Südtiroler Trainer-know-how als gefragtes Gut

Nochmal abschalten war angesagt vor der Anreise nach Sölden: Es ging herunter vom Skitraining in der Alpin Arena Schnals ins Überetsch, wo beim Gasthof Bad Turmbach in Eppan Berg ein Einkehrschwung gemacht wurde. Dort fühlten sich Sara Hector, Anna Swenn-Larsson, Hanna Aronsson, Estelle Alphand, Lisa Nyberg & Co. bei einem Speck- und Käseaufschnitt, Risotto, Krapfen und Äpfelkiachl so richtig wohl.

Die Gedanken kreisten nicht um den Kampf gegen die Hundertstel und den Steilhang am Rettenbachferner, sondern um die Frage, nicht doch noch ein zusätzliches Äpfelkiachl von Hausherr Christof Wörndle den wohligen Gang in den Magen antreten zu lassen. Der Ultner Cheftrainer der schwedischen Skimädchen, Manuel Gamper, ließ &bdquo;seine“ 7 Schützlinge gewähren. Mit einem Zwinkern in den Augen meinte er, dass sie soviel Energie verbrauchen im Schnee und beim Trockentraining, dass sie massenhaft Süßes essen dürften und auch sollten.

Genau Gamper ist wieder einmal in schwieriger Mission unterwegs. Der 45-Jährige aus St. Nikolaus in Ulten geht in seine 3. Saison beim kleinen Team der Skandinavierinnen. Dort ist er es gewohnt, quasi 24 Stunden am Tag für Hector & Co. da zu sein. Seine Aufgabe beschränkt sich bei weitem nicht auf jene, als Trainer am Hang zu stehen und am Nachmittag die Videoanalysen zu machen. Er verwaltet das gesamte Budget des Teams, bucht die Flüge, die Trainingspisten, die Übernachtungen, teilt die Teambusse ein, schaut auf die Serviceleute – und lässt seine Kontakte spielen, wenn es um Alternativprogramme wie einen geselligen Abend im Gasthof Bad Turmbach geht.

Eine Ikone im schwedischen Ski-Team: Sara Hector. © ANSA / MARTIN DIVISEK

Zumal die schwedischen Skimädchen nicht den Vorteil ihrer Konkurrentinnen aus den Alpenländern haben, dass sie sich ins eigene Auto setzen und nach Hause düsen können nach dem Training oder Rennen oder nach einem Pressetermin. Sie sind Tausende Kilometer von zu Hause weg, können vor der Situation also nicht davonlaufen. Das macht das Zusammenleben nicht immer einfach.

Ein beachtlicher Lebenslauf Manuel Gamper ist seit vielen Jahren gewohnt, damit umzugehen. Schließlich arbeitete er in Vergangenheit für den US-Skiverband (2005 bis 2008), war bei den Norwegern (2008/09), in der Schweiz (2009 bis 2016) und dann bis 2021 bei den Kanadierinnen, ehe er nach Schweden wechselte. Es macht ihm niemand etwas vor, was Befindlichkeiten, kapriziöses Gehabe – was im Skirennsport durchaus vorkommt – und auch frustrierte Laune bei Athleten, Trainer und Serviceleuten betrifft.

Gamper erträgt es mit der berühmten Ultner Gelassenheit und Ruhe. Und ist ein Mann, der ständig vorausschaut. So hat er sich vor 2 Jahren Walter Girardi ins Trainerboot geholt, der sich hauptsächlich um Sara Hector kümmert. Der Venetier hat auch die Aufgabe, Talente wie Nyberg, Alphand und Hilma Loevblom näher und näher an die Weltspitze heran zu bringen.

Zudem rüstete er sein Betreuerteam mit 2 weiteren Südtirolern auf: Sascha Sorio aus St. Lorenzen bei Bruneck kümmert sich seit dem Sommer hauptsächlich um die Slalomfahrerinnen. Sorio war viele Jahre Klubtrainer am Kronplatz, ehe er die letzten 3 Jahre bei einem kanadischen Privatteam arbeitete und dort große Erfolge feierte.

Und dann ist da noch Tamara Pardeller, die Schwester der ehemaligen Weltcup-Fahrerin Sarah Pardeller aus Deutschnofen. Sie hilft als Physiotherapeutin aus, wann immer Not an der Frau ist. Ihr Engagement ist kein fixes, aber zuletzt war sie mehr als einen Monat mit beim Trainingslager in Ushuaia in Argentinien. Was zeigt: Es gibt sie nach wie vor, die kompetenten und willigen Südtiroler Skitrainer und Helfer hinter den Kulissen. Südtiroler Ski-know-how ist im Weltcup weiterhin ein gefragtes Gut.

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Südtiroler Trainer-know-how als gefragtes Gut

Südtirol ist im Ski-Alpin-Spitzensport nicht nur bei den Athleten tatkräftig vertreten, sondern glänzt auch mit Qualität bei den Übungsleitern und dem Unterstützungspersonal. Dolomiten-Redakteur Andreas Vieider gewährt einen Blick hinter die Kulissen.

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