Kurioses Geschenk und eine traurige Südtiroler Premiere

War es der Respekt, oder war gar eine Prise Verlegenheit dabei? Malorie Blanc, 21-jähriges Riesentalent aus der Schweiz und vor 10 Tagen in St. Anton Sensationszweite in der Abfahrt hinter Fede Brignone, kam in Cortina mit einer Weinflasche daher. Und überreichte sie Fedes Mama Ninna Quario. &bdquo;Das ist eine Flasche unseres besten Weines von unserem Familien-Weingut in Ayent im Kanton Wallis“, meinte sie.

Und fügte gleich den Grund des Geschenks hinzu: &bdquo;Ich habe der Fede bei der Siegerehrung in St. Anton den Sekt direkt und volle Kanne in die Augen gespritzt. Sie hat für einige Sekunden nichts mehr gesehen, und das war mir sehr zu blöd. Aber ich habe halt keinerlei Erfahrung im Umgang mit der Sektspritzerei“, meinte die zweifache Junioren-Weltmeisterin von 2024 demütig.

Brignones große Routine Fede Brignone steht im Damen-Weltcup zwar im Schatten der exzentrischen Sofia Goggia, der stets unnahbaren Lara Gut-Behrami und – logischerweise – Comebackerin Lindsey Vonn. Trotzdem ist sie im Kreise der Athletinnen sowie den Journalisten wegen ihrer Natürlichkeit und ihres sonnigen Charakters höchst beliebt. Ganz zu schweigen wegen ihrer langjährigen Erfolge. Dass sie gestern mit 34 Jahren, 6 Monaten und 5 Tagen ihren 31. Weltcupsieg feierte und nun die Bestmarken der ältesten Weltcupsiegerin im Super-G, Riesentorlauf und in der Abfahrt hält, unterstreicht erneut, dass im Skirennsport die Erfahrung eine immer entscheidendere Rolle spielt.

Federica Brignone feilt an ihrem Legendenstatus. © APA/afp / TIZIANA FABI

Gemeinsam mit dem Snowboard – Claudia Riegler ist mit 51 Jahren noch immer Weltklasse, bei den Herren dominieren mit Andreas Prommegger und Roland Fischnaller zwei 44-Jährige – hat sich der Skirennsport in den Speed-Disziplinen längst zum Tummelplatz für erfolgreiche Routiniers etabliert. Längst vergessen sind die Zeiten, wo Athletinnen schon Mitte oder Ende 20 zurückgetreten sind, um eine Familie zu gründen oder einen anderen Berufsweg einzuschlagen. Federica Brignone (34), Sofia Goggia (32), Lara Gut-Behrami (33), Cornelia Hütter (32), Ilka Stuhec (34), Mirjam Puchner (32), Stephanie Venier (31), vor allem aber die große Lindsey Vonn (40) – sie alle treten dominant auf und zeigen, dass es nicht alte und junge Skirennfahrerinnen gibt, sondern extrem schnelle... und weniger schnelle.

Keine Südtirolerin bei der Ski-WM Bis Olympia 2026 wird sich nichts daran ändern. Sie alle treibt die Jagd nach olympischem Edelmetall an. Nachwuchstalente wie Malorie Blanc und andere werden zwar versuchen, diese Routine-Mauer zu durchbrechen, aber ihre Zeit kommt wohl erst nach Olympia 2026. Das gilt auch für die Südtiroler Speedtalente um Sara Thaler und Vicky Bernardi, betrifft aber auch die Delago-Schwestern Nadia und Nicol. Sie sind derzeit nicht imstande, in der Top-Liga mitzuhalten. Zu groß ist der Niveauunterschied. Sie müssen sich weiter Schritt für Schritt nach oben arbeiten und Geduld haben. Und davon profitieren, dass einige Fahrerinnen irgendwann nicht mehr da sind.

Zumal es seit dem Cortina-Wochenende auch fix ist, dass Südtirol bei den Damenrennen der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm 2025 nicht vertreten sein wird. Das war letztmals 1980 oder 45 Jahren der Fall, als die WM im Rahmen der Olympischen Spiele gezählt wurde. 1982 feierte die WM als eigenes Event seine Premiere (in Schladming), und seitdem war Südtirol immer mit mindestens einer Fahrerin dabei (1982 mit Linda Rocchetti und Michaela Marzola). So gesehen bildet die WM 2025 eine Art neue Zeitenwende. Südtirol als unverzichtbares Skiland – das war einmal.

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Das Speed-Wochenende in Cortina d'Ampezzo war ein Spektakel sondergleichen. Redakteur Andreas Vieider blickt in seinem Tagebuch hinter die Kulissen.

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