L Ski Alpin

Linus Straßer will endlich wieder Kristall für Deutschland holen. © APA / ERWIN SCHERIAU

Slalom-Kristall als Ziel: Straßer will Geschichte schreiben

Irgendwie hat Linus Straßer das Gefühl, als sei der vorige Winter erst jüngst zu Ende gegangen. Jenes Ski-Jahr mit seinem tränenreichen Triumph in Kitzbühel, dem Double gleich danach in Schladming, den drei weiteren Podestplätzen, dem zweiten Platz in der Slalom-Gesamtwertung.

„Gefühlt war die Saison eigentlich erst gestern vorbei“, sagte der Münchner zuletzt. Das war natürlich etwas geflunkert: Deutschlands bester Skirennfahrer hat im Sommer viel trainiert, unter anderem vier Wochen in Argentinien.


Nebenher kaufte er mit seiner Frau am Münchner Stadtrand ein Haus, renovierte dieses und genoss die Zeit mit der kleinen Tochter. Mit dem Weltcup-Slalom im finnischen Levi am kommenden Sonntag wird es für Straßer nun aber wieder ernst.

Lieber Kristall als Edelmetall

Die Saisonziele sind groß: Klar, WM-Edelmetall im Februar in Saalbach-Hinterglemm wäre schick. Noch größeren Wert legt der Bayer aber auf den Weltcup, nachdem er vorige Saison die kleine Kristallkugel für den Jahresbesten im Slalom knapp verpasst hatte. „Ich würde die Kugel immer einer Medaille vorziehen“, sagte er.

Slalom-Spezialist Linus Straßer hat große Ziele. © ANSA / CHRISTIAN BRUNA

Der Weltcup sei viel schwieriger zu gewinnen. „Eine Kugel kann nicht passieren, da kannst du nicht mal einen glücklichen oder guten Tag erwischen wie bei Großveranstaltungen. Da musst du konstant über eine Saison gut fahren.“ Und das kann Straßer inzwischen, nachdem er jahrelang sein großes Talent verschwendet hatte. Der Sportler mit dem Lockenschopf hat die Coolness gefunden, um seinen schnellen Schwung auch in Rennen ganz unaufgeregt in den Schnee zu setzen.

Endet deutsche Durststrecke nach dreieinhalb Jahrzehnten?

Einer, der weiß, wie es Straßer auf der Piste geht – und der früher immer wieder mit dem Teamkollegen haderte – ist Felix Neureuther. Straßer galt stets als Kronprinz hinter dem deutschen Weltcup-Rekordsieger. „Für mich ist er ein Anwärter auf die Kugel und bei der WM der Medaillenkandidat schlechthin“, sagt Neureuther.

Straßer kann etwas schaffen, das selbst Neureuther misslang: Seit 1990 hat kein männlicher DSV-Athlet mehr eine Kristallkugel gewonnen. Damals holte Armin Bittner seinen zweiten Slalom-Gesamtsieg nacheinander. 1986 hatte Markus Wasmeier in der Super-G-Wertung gejubelt – und das war's schon mit den Kristallkugeln für deutsche Männer.

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