
Sophie Nogler (Mitte) gewann 1948 in Kitzbühel.
Sophie Nogler: Die vergessene Heldin der Streif
Die Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel stehen seit 1931 für Nervenkitzel und Tradition. Doch die Geschichte des legendären Skispektakels hat viele Facetten – darunter auch die Erfolge von Sophie Nogler.
23. Januar 2025
Von: christof.thöny
Wenn diese Woche einmal mehr die seit 1931 durchgeführten Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel stattfinden, wird in vielerlei Hinsicht die lange Tradition dieses alljährlich vom Kitzbüheler Skiclub veranstalteten Spektakels in Erinnerung gerufen. Zur Geschichte gehört auch die Tatsache, dass bis 1961 fast drei Jahrzehnte lang auch Damenrennen auf der Streif abgehalten wurden. In den Siegerlisten findet sich eine gebürtige Südtirolerin: Sophie Nogler war 1948 die große Dominatorin der Rennen in Kitzbühel.
In der Biografie der Hahnenkamm-Siegerin, die zu den bekannten Skistars der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zählte, spiegeln sich die großen Umbrüche des 20. Jahrhunderts wider. Nogler stammte aus Wolkenstein im Grödental, wo sie 1924 als Tochter eines Holzschnitzers geboren wurde. Ihr fünf Jahre älterer Bruder war Hans Nogler, beide Geschwister fühlten sich von Jugend an dem Skirennsport zugetan. Vor dem Zweiten Weltkrieg erreichte Hans mehrere italienische Meistertitel.
Nach dem Ende seiner aktiven Zeit als Rennläufer wurde er Skilehrer, unter anderem im berühmten Wintersportort Sun Valley in Idaho. Nach diesem benannte er schließlich sein Hotel in Wolkenstein. Seine Schwester Sophie hingegen blieb nach 1945 in Lienz wohnhaft. Dorthin war die Familie nach dem Hitler-Mussolini-Abkommen im Zuge der Option ausgewandert. Während der NS-Zeit taucht ihr Name in den Ergebnislisten lokaler Skirennen in Osttirol auf.
Sophie Nogler (Mitte) ging auch bei Olympia an den Start.
Als Mitglied des Skiclubs Lienz startete Sophie Nogler nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bei internationalen Rennen für Österreich, nicht zuletzt bei den Olympischen Winterspielen in St. Moritz 1948, wo aber größere Erfolge ausblieben. Einen Monat später schlug jedoch bei den Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel ihre große Stunde. In den Tiroler Nachrichten vom 15. März 1948 wurde über die Rennen berichtet:
Noglers große Stunde
„Sophie Nogler wurde in der allgemeinen Damenklasse sowohl Abfahrts-, Torlauf- und Kombinationssiegerin. Vor allem ihre Torlaufleistung verdient besondere Beachtung, sie ist hier ungemein stärker als früher einzuschätzen.“Weit über ihr Karriereende hinaus blieb Nogler dem Skisport verbunden, war sie doch als Skilehrerin tätig. Darüber hinaus widmete sie sich vor allem dem Fremdenverkehr in Lienz, wo sie als Unterhaltungssängerin eine bekannte Größe war. Sophie Nogler starb 2015 in Lienz und wurde nicht zuletzt vom Kitzbüheler Skiclub nach ihrem Tod als einstige Hahnenkamm-Siegerin gewürdigt.
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