Kübelschlürfer und Po-Rutscher: Après-Ski-Mission im WM-Ort

Eine Weltmeisterschaft im Nachbarland Österreich: Klingt zunächst nach einem Katzensprung, ist am Ende aber doch weiter, als man vermuten würde. Mehr als vier Stunden rollen Kollege Andreas Vieider und ich durch malerische Winterlandschaften und nebelverhangene Dörfchen – und haben dabei natürlich viel Zeit zum Reden. Und zum Nachdenken. Zum Beispiel darüber, was aus meiner ersten Weltmeisterschaft vor 2 Jahren in Courchevel und Méribel in Erinnerung geblieben ist.

Klar, die Slalom-Bronzemedaille von Alex Vinatzer live mitzuerleben, werde ich wohl nie vergessen. Und einer Mikaela Shiffrin oder einem Marco Odermatt das Handymikro unter die Nase zu halten, erlebt man auch nicht alle Tage. Doch in so einer WM-Woche spielen sich die Highlights freilich nicht nur zwischen engen Torstangen, funkelnden Edelmetallen und kreischenden Fans ab.

Zwischen den Après-Ski-Welten Und so hat mich mein Besuch im La Folie Douce, einem der angesagtesten und glamourösesten Après-Ski-Lokale in den Alpen, mit staunenden Augen zurückgelassen. Champagner, der in einer Mini-Gondel in den VIP-Bereich chauffiert wird; Tänzer und Tänzerinnen, die mit ihren Glitzeroutfits in der prallen Wintersonne glänzen; oder edle Tropfen, für die das Schicki-Micki-Klientel auch mal ein paar Tausender liegen lässt – das war beeindruckend!

La Folie Douce, eine spektakuläre Hütte. © det

Relativ schnell kommt bei unserer Autofahrt also die Frage auf, wo man denn in Saalbach-Hinterglemm nach getaner Arbeit den Abend ausklingen lassen könnte. Viel Recherchearbeit brauchte es nicht, da schwirrten schon die ersten Namen durchs Cockpit. Hexenhäusl, Schwarzacher, Bar Pfiff – klingt schon mal nicht schlecht. Doch ein Lokal scheint es besonders in sich zu haben. Der Goaßstall! Dort, wo einst ein Stall mit Ziegen (ja, Sie wissen schon: Goaß) stand, thront seit 1993 ein Après-Ski-Tempel, der täglich bis zu 2.500 Gäste beheimatet.

Am DJ-Pult sitzt die Besitzerin höchstpersönlich Grund genug also, dem Schuppen einen Besuch abzustatten. Und schon der Aufgalopp ist speziell. Wer hier feiern will, kommt entweder direkt mit Skiern und Snowboard, oder er geht einen Teil der steilen Ski-Piste zu Fuß hinauf. Auf dem Weg dorthin dröhnt schon der erste Après-Ski-Schlager &bdquo;Völlig losgelöst“ aus den Boxen, die – wie ich später erfahre – nigelnagelneu sind und stolze 300.000 Euro gekostet haben. Am DJ-Pult sitzt DJane Melissa, die Besitzerin höchstpersönlich.

Eng geht es hier zu, fast schon kuschelig, und im besten Slalom-Stil à la Vinatzer muss ich mich durch die flippende Menge schlängeln, um in den Genuss eines Durstlöschers zu kommen. Während mir vor 2 Jahren in Méribel beim Blick auf die Preisliste noch die Spucke weggeblieben ist (eine Flasche Dom Pérignon Cuvée kostete 4.500 Euro, die 6-Liter-Ausführung des Edel-Champagners Cristal Roederer schlappe 16.000 Euro), finde ich mich hier deutlich besser zurecht.

Für 89 Euro kommt das Power Boat Für mein Bier zahle ich 6 Euro, einen Gin Tonic gäbe es für 9,50 Euro – und bei wem der Durst doch etwas größer ist, der kann das Power Boat für 89 Euro anschaffen. Dafür serviert die Kellnerin einen großen Kübel mit Vodkaflasche, Red-Bull-Dosen und Strohhalmen. Gefeiert wird hier jeden Tag, immer von 16 bis 20 Uhr, und zwar stets Open Air, denn kalt ist hier niemandem. Vor einem Jahr, nach dem Weltcupfinale, soll sich sogar so mancher Ski-Star in den Goaßstall verirrt haben. Nicht ausgeschlossen, dass auch heuer die eine oder andere Medaillenparty im angesagten Lokal steigt.

Nach dem wohltuenden Feierabendbier neigt sich für mich der Besuch im Goaßstall dem Ende zu. Einige Feierlustige schlittern auf Po, Bauch oder Rücken über die steile Piste hinunter, den Halt verliere ich zum Glück nicht. Und doch muss ich kurz schmunzeln. &bdquo;Atemlos, durch die Nacht“, hallt es zum Abschied hinter mir aus den Boxen. Der Laden ist mir sympathisch.

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