Markus Waldner: „Die Abfahrt muss wieder Hardcore-Sport werden“

SportNews: Herr Waldner, noch zwei Mal schlafen, dann beginnt die Weltcupsaison 2014/15 und für Sie ein neuer Karriere-Abschnitt als Renndirektor. Mit welchen Gefühlen blicken Sie dem Opening in Sölden entgegen? Markus Waldner: Die Gefühle sind sehr positiv und ich bin froh, dass es überhaupt losgeht. Wir waren am Freitag in Sölden zur Schneekontrolle. Zum Glück haben die Veranstalter Schneedepots angelegt. Ohne hätten wir das Rennen nie fahren können. Und das wäre natürlich alles andere als schön gewesen, bei meinem Debüt gleich mit einer Absage zu starten (schmunzelt).

Auch die Teams werden froh sein, dass das erste Rennen stattfindet…

Natürlich, alle sind froh. Vor allem, weil die Schneesituation auf den Gletschern prekär war. Auch in der südlichen Hemisphäre war die Situation nicht ideal. Keiner wusste mehr wohin, um ein paar Kurven zu machen. Zum Glück ist jetzt ein wenig Schnee gefallen. Das macht auch die Landschaft ein wenig winterlicher.

Sie blicken auf sehr intensive Sommermonate zurück. Welche Aufgaben galt es für Sie zu bewältigen?

Wir haben ein neues Team aufgebaut und alle Aufgaben, die bisher auf meinen Vorgänger Günther Hujara konzentriert waren, auf mehrere Schultern verteilt. Diese neue Struktur mussten wir erst einführen und Vertrauen zu den Veranstaltern, den Teams, aber auch den Fernsehdirektoren aufbauen. Wir haben analysiert, wie die Abläufe bei den verschiedenen Rennen sind und möchten gut funktionierende, bereits bestehende Strukturen übernehmen. Wir werden sicher keine Revolution machen und alles über den Haufen werfen. Außerdem ist auch die Kalenderplanung ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit.

Welche Neuigkeiten haben Sie mit den Teams besprochen?

Wir haben mit den Abfahrtsmannschaften gesprochen, weil wir einige neue Schritte gehen wollen. Wir möchten gewisse Passagen auf den klassischen Abfahrten wieder ruppiger machen. Die Sprünge, wo wir den Spielraum haben, wieder weiter machen. Wir möchten näher an die Grenzen gehen. In den vergangenen Jahren sind einige Dinge sanfter gestaltet worden – aufgrund schwerer Verletzungen einiger Athleten, wie zum Beispiel Hans Grugger oder Matthias Lanzinger. Das ist ganz verständlich. Dennoch haben wir verschiedene Dinge analysiert und festgestellt, dass noch Spielraum nach oben ist.

Können Sie uns ein konkretes Beispiel nennen?

Wir möchten Sprünge nicht höher machen, aber auf einem Golden Eagle in Beaver Creek kann man ruhig 50 Meter weit springen. In den vergangenen Jahren ging es 30 Meter. Wir haben die Teams auf diese Dinge vorbereitet und alle sind von unseren Ideen begeistert. Die Abfahrt soll wieder zu einer Hardcore-Sportart werden. Wer das nicht will, der kann andere Disziplinen fahren. Ich wiederhole aber: Wir wollen nur näher zur Grenze und nicht über die Grenze gehen. Wir möchten sie mehr ausreizen. Denn ansonsten verlieren wir die Aufmerksamkeit der Zuschauer.

Der Skisport muss also wieder attraktiver werden? Der Alpine Skisport muss wieder jüngere Zuschauer anziehen. Wir haben Fernsehzuschauer von 45 Jahren aufwärts. Wir haben in den vergangenen Jahren 17 Prozent an Quoten verloren. Deshalb müssen wir reagieren und unser Produkt verbessern. Die Jugendlichen schauen lieber einen Red-Bull-Film, als eine Weltcupabfahrt mit den besten Rennläufern der Welt. Deshalb müssen wir ihnen etwas bieten.

Lesen Sie am Freitag auf unserem Portal was Markus Waldner bei den TV-Übertragungen verändern möchte, welche Unterschiede es zwischen Europa- und Weltcup gibt und wie er sich von seinem Vorgänger Günther Hujara unterscheidet.

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