Schussfahrt in den Partyslalom

Am Dienstag war noch komplett tote Hose in Kitzbühel. Einige In-Bars hatten gar geschlossen, in den Restaurants fand man ohne Reservierung genügend Platz. Am Mittwoch wurde mit der Kitz Legends Night der lange Partyslalom eingeläutet, ab Donnerstag wird die 8200-Einwohnerstadt wieder in ihren Grundfesten erbeben, am Freitag und vor allem am Samstag gehört Kitz Zehntausenden von Feierwütigen.

Das zeigt sich auch bei den Journalisten, die aus der Gamsstadt berichten werden. Oder zumindest so tun, als ob. Denn in den Zielraum verirren sich immer weniger Schreiber, die den herausragenden Sport, den diese Gladiatoren abliefern, in den Mittelpunkt stellen. 15 Österreicher, 5 Schweizer, einige Franzosen und meine Wenigkeit als Einziger südlich des Brenners machen sich noch die Mühe. Vor 10 Jahren waren es aus Italien mehr als 10, die von Radio RAI, der Nachrichtenagentur ANSA, von der Gazzetta dello Sport, Corriere della Sera, La Stampa usw. auf Stimmenfang geschickt wurden.

In der Gamsstadt geht es an diesem Wochenende rund. © ANSA / ANNA SZILAGYI

Aber selbst die Gazzetta, die selbsternannte Bibel des Sports, konzentriert sich nun abseits des Fußballs hauptsächlich auf Jannik Sinner. Und unterstreicht, wie weit der Skirennsport in eine fast unbedeutende Nische abgedriftet ist. Wo sind sie dann aber, die 650 Journalisten, die in Kitzbühel akkreditiert wurden? Nun, die meisten werden einfach froh sein, auf diese Weise zu Gratis-Eintrittskarten zu kommen. Und zu manch einer Einladung für irgend ein Pseudo-VIP-Event, wo sie gratis etwas zu futtern bekommen.

Fast 800 Euro für ein Ticket Oder sie wollen sich den Eintritt beim Weißwurst-Gelage beim Stangl-Wirt sparen. Dort sind die Eintrittspreise für das morgige Zuzeln für Normalsterbliche gesalzen. 198 Euro kostet das Klassik-Ticket. Da kommt man bis in die Lipizzaner-Reithalle, ist von den Promis aber meilenweit entfernt. Das Gold-Ticket um 481 Euro berechtigt zum Eingang in die Tiefgarage und weiter bis zur Hotelbar Tenne. Das Diamant-Ticket ist um 798 Euro zu haben. Der Unterschied zum Gold-Ticket? Hier ist der Champagner inklusive. Und die Chance, ein Selfie-Foto mit Arnold Schwarzenegger, DJ Ötzi Maria Höfl-Riesch oder Hermann Maier zu ergattern.

In Kitzbühel wird nicht nur Ski gefahren, sondern auch gefeiert. © ANSA / ANNA SZILAGYI

Ebenfalls sein Geld los wird man in den Kitzbüheler In-Bars Fünferl, Jimmy's, in der Hillinger Weinbar, dem Take Five oder im neuen Beyond Kitz Club. Das ist die Garage eines Hotels, die für das Kitzbühel-Wochenende in eine Disco umgewandelt wird und wo im Vorjahr Lucas Pinheiro Braathen als DJ Platten auflegte. In den meisten dieser Locations kommt man nur mit Einlassbändern rein, als Mindestkonsumation gelten in der Regel 2 bis 3 Flaschen Champagner, Bier steht gar nicht erst auf der Liste.

Die Schweizer Partyhöhle Da ist der herunter gekommene Holzstadl Papillon ein letztes, fast schon historisches Relikt aus vergangenen Zeiten. Seit Jahrzehnten wird die Hütte von den Schweizer Fans in Beschlag genommen – auch wegen dem Teamhotel der Eidgenossen, dem Schweizer Hof, auf der anderen Straßenseite. Wer hier reinwill, muss nur 30 Euro hinblättern. Dafür sind gutes Schuhwerk (Festklebegefahr am Boden), keine Berührungsängste wegen Überfüllung, unsensible Ohren und eine gute Kenntnis des Schweizer Liedgutes gefragt. Und nicht nur wegen der Ohrwürmer der auch bei uns bekannten DJ Bobo und Beatrice Egli. Vielmehr sind es Gölä, Baschi, Plüsch und Züri West, die leidenschaftlich mitgesungen werden.

Und wo findet man die Südtiroler Skifans in Kitzbühel? Die Etepetete-Fans meiden das Pavillon natürlich wie die Pest. Sie prosten sich lieber im Sporthotel Reisch gegenseitig den Prosecco zu. Am besten aufgehoben ist man sicher im Kaiserhof, dem Teamhotel der &bdquo;Azzurri“. Das ist oberhalb des Epi-Feierzentrums in Kitzbühel, und man bekommt nicht nur ein Bier oder einen Veneziano, sondern auch Selfiefotos mit Domme, Inner, Schieder & Co.

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