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Geht es nach dem Willen der Grödner, fahren die Ski-Asse 2029 auf der Saslong um Medaillen. © R. Perathoner

Showdown in Island: Gröden kämpft um die Ski-WM

An diesem Dienstagabend ist es soweit, dann wird in Islands Hauptstadt Reykjavík verkündet, ob Gröden die Ski-Weltmeisterschaft 2029 ausrichten darf. Die Entscheidung der ranghöchsten Wintersportfunktionäre der Welt dürfte eine äußerst knappe werden.

Aus Reykjavík

Von:
Alexander Foppa

20 Delegierte aus Gröden haben am frühen Abend die Möglichkeit, ihre WM-Kandidatur beim 55. FIS-Kongress in Reykjavík nochmal bestmöglich zu präsentieren. Danach entscheiden die ranghöchsten Funktionäre des internationalen Wintersports, wer die alpinen Titelkämpfe 2029 ausrichten darf. Neben Gröden haben sich auch Soldeu (Andorra) und Narvik (Norwegen) als WM-Ausrichter beworben.


Für die Macher an der Saslong, die 1970 die bislang einzige Weltmeisterschaft auf Südtiroler Boden austrugen, ist es der erste Anlauf. Die beiden Mitstreiter scheiterten schon einmal, als sie die WM 2027 holen wollten. Diese ging aber an Crans Montana (Schweiz).

„Natürlich bin ich etwas aufgeregt.“ Grödens OK-Chef Rainer Senoner

Einen entscheidenden Part in der finalen Präsentation der Grödner übernimmt OK-Chef Rainer Senoner, der gemeinsam mit Landeshauptmann Arno Kompatscher einige Worte an den FIS-Vorstand richten darf. „Natürlich bin ich etwas aufgeregt. Andererseits bin ich aber auch glücklich, hier sein zu dürfen und das vorzutragen, was unser Team in jahrelanger Arbeit auf die Beine gestellt hat“, erklärt Senoner, der seit seiner Ankunft in Island am Sonntag häufig ein Lächeln auf seinen Lippen trägt. Er weiß, die Hausaufgaben sind gemacht.

Gröden bietet ein voll umfängliches Konzept, das WM-Rennen auf bestehenden, teils weltcuperprobten Pisten vorsieht. Und das an einem traditionellen Wintersportort, der in Vergangenheit immer wieder als Ausrichter mitreißender Rennen punkten konnte, auch als kurzfristiger Ersatzort. Ob dies allerdings auch die FIS so sieht, wird sich um 20.30 Uhr (MESZ/SportNewsüberträgt im Livestream) bei der Bekanntgabe des Wahlergebnisses zeigen.

Das sind die Gegner

Im Vorfeld der Wahl gilt Soldeu als härtester Widersacher Grödens. Warum? Eine WM in Andorra gilt als Prestigeprojekt – zum einen der Organisatoren in der Wintersportsiedlung in den Pyrenäen, zum anderen aber auch der FIS um deren Präsidenten Johan Eliasch.
Und das nicht ohne Grund: In Soldeu werden seit 2011 regelmäßig Skirennen ausgetragen, in den Jahren 2019 und 2023 konnte man als Ausrichter des Weltcupfinales überzeugen. Allerdings hat der WM-Kandidat aus Andorra ein großes Manko: Die Abfahrtsstrecke erfüllt nicht die geforderten Kriterien. Notwendig wäre ein Höhenunterschied von mindestens 800 Metern, die Piste von Soldeu weist aber nur 710 Meter auf. Beim Weltcupfinale im vergangenen Jahr betrug die Siegerzeit nicht einmal eineinhalb Minuten. Zudem gilt Soldeu im iberischen Gebirge als relativ schwer erreichbar. Auch die Schneesituation ist so weit südlich der traditionellen Wintersportorte der Alpen ungewiss. Andorra scheiterte bereits – genauso wie Narvik – mit einer Kandidatur für die WM 2027.

Meerblick im Starthäuschen: Narvik bietet absolute Neuheiten.


Eines ist gewiss: Die Kandidatur von Narvik hat gleich mehrere Alleinstellungsmerkmale. Das 20.000-Einwohnerstädtchen hat eine idyllische Lage direkt am Nordatlantik. Im Startbereich der geplanten Rennpiste ist die Aussicht grandios, blickt man doch über Fjorde und verschneite Berge. Kurios: Die Zielankunft ist in der Nähe des Ortskerns geplant. Anstatt in Hotelburgen, Appartements und Gästezimmern sollen Athleten und WM-Besucher während der Titelkämpfe auf Schiffen und in temporären Unterkünften auf dem Wasser wohnen. Narvik befindet sich außerdem nördlich des Polarkreises. Noch nie wurde eine Ski-Weltmeisterschaft so nah an der Arktis ausgetragen. So faszinierend diese Aspekte auch klingen, sie bringen auch Nachteile mit sich: Das Skigebiet müsste in weiten Teilen eigens für die WM errichtet werden. Das Wetter ist soweit oben im hohen Norden unberechenbar und in Sachen Nachhaltigkeit kann das Unterkunftskonzept nicht gänzlich glänzen. Narvik hat außerdem keine Erfahrung mit Weltcuprennen. Ob die FIS darüber hinwegsieht?

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