
Federica Brignone fuhr ihrer Konkurrenz in St. Anton wieder einmal davon. © APA / BARBARA GINDL
„Surfen statt Skifahren“: Brignone bricht ihr Tabu
Federica Brignone hat beim Weltcup in St. Anton am Arlberg ein großes Tabu ihrer Karriere gebrochen – und einen empfindlichen Schlag gegen Rivalin Lara Gut-Behrami im Gesamtweltcup gelandet. Ihrem Alter macht sie weiter eine lange Nase.
11. Januar 2025
Von: nie
Federica Brignone sprang von ihrem Stuhl auf, ballte ihre rechte Faust und fiel ihrem Bruder um den Hals. Gerade eben war die Schweizerin Malorie Blanc sensationell mit Startnummer 46 auf das Podest gefahren, im dritten Sektor hatte sie ihre Nase sogar um acht Hundertstelsekunden vorn. Letzten Endes gab es aber doch kein Vorbeikommen an der Altmeisterin aus der Lombardei, ein Vorsprung von sieben Hundertstel bescherte ihr den 30. Weltcupsieg ihrer Karriere. Die Erleichterung war groß – auch weil sie damit ein Tabu brach.
„In der Abfahrt zu gewinnen... Daran habe ich nie gedacht“, gab Brignone im Interview mit Rai2 einen Einblick. Triumphe in Super-G, Riesenslalom und Kombination waren der 34-Jährigen bereits gelungen, nach sieben Podestplätzen in der Abfahrt grüßte sie nun erstmals auch in der Königsdisziplin von ganz oben.
Alter? Brignone lebt im Moment
Auf dem Weg zum Sieg muss nicht immer Perfektion gegeben sein, nur allzu oft geben im Kampf um die Hundertstel Durchhaltevermögen und Entscheidungsfindung auf der Piste den Ausschlag. „Es war nicht einfach mit diesen Bedingungen“, erläuterte Brignone im offiziellen Siegerinterview. „Es hat sich eher wie Surfen angefühlt als Skifahren.“ Die richtige Kombination aus Aggressivität und Geschmeidigkeit habe ihr letztlich die Bestzeit beschert.Brignone war in der Abfahrt nicht aufzuhalten. © APA / EXPA/JOHANN GRODER
Doch so sehr sich die Kombinationsweltmeisterin von 2023 auch bemüht, einem bestimmten Thema kann sie zurzeit nicht ausweichen. Vielleicht auch einfach nur aufgrund ihrer Brillanz. Mit ihrem Erfolg in St. Anton brach sie nämlich nicht nur zum dritten Mal den Rekord der ältesten Siegerin im Weltcup, sondern schob sich in dieser Rangliste nun auch in der Abfahrt an Lindsey Vonn vorbei. Die US-Amerikanerin fuhr am Samstag in ihrer ersten Abfahrt seit Januar 2019 übrigens auf einen starken sechsten Platz. „Jetzt reicht es, ich bin nicht mehr die Älteste“, lachte sie angesichts der eindrucksvollen Rückkehr ihrer 40-jährigen Konkurrentin.
Brignone träumt vom Gesamtweltcup
Allmählich wird sich Brignone ihrer großartigen Erfolge bewusst. „Ich habe mehr erreicht, als ich mir je erträumt hätte“, schwärmte sie. Doch der Hunger der Azzurra ist noch lange nicht gestillt. Im Fokus ist natürlich der Gewinn der großen Kristallkugel, der zweite Coup nach ihrem Triumph in der Saison 2019/20. Momentan liegt sie in der Gesamtwertung mit 419 Punkten auf dem vierten Rang, 37 Zähler hinter der kroatischen Spitzenreiterin Zrinka Ljutic. Im Super-G am Sonntag (11.15 Uhr) könnte sie die Führung an sich reißen – und Konkurrentin Lara Gut-Behrami einen weiteren empfindlichen Schlag versetzen.„Es ist wichtig, ein Rennen nach dem anderen anzupacken.“ Lara Gut-Behrami
Aufgrund des sensationellen Podestplatzes ihrer Landsfrau Blanc rutschte Gut-Behrami in der Abfahrt sogar auf den 13. Platz ab, im Gesamtweltcup fehlen ihr bereits 90 Punkte auf Brignone. Bislang sind jedoch erst 13 von 35 Rennen absolviert, mit der großen Kristallkugel setzt sich die Schweizerin noch nicht auseinander. „Es ist wichtig, ein Rennen nach dem anderen anzupacken. Es passieren so viele Sachen, wie man seit Beginn der Saison sieht“, erklärte die 33-Jährige im Gespräch mit Rai2. Zwei Ski-Veteraninnen kreuzen die Klingen – und machen dem Alter eine lange Nase.
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