Matthias Mayer: Ein Rücktritt, der die Ski-Welt sprachlos macht

Es ist eine Art des Rücktritts, die in der heutigen Zeit mit Social Media & Co. eigentlich nicht mehr vorstellbar ist. Matthias Mayer hat am Donnerstag die Streckenbesichtigung für den Super-G in Bormio gemacht, sich danach im Zielhang zum Interview mit ORF-Mann Rainer Pariasek bereit gemacht und dann die Bombe platzen gelassen: &bdquo;Ich habe heute meine letzte Besichtigung gemacht und es reicht mir. Ich habe nicht mehr so den Biss“, sagte Mayer – und eine große Ski-Karriere war beendet.

Dieser Rücktritt kam aus dem Nichts. Zwar hatte der Kärntner, der zu den erfolgreichsten österreichischen Skifahrern aller Zeiten zählt, nach seiner dritten Olympia-Goldmedaille im Februar in Peking schon einmal über das Karriereende nachgedacht. Doch diese Gedanken verwarf er dann und sagte erst kürzlich in einem Interview: &bdquo;Das Feuer brennt noch.“ Umso überraschender nun sein Spontan-Aus als Skifahrer. Körperliche Probleme habe er keine, auch die Familie sei nicht der Grund. &bdquo;Ich habe in den letzten Tagen nachgedacht und es ist für mich einfach an der Zeit, aufzuhören.“

Nicht einmal die Familie wusste Bescheid Mit diesen Worten überraschte der Österreicher, der mit seinen 32 Jahren noch im besten Skifahrer-Alter wäre, nicht nur Fans, Teamkameraden, Konkurrenten und Trainer, sondern auch seine Familie. Denn über seine Pläne hatte Mayer niemanden informiert. Die schlichte Verlautbarung im Früh-TV mutete unorthodox an, passte aber zu den gewohnt schnörkellosen Medien-Auftritten des Kärntners. &bdquo;Ich will nicht sagen, dass das jetzt ein großer Entschluss war. Ich habe mir immer schon ein bisserl gedacht, dass ich es spontan machen könnte. Heute hat der Zeitpunkt ganz gut gepasst“, erklärte er in einem darauffolgenden Ö3 -Interview.

Matthias Mayer ist einer der erfolgreichsten Skifahrer aller Zeiten. © APA / EXPA/JOHANN GRODER

Die ersten Reaktionen waren irgendwo zwischen Ungläubigkeit und Sprachlosigkeit. &bdquo;Das ist ein Schock fürs ganze Team“, meint Vincent Kriechmayr im ORF . &bdquo;Mothl ist ein hervorragender Teamkamerad und Freund, er schaute immer extrem viel auf die Jungen, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Er hat mir bei vielen Dingen geholfen, ich bin gerade sprachlos.“ Aleksander Aamodt Kilde sagte: &bdquo;Das kommt überraschend für die ganze Welt. Wir hoffen, dass er sagt: 'Nein, das war alles nur ein Witz.' Aber Matthias hat eine erfolgreiche Karriere gemacht, deshalb ist seine Entscheidung völlig okay.“ „Gestern sagte er noch, er wird den Super-G heute bestreiten.“ Sepp Brunner Sepp Brunner, der Abfahrtstrainer der Österreicher, erklärte: &bdquo;Matthias hat im Frühjahr gesagt, er ist am überlegen, ob er aufhören soll. Ich sagte ihm dann: 'Wirst schon sehen, das kommt schon wieder.' Das ist auch so passiert, er hat normal und voll fokussiert trainiert. Gestern sagte er mir noch, er wird den heutigen Super-G bestreiten.“

Hans Knauß, Experte im ORF, ahnte schon bei der Besichtigung, dass etwas im Busch ist. &bdquo;Der Mothl ist vor der Besichtigung 20 Minuten lang neben dem Start gestanden und hat mit einem großen Lächeln ins Tal runtergeschaut. Ich dachte mir: Er wird schon überlegen, ob er fährt oder nicht, denn gestern war er ja leicht kränklich. Jetzt im Nachhinein leuchtet mir ein: Der hat das noch mal genießen wollen.“

Vor zwei Wochen in Gröden noch auf dem Podest Gut möglich also, dass Matthias Mayer in jenem Moment den Entschluss gefasst hat, dass er seine Ski-Karriere beendet. Für Österreichs Ski-Team ist das jedenfalls ein herber Verlust. 2014 (Abfahrt), 2018 (Super-G) und 2022 (Super-G) holte Mayer Gold bei Olympia, zudem gab es im vergangenen Februar Bronze in der Abfahrt. Er fuhr 45 Mal aufs Weltcup-Podest, elf Mal ganz nach oben. Auch in dieser Saison wurde der Kärntner zwei Mal Dritter, unter anderem erst vor zwei Wochen in der Abfahrt von Gröden. Jetzt stellt er völlig überraschend die Skier in die Ecke.

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In Bormio ging an diesem Donnerstag zwar ein Super-G über die Bühne, doch auch während des Rennens gab es im italienischen Ski-Ort nur ein Thema: Den Spontan-Rücktritt von Matthias Mayer.

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