„Es brodelt immer“: Peter Fill über sein Trainer-Leben

&bdquo;Die Athleten sind bis auf Talacci die gleichen, bei mir ist es ein Jahr Erfahrung mehr, die ich mitbringe“, erklärt Fill. Hört sich so an, als ob sein Premierenjahr nicht so gut verlaufen ist. &bdquo;Stimmt nicht“, erklärt Fill, &bdquo;es ist nur schwierig, die jüngeren mit den älteren unter einen Hut zu bringen. Alle haben ihre Befindlichkeiten, Kopf und Charakter. Die älteren müssen mehr auf ihren Körper schauen, die Jungen geben Vollgas, wo sie nur können. Das unter einen Hut zu bringen, ist die schwierigste Aufgabe“, erklärt Fill. Der aber auch zugibt, dass das langjährige Zugpferd Luca de Aliprandini ruhiger geworden ist, &bdquo;erwachsener, zufriedener und reifer. Er wird demnächst heiraten (der Trentiner ist mit der Schweizerin Michelle Gisin verlobt) und redet von Familie. Er achtet nun viel mehr auf die Qualität als die Quantität. Anstatt 120 Minuten Skitraining macht er nur mehr 80 – auch, um seinen Körper zu schonen.“

Mit Vinatzer (16. in der Riesentorlaufwertung), de Aliprandini (17.), Della Vite (24.) und Borsotti (25.) brachte Fill gleich 4 Fahrer unter die Riesentorlauf-Top 25. Zufrieden war der 41-jährige Kastelruther aber nicht: &bdquo;Wir hatten bis auf Vinatzer eine Ausfallquote von fast 50 Prozent bei den anderen Fahrern. Daran haben wir den ganzen Sommer und Herbst gearbeitet. Mittlerweile passt die Stabilität. Es ist einfach wichtig, auf ein halbwegs respektables Ergebnis aufbauen zu können, anstatt nach einer Nullnummer wieder von vorne zu beginnen.“

Peter Fill (l.) mit seiner Riesentorlauf-Truppe. © ANSA / ANNA SZILAGYI

Damit meint der Gewinner von 3 Kristallkugeln – 2 Abfahrt, 1 Kombi – und Starter bei 355 Weltcuprennen auch Hannes Zingerle: &bdquo;Er ist kaum einmal zufrieden mit sich selber. Bei ihm wechseln Supertage mit weniger guten ab, er verliert viel Energie mit oft unnötigen Zweifeln. Er ist ein sensibler Schleicher, der rund um die Tore fährt und nicht wie die anderen die Stangen frisst. Wenn ihm der Knopf aufgeht, kann es weit nach vorne gehen. Aber er muss die Chancen mehr suchen, nicht auf sie warten.“ Dass hinter Vinatzer und Zingerle ähnlich wie bei den Damen – dort ist Elisa Platino einsame Platzhalterin – wenig Südtiroler nachkommen, bestätigt auch Peter Fill: &bdquo;Tobias Kastlunger hat seit längerer Zeit Rückenprobleme und kann kaum trainieren. Simon Maurberger ist jetzt als Privatfahrer unterwegs und soll im Slalom wieder gut aufzeigen.“ „Mein Eindruck ist, dass es sehr vielen zu gut geht.“ Peter Fill Und warum tut sich der Südtiroler Nachwuchs so hart, den berühmt-berüchtigten letzten Schritt zu machen? &bdquo;Mein Eindruck ist, dass es sehr vielen zu gut geht. Es wird nicht mehr so gekämpft und der nötige Biss gezeigt, den es absolut braucht. Ich sehe es ja bei meinen Kindern: Die werden zum Lift gefahren und wieder abgeholt beim Training. Ansonsten gehen sie nicht Ski fahren. Die Leute haben sich dahin entwickelt, dass es gemütlich zugeht. Sich quälen ist kein Thema mehr.

Das sind Fills Aufgaben Zudem sind die sozialen Medien völlig irreführend. Die Topstars posten nur die positiven Seiten. Die Jungen eifern ihnen nach – aber meist in eine einseitige Richtung.“ Zudem gibt Fill offen zu, dass er zu wenig Einblick hat in der Nachwuchsarbeit. &bdquo;Ich trainiere erwachsene Leute, die selber wissen müssen, was sie wollen. Ich kann ihnen nur helfen, sie beraten und bei unnötiger Energieverschwendung an ihrer Seite stehen.“ Und die nötige Ruhe ausstrahlen. Aber das mit der Ruhe ist so eine Sache, gibt Fill zu: &bdquo;Natürlich muss ich der Fels in der Brandung sein. Aber innen brodelt es immer, ich bin stets auf Nadeln.“

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Eishockey

Tennis

Wintersport

Mehr

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

„Es brodelt immer“: Peter Fill über sein Trainer-Leben

Er ist der einzige Südtiroler Cheftrainer bei den Azzurri: Ex-Weltcup-Star Peter Fill geht als Verantwortlicher der Riesentorlaufgruppe um Luca de Aliprandini, Alex Vinatzer und Co. in sein zweites Jahr.

Kommentare (0)