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Gesenktem Hauptes schwang Luca De Aliprandini im Ziel ab. © APA/afp / DIMITAR DILKOFF
Mit hängenden Köpfen: Azzurri verlassen rot-weiß-rote Party
So nah liegen Freud und Leid bei dieser Ski-WM beisammen: Just in dem Moment als Sensations-Weltmeister Raphael Haaser vom Stadionsprecher in Saalbach-Hinterglemm vor die Zuschauermassen gerufen wurde, verließen Alex Vinatzer und Co. völlig geknickt den Zielraum.
14. Februar 2025
Aus Saalbach-Hinterglemm
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Von:
Alexander Foppa
19.500 Zuschauer, so wurde den Journalisten im Medienzentrum mitgeteilt, hätten den WM-Riesentorlauf vorort miterlebt. Offizielle Angaben zum Dezibelpegel gibt es natürlich keine. Aber der Lärm, den diese 19.500 Zuschauer um 14.15 Uhr erzeugten, war ohrenbetäubend. Es war der Moment, als Timon Haugan seinen verpatzten Lauf ins Ziel brachte und Raphael Haaser zum völlig unerwarteten Gold verhalf. Noch nie zuvor war der Nordtiroler im Riesentorlauf unter die Top-5 gefahren.
Während die Fans am Pistenrand und im Zielstadion völlig ausflippten, sich in den Armen lagen und wild mit ihren rot-weiß-roten Fähnchen wedelten, schien der neue Weltmeister völlig paff. Wort- und regungslos stand er im Schnee. Später meinte „Iceman“ Haaser: „Ich weiß gerade nicht, was ich sagen soll. Ich habe noch nie ein Weltcup-Rennen gewonnen und jetzt das. Unglaublich!“ Die schreibende Zunft der österreichischen Presse riss sich um den 27-Jährigen aus Maurach, doch viel mehr war ihm in diesem Moment nicht zu entlocken.
Raphael Haaser schwenkte im Zielraum die österreichische Fahne. © ANSA / JEAN-CHRISTOPHE BOTT
Ähnlich wortkarg gaben sich unmittelbar nach dem Rennen die Riesentorläufer aus Italien – wenngleich aus einem völlig anderen Grund: Sie haderten mit sich und ihren Auftritten am Zwölferkogel. „Es sollte heute einfach nicht sein“, so Luca De Aliprandini. Der Nonsberger lag zur Halbzeit in Reichweite zum Podium, fiel dann aber auf Platz neun zurück. „Immerhin habe ich es in die Top Ten geschafft. Ich kann mir nichts vorwerfen, auch wenn es nicht für eine Medaille gereicht hat.“
„Ich war einfach nicht gut genug“ Alex Vinatzer
Deutlich härter ging Alex Vinatzer mit sich selber ins Gericht. Er sprach von „einer Riesen-Enttäuschung“ und davon, dass er „heute einfach nicht gut genug war.“ Dabei hatte die WM für den 25 Jahre alten Grödner mit Gold im Team Event grandios begonnen. Nach dem Aus in der Team-Kombi folgte nun aber der nächste Dämpfer. „Es nervt mich, dass ich neuerlich nicht mit diesem Kurs und diesem Schnee zurecht gekommen bin. Ich habe versucht, vor dem zweiten Lauf das Setup zu ändern, doch es hat nichts genutzt.“
Es wartet noch eine Chance
So bitter sich dieser Moment für Vinatzer auch anfühlt: er hat – anders als De Aliprandini – am Sonntag in seiner Paradedisziplin, dem Slalom, die Chance das Wechselbad der Gefühle mit einem neuen Erfolgserlebnis zu beenden. Spätestens dann wollen sich auch die Azzurri wieder an den Feierlichkeiten in Saalbach-Hinterglemm beteiligen.Profil bearbeiten
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