L Ski Alpin

Vincent Kriechmayr, Franjo von Allmen und Alexis Monney freuen sich über ihre WM-Medaillen. © APA / EXPA/JOHANN GRODER

Österreichisch-Schweizerische Rivalitäten

Die WM-Abfahrt am Sonntag zeigte einmal mehr, wie spannend der „Länderkampf“ zwischen Österreich und der Schweiz im Alpinen Skiweltcup sein kann.

Am Ende eines dramatischen Rennens siegte mit Franjo van Allmen ein Schweizer Jungstar vor einem arrivierten Österreicher (Vincent Kriechmayr). Bernhard Russi, Schweizer Olympiasieger in der Abfahrt von 1972, hatte auf seinen jungen Landsmann Alexis Monney gesetzt, der die Bronzemedaille gewann. In einem Interview mit dem Autor hatte Russi 2022 betont, wie großartig er die österreichisch-schweizerische Gegnerschaft finde, auch wenn unter den Läufern die besten Freundschaften entstünden.


Seine Konkurrenz mit dem Österreicher Franz Klammer rund um die Olympischen Winterspiele von 1976 ist legendär und war Inhalt eines 2021 von Andreas Schmied geschaffenen Kinofilms mit dem Titel „Klammer – Chasing the Line“, der bei seiner Ausstrahlung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Österreich einen Marktanteil von 32 Prozent erreichte.

Bernhard Russi in der zu seinen Ehren gestalteten Sonderausstellung im Talmuseum Ursern. © Christof Thöny


Das Fernsehen hat in den letzten Jahrzehnten maßgeblich dazu beigetragen, den „Länderkampf“ zwischen Österreich und der Schweiz bei alpinen Skirennen heraufzubeschwören. Bis heute gilt es als Tatsache, dass in keinen anderen Ländern der alpine Skirennsport einen derart großen Stellenwert besitzt wie in diesen von den Alpen geprägten Staaten. Nirgendwo sonst erreichen die Quoten der Zuschauerinnen und Zuschauer – live oder im Fernsehen – ähnlich hohe Werte. Die Grundlagen für die Popularität dieser Sportart wurden vor Jahrzehnten gelegt; beginnend mit den Olympischen Winterspielen 1948 in St. Moritz.

Faszination Skisport

In den 1980er und 1990er Jahren war es in den beiden Alpenländern eine Selbstverständlichkeit, alpine Skirennen im Fernsehen zu verfolgen. Selbst in der Schule wurde manche Stunde dafür verwendet, gemeinsam Rennen wie jene in Kitzbühel zu schauen. Im familiären Kreis kam so mancher Neid angesichts der Schweizer Erfolge auf, waren diese Zeiten doch von Stars wie Michaela Figini, Vreni Schneider, Maria Walliser, Franz Heinzer und Pirmin Zurbriggen geprägt.

Österreich wartete in jenen Jahren sehnsüchtig auf einen Nachfolger von Karl Schranz, der bisher als einziger seiner Landsmänner (mit Ausnahme des für Luxemburg startenden Marc Girardelli) den Gesamtweltcup gewinnen hatte können. Zumindest stellten sich bei den Damen mit Petra Kronberger, der legendären Ulrike Maier, Anita Wachter und anderen Läuferinnen um 1990 zahlreiche Erfolge ein. Den Nationencup konnte ab dem Winter 1989/90 Österreich nach einigen Jahren wieder für sich entscheiden.

Ski-Legende Karl Schranz (rechts). © APA / R. MEIDL


Das sollte in den folgenden 30 Jahren so bleiben, was ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel große Genugtuung einbrachte. Ab den späten 1990er Jahren folgte eine große Zeit der ÖSV-Herren, die mit Namen wie Hermann Maier und Stephan Eberharter verbunden ist. Die 2010er Jahre wiederum gehörten Marcel Hirscher, der mit acht Gesamtweltcupsiegen neue Dimensionen erreichen konnte.

Seit etwa fünf Jahren gibt wieder die Schweiz den Ton im Alpinen Skiweltcup an. In den vergangenen fünf Jahren konnte sie viermal die Nationenwertung für sich entscheiden. Der prägende Athlet der Gegenwart ist der 1997 geborene Marco Odermatt aus dem
Kanton Nidwalden, nunmehriger Super-G-Weltmeister von Saalbach.

Marco Odermatt gehört zu den besten Skifahrern aller Zeiten. © APA / EXPA/JOHANN GRODER


Er ist nunmehr der erfolgreichste Schweizer Skisportler überhaupt, denn Pirmin Zurbriggen hatte bis zu seinem Karriereende mit 27 Jahren 40 Siege feiern können. Odermatts derzeitige Dominanz ist beeindruckend, führt er neben dem Gesamtweltcup doch auch in allen Disziplinenwertungen außer dem Slalom. Sein vierter Gesamtweltcupsieg in Folge wird ihm kaum zu nehmen sein.

Eine Team-Leistung

Auffallend sind allerdings auch die zahlreichen weiteren Schweizer Erfolge in den letzten Rennen, bei denen sowohl arrivierte Athleten wie Justin Murisier und Thomas Tumler als auch junge Talente wie Alexis Monney und Franjo von Allmen auf sich aufmerksam machen konnten. Diese sind es nun auch, welche die Schweizer Skifans bei der WM-Abfahrt jubeln ließen. Das Duell zwischen den beiden Alpenländern wird sicherlich auch bei den verbleibenden WM-Rennen für Spannung sorgen.

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