
Sabrina Simader ist eine kleine Berühmtheit in der Ski-Welt. © det
Ski-WM: Die berührende Story der Schneeleopardin
Die Ski-Weltmeisterschaft ist nicht nur ein Schaulaufen der Superstars, nein: Sie bietet auch Athleten und Athletinnen aus besonderen Ländern eine große Bühne. Wie etwa Sabrina Wanjiku Simader, deren Geschichte berührend ist.
10. Februar 2025
Aus Saalbach-Hinterglemm

Von:
Thomas Debelyak
Der Schneeleopard ist eine der faszinierendsten Raubkatzen der Welt. Sein gesprenkeltes Fell verschmilzt perfekt mit der felsigen und winterlichen Umgebung, sodass er oft fast unsichtbar scheint. Bis zu 15 Meter weit kann er springen, was ihn zu einem der gefürchtetsten Jäger in seinem Gebiet macht. Und: Der Schneeleopard ist geheimnisvoll, elegant, majestätisch – und eigentlich Tausende Kilometer von Saalbach-Hinterglemm entfernt beheimatet. Er streift durch unberührte Landschaften des Himalayas und Zentralasiens – und doch ist er in gewisser Weise auch bei der Ski-WM zu finden.
Als sich Sabrina Wanjiku Simader nämlich über die Abfahrtsstrecke am Zwölferkogel warf, dann erkannte man, dass ihr Rennanzug einem fleckigen Fell ähnelt – eben genau so, wie es beim Schneeleoparden der Fall ist. Das ist natürlich kein Zufall: Simader fährt für Kenia – und ist die erste Profi-Skifahrerin aus Afrika. „Der Schneeleopard ist mein Markenzeichen“, sagt die 26-Jährige und ergänzt: „Er verbindet den Leoparden, der ein typisches Symbol für Kenia ist, und den Schnee, wo ich mich so wohl fühle.“
Sabrina Simader bei der Ski-Weltmeisterschaft. © APA/afp / FABRICE COFFRINI
Wir treffen Simader im Zielgelände von Saalbach-Hinterglemm, und stehen einer sehr sympathischen jungen Frau gegenüber, die uns ihre Antworten in bestem österreichischem Dialekt gibt. Denn ihre Geschichte, die ist besonders. Simader war erst drei Jahre alt, als sie Kenia verließ. Bis dahin lebte sie in der Küstenstadt Kilifi in einfachen Verhältnissen, Strom gab es keinen, das Wasser musste aus einem Brunnen geholt werden. Ihre Mutter lernte einen Österreicher, der durch Afrika reiste, kennen und lieben, und gemeinsam zogen sie in das Alpenland, genauer gesagt nach St. Johann am Wimberg, drei Stunden vom WM-Ort entfernt.
Schwerer Schicksalsschlag
Und wie es in einer Ski-verrückten Nation wie Österreich nun mal Brauch ist, dauerte es nicht lange, bis Sabrina auf Skiern stand. „Ich werde die Worte meines Stiefvaters nie vergessen, der mir gesagt hat, dass ich nie die Passion und die Freude am Skifahren verlieren soll“, so Simader, die bald schon erste Rennen fuhr und mit ihrem Stiefvater Josef den größten Fan und Unterstützer in den eigenen Reihen hatte. Deshalb traf es sie umso härter, als ihr Papa im Juni 2012 unerwartet an einem Herzinfarkt starb. „Sein Tod hat eine große Lücke in mein Leben und das meiner Mama gerissen“, sagt die Skifahrerin.Simader und ihr Stiefvater: Er war ihr größter Förderer und Fan. © Instagram
Dass Simader eine Kämpferin ist, zeigte sich in jener Zeit, als sie trotz des schweren Schicksalsschlags weiterhin an ihrem Ski-Traum bastelte. Und auch als sie sich 2023 das Kreuzband riss, arbeitete sich die Speedspezialistin mit großer Willenskraft zurück. Auf FIS-Ebene hat Sabrina schon einige Rennen gewonnen, im Weltcup tüftelt sie noch daran, in die Weltcuppunkte zu kommen. Und in der WM-Abfahrt landete die Afrikanerin auf dem 28. Platz, womit sie ihre bisherige Bestleistung (Rang 26) nur knapp verpasste.
Eine große Fangemeinde
Auch wenn Sabrina Simader im Ski-Sport nicht zur Weltspitze gehört, hat sie sich in der Szene längst einen Namen gemacht. 2017 startete sie als erste Afrikanerin im Weltcup und dann bei der Ski-WM, zahlreiche große Medien haben schon über die 26-Jährige berichtet. Auf Instagram folgen ihr knapp 80.000 Personen und somit weit mehr, als etwa der frischgebackenen Abfahrtsweltmeisterin Breezy Johnson (knapp 30.000). Ihre Reichweite nutzt Simader, um auf Themen aufmerksam zu machen, die weit über das Sportliche hinausgehen. So war sie für die Vereinten Nationen auch schon das Gesicht einer Kampagne für ein Umweltprogramm.Sabrina Simader nahm auch schon an Olympischen Spielen teil. © AFP / DIMITAR DILKOFF
Simader reist mit einem Mini-Team durch das Ski-Geschehen, dem unter anderem ihre Mama (als Physiotherapeutin) und ihr Freund (für Presseangelegenheiten) angehören. Dankbar sei sie ihrem Team und ihren Sponsoren, ohne die das alles nicht möglich wäre. Und auch dem kenianischen Verband, der sie heuer für die WM erstmals finanziell unterstützte. In ihrer afrikanischen Heimat kennen die Leute die passionierte Skifahrerin. „Sie freuen sich, dass jemand aus ihrem Land bei der WM einer solchen Sportart dabei ist. Ich bekomme oft Nachrichten und Briefe“, sagt Sabrina Simader. Sie ist im Ski-Zirkus wahrhaftig eine besondere Erscheinung – genauso wie der Schneeleopard im Reich der Raubkatzen.
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