Mit kaputtem Knie zu Olympia: Wie soll das gehen?

Ein minimaler Fahrfehler kann in der Abfahrt verheerend sein. Kjetil Jansrud war am 3. Dezember 2021 in Beaver Creek mit Hochgeschwindigkeit unterwegs, als er bei einer Linkskurve die Kontrolle verlor, stürzte, ins Fangnetz krachte und später die bittere Diagnose schlucken musste: Kreuzband und Seitenbänder im linken Knie sind stark beschädigt – wie groß das Ausmaß der Verletzung ist, sollte erst bei einer Operation herausgefunden werden. &bdquo;Ich muss meine Saison hier beenden, aber ich bin motiviert, zurückzukommen“ , schrieb der Norweger damals auf Social Media.

Das ist knapp zwei Monate her. Seitdem war es ruhig um Jansrud – bis er Anfang dieser Woche mit einem Posting die Bombe platzen ließ . Der 36-Jährige wird bei den Olympischen Spielen in Peking an den Start gehen. &bdquo;Alle dachten, ich wäre fertig, aber ich bin es nicht“, sagte der Super-G-Olympiasieger von 2014 gegenüber VG . Trotzdem ist die Ski-Welt über diese Blitzheilung erstaunt. Ein Kreuzbandriss wird in der Regel operiert, anschließend folgt eine monatelange Reha-Phase. Eine Ausfalldauer von unter einem halben Jahr ist praktisch ausgeschlossen. Warum kann Jansrud nun aber nach gerade einmal zwei Monaten wieder ein Ski-Rennen mit Geschwindigkeiten von über 100 km/h bestreiten?

Ski-Star Kjetil Jansrud. © APA / GEORG HOCHMUTH

Zu sagen ist, dass der Skandinavier auf konservative Weise behandelt wurde. Bedeutet: Seine Kniebänder wurden nicht operiert, obwohl das ursprünglich geplant gewesen wäre. Stattdessen hat Jansrud eine intensive Reha gemacht. Der Norweger, der in Peking mit einer speziellen Knieschiene fahren wird, sagt, dass er mit seiner Olympia-Teilnahme kein Risiko eingehe. Doch ist das wirklich realistisch? Das sagt der Experte Geht es nach Gregor Comploi, dann schon. Der Grödner ist ein renommierter Physiotherapeut, hat in der Vergangenheit mit zahlreichen lokalen und internationalen Profisportlern gearbeitet und auch schon die Tennis-Superstars Novak Djokovic und Alexander Zverev betreut. Er sagt: Eine Kreuzband-Operation ist nach dem neuesten Stand der Wissenschaft auch für Hochleistungssportler kein Muss mehr. „Eine kleine Portion Risiko legt Jansrud schon hinein.“ Gregor Comploi &bdquo;Die Wissenschaft geht schon länger in diese Richtung. Bei einer Kreuzbandverletzung besteht eine 50-prozentige Erfolgschance, dass es auch ohne Operation funktioniert“, so Comploi. &bdquo;Bis Mitte Februar ist die Kreuzbandverletzung von Jansrud zweieinhalb Monate her. Wenn die Heilung optimal ist, wenn er wirklich gut gearbeitet hat, ist es machbar, dass er startet – und auch dass er gewinnt, sonst würde er nicht antreten. Wobei zweieinhalb Monate grenzwertig sind, normalerweise würde ich noch einen Monat länger warten. Eine kleine Portion Risiko legt Jansrud also schon hinein.“

Gregor Comploi (rechts) mit Tennis-Star Novak Djokovic, der sich immer wieder Mal vom Grödner behandeln lässt.

Das Kreuzband ist dafür verantwortlich, dass dem Knie Stabilität verleiht wird. Folglich ist es essenziell wichtig bei Hochgeschwindigkeitsabfahrten, bei denen unglaubliche Kräfte auf den Körper einwirken. Die Reha ist deshalb das Um und Auf, vor allem, wenn das lädierte Band nicht operiert wird. &bdquo;Zuerst einmal ist zu schauen, wie die strukturelle Verletzung ist. Danach wird an der Beweglichkeit gearbeitet, später geht’s ans Gleichgewicht und an die Stabilität, dann kommen Kraftübungen und am Ende werden sportartenspezifische Übungen gemacht“, erklärt Comploi den groben Ablauf einer konservativen Kreuzbandbehandlung. Wird während dieser Phase ersichtlich, dass das Knie nicht hält, ist eine Operation von Nöten.

Aus eigener Erfahrung weiß Comploi, dass auch der Weg ohne Operation erfolgreich sein kann. &bdquo;Ich hatte selbst einige Patienten hier, die nach einer Kreuzbandverletzung nicht operiert haben. Nach einiger Zeit haben sie eine Magnetresonanz gemacht, wo ersichtlich wurde, dass das Kreuzband von alleine wieder zusammengeheilt ist.“ Man darf auf Kjetil Jansruds Olympia-Einsatz und seinen weiteren Weg also gespannt sein.

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Mit kaputtem Knie zu Olympia: Wie soll das gehen?

Es war eine Notiz, die hohe Wellen geschlagen hat: Kjetil Jansrud wird an den Olympischen Spielen teilnehmen – und das, obwohl er sich vor knapp zwei Monaten eine schwere Kreuzbandverletzung zugezogen hat. Wie soll das gehen? s+ hat mit einem Experten gesprochen.

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