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Cyprien Sarrazin wurde rechtzeitig operiert. © APA/afp / MARCO BERTORELLO

Sarrazin im Fokus: Die Zeit war entscheidend

Der schwere Sturz von Cyprien Sarrazin hat beim Weltcup in Bormio für Bestürzung gesorgt. Dabei zog er sich auch eine Hirnblutung zu, die im schlimmsten Fall tödlich enden kann. Der Faktor Zeit war im Fall Sarrazin von entscheidender Bedeutung.

Am Freitag war Cyprien Sarrazin im zweiten Abfahrtstraining in Bormio ausgehebelt worden und heftig auf die Piste geprallt. Nachdem der französische Speed-Spezialist mit dem Hubschrauber abtransportiert worden war, wurde bei ihm eine Einblutung zwischen zwei Hirnhäuten festgestellt. Daraufhin musste der 30-Jährige im Krankenhaus von Sondalo am Kopf operiert werden. Am Samstagabend gab der französische Skiverband schließlich eine leichte Entwarnung. Sarrazin ist nach der OP aus dem künstlichen Koma erwacht, sein Zustand ist stabil.


Angesichts der Verletzung, die mitunter auch tödlich enden kann, ist diese Nachricht keine Selbstverständlichkeit. Vor allem Kopfverletzungen sind eine äußerst sensible Angelegenheit, wie in der Vergangenheit bereits das Beispiel Daniel Albrecht aufzeigte. Der Schweizer kam im Jänner 2009 im Abfahrtstraining in Kitzbühel ebenfalls schwer zu Sturz, erlitt dabei ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und verlor das Bewusstsein. Zunächst lag er drei Wochen im Koma, sein Comeback im Weltcup feierte er erst 22 Monate nach seinem Crash. Richtig Fuß fassen konnte Albrecht auf der ganz großen Bühne aber nicht mehr – im Oktober 2013 beendete der viermalige Weltcupsieger nach einer Reihe von enttäuschenden Ergebnissen seine Karriere.

Schneller Eingriff bei Sarrazin entscheidend

Wie sich der Weg zurück auf die Piste bei Sarrazin gestaltet, steht noch in den Sternen. Stéphane Bulle, Arzt des französischen Alpinskiteams, ließ am Samstagabend noch verlauten, dass der fünfmalige Weltcupsieger noch für unbestimmte Zeit unter Beobachtung bleiben muss.

Cyprien Sarrazin ist in Bormio schwer gestürzt. © AFP / JASON CONNOLLY


Wie Neurologie-Spezialist Erich Riederer im Interview mit dem Schweizer Blick erklärte, wurde im Fall Sarrazin von Anfang an richtig gehandelt. „Er konnte sofort notoperiert werden, das erhöht seine Chance auf Heilung“, meinte er und unterstrich das hohe Risiko im professionellen Skisport. „Bei einem Sturz ist der Kopf besonders gefährdet. Der Aufprall ist derart heftig, dass ein Helm die entstandene Kraft nicht mehr auffangen kann.“

Schwere Hirnblutungen können aber trotz eines Eingriffes schwerwiegende Folgen mit sich bringen. Dazu zählen auch Beeinträchtigungen im Sprach- und Sehzentrum oder etwaige Taubheitsgefühle. „Leider verlaufen etwa 25 Prozent der Fälle tödlich, die Gründe sind unterschiedlich, oft ist es der Umstand, dass die Soforthilfe zu spät erfolgte“, so Riederer. Da die nötigen Hilfeleistungen bei Sarrazin ohne Umschweife getätigt wurden, kann man auf den anstehenden Prozess beim Franzosen mit Optimismus blicken. „Rund 20 bis 30 Prozent der Hirnblutungen können vollständig und ohne bleibende Schäden geheilt werden“, erläuterte Riederer.

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