Ein Ski-Comeback zwischen Berggipfeln und Spatzenfest

Es klingt banal, aber: Florian Schieder kann wieder auf den Berg gehen. Er kann wandern, klettern, die Aussicht von oben genießen. So war er zuletzt auf dem Plattkofel und auf der Santner Spitze. Dinge, die für den Abfahrer aus Kastelruth zuletzt nicht immer alltäglich waren. Schuld waren seine lädierten Knie, die das abwärts gehen fast unmöglich machten. Denen geht es jetzt wieder gut.

Es war in der Wengen-Sprintabfahrt am Lauberhorn am 11. Jänner 2024: Florian Schieder versetzte sich nach einem Sprung mit dem eigenen Skistock einen vehementen Schlag gegen das rechte Knie. Zunächst kein Problem – eine Woche später in Kitzbühel raste er in der 1. Abfahrt als Zweiter auf das Podest – 0,05 Sekunden hinter dem Franzosen Cyprien Sarrazin und 0,3 Sekunden vor Marco Odermatt. Bei der Siegerehrung am Abend war Schieder kaum imstande, das Siegertreppchen zu betreten.

&bdquo;Die 2. Abfahrt am nächsten Tag hätte ich gar nicht fahren dürfen“, blickt der Kastelruther zurück, &bdquo;ich ließ mir eine Stunde vor dem Start noch ein starkes Schmerzmittel geben, fuhr aber quasi auf einem Fuß.“ Dass er 15. wurde, grenzte an ein sportliches Wunder – unterstreicht aber einmal mehr das Adrenalin, das Weltklasse-Sportler bei Höchstleistungen verpulvern.

Florian Schieder trumpfte beim Hahnenkammrennen mit Verletzung groß auf. © ANSA / CHRISTIAN BRUNA

Danach war Schluss mit lustig: Schieder machte eine Magnetresonanz, ein Knorpelschaden samt Meniskusriss im rechten Knie wurde diagnostiziert. Zunächst wollte Schieder nur mehr die Abfahrten bis zum Saisonende fahren, nach dem 55. Platz in der Abfahrt von Kvitfjell am 17. Februar stand aber fest: So macht es keinen Sinn mehr.

Täglich harte Arbeit Am 23. Februar legte sich Schieder im Klinikum Hochrum in Innsbruck unters Messer und ließ sich von seinem Vertrauensarzt Christian Fink das lädierte Knie richten. Danach folgten 6 Wochen auf Krücken, und erst bei der Sporthilfe Gala am 5. April war er erstmals wieder ohne Gehhilfen unterwegs. Seitdem ging es steil bergauf: Beinahe täglich schuftete er an seinem Comeback, verzichtete auch auf einen Urlaub und ist jetzt so weit, dass er wieder die Skier anschnallen kann. „Ich kann wieder auf den Berg gehen“ Florian Schieder Das soll an diesem Wochenende am Stilfser Joch passieren, wo Schieder wieder einmal von vorne beginnt. Das war schon 2021 und 2022 der Fall, als er die Nachwirkungen einer schweren Knieverletzung im linken Bein lange nicht in den Griff bekam, dann aber durchstartete und 2023 (2. in Kitzbühel, 7. bei der WM) mitten in die Weltklasse fuhr. &bdquo;Ich werde am Stilfser Joch endlich wieder Ski fahren. Körperlich geht es mir sehr gut, ich konnte in den letzten Wochen und Monaten richtig Kondition bolzen. Der Muskelumfang passt, und nach vielen Jahren war es auch wieder möglich, dass ich ausgiebige Bergtouren unternehmen konnte.“

Nach einem ersten Schnupper-Skitraining am Stilfser Joch wird Schieder mit dem Speedteam der &bdquo;Azzurri“ Ende August nach La Parva in Chile fliegen, wo der traditionelle, rund einen Monat dauernde Trainingsblock in Südamerika ansteht. Schieder freut sich: &bdquo;Wie wir gehört haben, soll viel Schnee liegen, die Bedingungen sollen ausgezeichnet sein.“

Ab sofort ein eigener Serviceman Schieder hat einen fixen Plan: &bdquo;Ich werde mir alle Zeit der Welt lassen und mich langsam heran tasten.“ Will heißen: Neben Materialtests viele freie Fahrten, um wieder das Gefühl und vor allem die Sicherheit zu bekommen. Auch deshalb, weil im November ein weiterer langer Skiblock in Copper Mountain in den USA folgen wird, ehe es mit der ersten Weltcup-Abfahrt am 6. Dezember in Beaver Creek losgeht.

Apropos Material: Seit dieser Saison hat Schieder alleine einen Servicemann. Irvin Marta richtet ihm in Zukunft exklusiv seine Atomic-Skier her. Im Vorjahr musste er sich den Skiman aus dem Aostatal noch mit Nicoló Molteni teilen. Der wird ab heuer vom Kalterer Head-Skiman Christoph Atz betreut, der auch die Skier von Mattia Casse richtet.

Florian Schieder arbeitet hart für sein Comeback.

Nach der Rückkehr vom Skitraining in Chile wartet auf Schieder ein weiteres Highlight: Das Fest der Kastelruther Spatzen. Weil der Posaunist zum Ausschuss der Musikkapelle Kastelruth gehört und die heuer als Hauptorganisator des dreitägigen Spatzenfestes auftritt, ist er voll in die Organisation mit involviert. Helfer müssen gesucht und gefunden werden, organisatorische Abläufe koordiniert und bei den Auf- und Abbauarbeiten selber Hand angelegt werden. &bdquo;Eine tolle, aber auch anstrengende Aufgabe“, gibt er zu.

Und bis dahin wird dem gelernten Spengler ohnehin nicht langweilig, denn bei den Arbeiten am elterlichen Prossliner Hof greift der Speedfahrer seinem Vater Karl ständig unter die Arme. Egal, ob die mehr als 30 Milchkühe versorgt werden müssen oder die Heuarbeit auf der Seiser Alm ansteht. &bdquo;Dort hole ich mir die Kraft und die Ausdauer, um im Winter hoffentlich wieder eine wichtige Rolle spielen zu können“, blickt Florian Schieder voller Vorfreude voraus.

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Ein Ski-Comeback zwischen Berggipfeln und Spatzenfest

Florian Schieder ist kein gewöhnlicher Profi-Sportler. Er arbeitet zuhause am elterlichen Hof, hilft beim Kastelruther Spatzenfest mit und freut sich einfach nur, wenn er eine Bergtour machen kann. Für ihn neigt sich eine lange Leidenszeit dem Ende zu.

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