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Auch Manuel Feller erlebte keine gute Saison. © AFP / MARCO BERTORELLO

So schlecht wie vor 40 Jahren: Österreichs Ski-Krise

Österreichs alpines Ski-Team hat für 2024/25 abgeschwungen. Zurück bleibt ein ramponiertes Gewinner-Image, die Heimreise vom Weltcupfinale in Sun Valley erfolgte ohne Weltcup-Kugel, dafür mit historischen Negativwerten im Gepäck.

Gemessen an Siegen feierte die Ski-Nation mit fünf so wenige wie seit 1986/87 (zwei) nicht mehr, mit 23 Podestplätzen segelt der stolze Österreichische Skiverband auf einem 40-Jahre-Tief. Als Lichtblick bleibt die WM übrig.


Das Großereignis in Saalbach-Hinterglemm, bei dem die Athletinnen und Athleten mit sieben Medaillen – darunter WM-Titel von Raphael Haaser und Stephanie Venier – überzeugten, war in der Saisonausrichtung ein wesentlicher Faktor. „Man muss schon ehrlich sein: Heuer war alles ausgerichtet auf die Heim-WM. Das ist seit zwei Jahren in den Köpfen der Athletinnen im Kopf. Das belastet“, meinte Frauen-Chefcoach Roland Assinger im ORF. „Da muss ich dem österreichischen Team gratulieren. Das kann auch anders ausgehen.“

Zahlen lügen nicht: Meilenweit hinter der Schweiz

Sein Team blieb im Weltcup zwar unter den Vorjahreszahlen, war im ÖSV-Vergleich aber klar das stärkere Geschlecht. Vier der fünf Siege gehen auf das Konto der Frauen. Dreimal war Speed-Ass Cornelia Hütter zur Stelle, mit Katharina Truppe kam im Saisonfinish eine Überraschungssiegerin im Slalom hinzu. Assinger sprach von einer „guten Saison“, der aber etwa ein Kugelgewinn wie im Vorjahr durch Hütter gefehlt hätte. „Letztendlich haben wir sehr viele Athletinnen, die einfach mehr wollen. Wir haben Einzelfälle, die sehr gut performen. Die breite Konstanz – mehrere, die es aufs Podest schaffen – hat gefehlt.“

Auch Vincent Kriechmayr blieb hinter den Erwartungen. © APA/afp / PATRICK T. FALLON


1984/85 haben Österreichs Skifahrer nur 21 Podestplätze verbucht (weniger nur 1966/67). Seither stets – und meist deutlich – mehr. Eine Rekordsaison wie 1999/2000, in der es 107 Podestplätze bei 40(!) Einzelsiegen waren, wird es wohl nie wieder geben. Allerdings: Noch vor drei Jahren standen ÖSV-Sportler bereits in der Post-Hirscher-Ära mit 43 fast doppelt so oft am Stockerl wie im nun zu Ende gegangenen Winter. Heroische Tagesleistungen gehen ebenso zurück wie Erfolge der Konstanz: Zum bereits vierten Mal in sechs Jahren stemmten die Österreicher keinen einzigen der zumindest zehn Glaspokale für Disziplinenwertungen. Im Nationencup fehlen 3.364 Punkte auf die alles dominierende Schweiz.
„Das ist nicht der Anspruch, das ist Fakt.“ Männer-Cheftrainer Marko Pfeifer

Österreichs Männer schrammten an der totalen Blamage gerade noch vorbei. Der Sieg von Lukas Feurstein im letzten Saison-Super-G vermag die schwache Gesamtbilanz aber nur leicht zu kaschieren. In puncto Gesamtweltcup war man ohne einen fitten Marco Schwarz nicht konkurrenzfähig. Dass ausgerechnet der schwer mit sich hadernde Vincent Kriechmayr als Zwölfter der beste ÖSV-Läufer ist, spricht Bände. „Das ist nicht der Anspruch, das ist Fakt. Aber es ist nicht so, dass wir irgendwo herumfahren – in keiner Disziplin“, wollte Männer-Cheftrainer Marko Pfeifer allerdings nur bedingt in die Schwarzmalerei einstimmen.

Geknickte Großmacht

Er stehe hinter den Läufern, die Mannschaft sei intakt. In der Abfahrt gab es erstmals keinen einzigen Podestplatz. Im Super-G sowie in den technischen Disziplinen, das habe das Weltcup-Finale gezeigt, „sind wir stark vertreten“, gehörten die ÖSV-Männer zu den Stärksten. Allerdings fahre man nicht die Ergebnisse ein, die man einfahren wolle, gab Pfeifer zu.

„Wir sind immer in Schlagdistanz, es fehlen jetzt nicht die Welten. Aber klar, mit elf Podestplätzen und einem Sieg wollen wir mehr“, formulierte der Kärntner den Auftrag für die nächste Saison und darüber hinaus. Über interne Rochaden, also neue Zusammensetzungen der Trainingsgruppen und ihrer Trainer, mache er sich „schon sehr große Gedanken“. Fix ist, dass Andreas Evers die Speed-Trainingsgruppe um Kriechmayr leiten wird. Weitere Umbesetzungen sind nicht ausgeschlossen.

Olympia 2026 als mögliche Zäsur

Sorgen bereitet geschlechterübergreifend zunehmend die Altersstruktur, ist doch der Großteil der Spitzenkräfte in einem Alter, in dem das Karriereende nicht mehr so weit entfernt scheint. Nach den Olympischen Spielen 2026 könnten viele diesen Schritt vollziehen. Wer würde die Lücken auffüllen? Der Kreis von Läuferinnen und Läufern unter 25, die bereits im Weltcup reüssieren können, ist ausnehmend klein.

War noch eine der Besseren: Cornelia Hütter. © APA/afp / PATRICK T. FALLON


Der 23-jährige Feurstein ist zweifellos die größte Zukunftsaktie, Stefan Eichberger (24) ein weiterer Hoffnungsschimmer, auch Julia Scheib ist erst 26. Riesentorlauf-Weltmeister Haaser ist 27, Katharina Liensberger wird demnächst 28. Für die abgelaufene Saison galt: Die Stockerlfahrer von Ski Austria, 13 an der Zahl, sind im Schnitt 29,1 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt der zwölf Schweizer beträgt 28,4 Jahre, jene sieben Norweger sind durchschnittlich 26,1 Jahre alt.

Schlagwörter: Wintersport Ski Alpin OSV

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