mader und Kjetil-Andre Aamodt höchst überschaubar. Das gilt auch für die Damen mit Petra Kronberger, Mikaela Shiffrin, Lindsey Vonn, Anja Paerson, Tina Maze, Pernilla Wiberg und Janica Kostelic. Nicht einmal ein Marco Odermatt, Federica Brignone, Hermann Maier (ihnen fehlt ein Slalomsieg), Benjamin Raich und Alexis Pinturault (Abfahrt) werden dort je angeführt sein.

Azzurre ohne Chance Dass die Team Kombi im Weltcup nicht gefahren wird, ist dem IOC zwar ein Dorn im Auge, aber nach dem Motto &bdquo;vorgeschriebene Regularien sind dazu da, um gebrochen oder nicht eingehalten zu werden“, steht dieses neue Event hier in Saalbach unter besonderer Beobachtung. Und schon die gestrige Premiere auf WM-Niveau hat gezeigt: Diese Disziplin hat Zukunft! Alle weltbesten Skidamen waren am Start – bis auf Sofia Goggia und Federica Brignone. Offiziell, um Kräfte für den morgigen Riesentorlauf zu sparen. Inoffiziell wohl, weil es bei den &bdquo;Azzurri“ an Siegfahrerinnen im Slalom fehlt und deshalb keine Medaillenchance bestand.

Dabei fuhren Nicol Delago und Marta Rossetti nur um 0,4 Sekunden an Bronze vorbei. Auch in der heutigen Herren Team Kombi geben die Weltbesten Vollgas. Sogar Domme Paris, in Vergangenheit eine Stunde nach der WM-Abfahrt immer im Auto Richtung Heimat, blieb 3 Tage länger. Denn: Eine WM-Medaille mit Alex Vinatzer ist absolut möglich. Und so ein Stück Metall ist halt nicht nur gut zum herzeigen, sondern auch in finanzieller Hinsicht einen längeren Aufenthalt wert.

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