Dominik Paris: Der Kitz-Erfolgshunger ist noch nicht gestillt

Im Interview mit s+ spricht der 35-Jährige über...

...15 Jahre Skiweltcuprennen in Kitzbühel: &bdquo;Kinder, wie die Zeit vergeht. Die Streif ist ja immer die selbe, aber trotzdem jedes Mal anders. Schade, dass sie vor 2 Jahren die Kurssetzung in der Traverse so geändert haben, dass sie nun für alle Fahrer leichter fahrbar ist. Da hat sich früher die Spreu vom Weizen getrennt, sprich da konnte man den Unterschied heraus fahren. Das ist jetzt nicht mehr möglich.“

...andere Veränderungen: &bdquo;Ich habe mich verändert, ich feiere auch nach Siegen oder Podestplätzen nicht mehr und brauche mehr Ruhepausen (lacht). Schneemäßig hat sich auch einiges getan. Die Grundpräparierung ist wie immer Spitze, das können die Kitzbüheler wie kaum jemand anders. Heuer ist es wegen der warmen Temperaturen schon eher einfach. Bis am Samstag wird es zwar unruhiger werden, aber sehr gut fahrbar bleiben.“

...den letzten Sieg, der bereits 6 Jahre her ist: &bdquo;Das ist kein Grund, nervös zu werden. Natürlich ist ein Sieg immer das Schönste, aber ich bin ja auch 2021 und 2024 auf's Podium gefahren. Das ist nicht zu verwerfen. Man muss es auf den Punkt bringen, es muss alles passen. Zudem machen viele junge Fahrer extrem Druck, sie haben enormen Speed und geben Vollgas. Aber vielleicht bringe ja ich es wieder einmal perfekt runter.“

Bei Dominik Paris ist eine Aufwärtstendenz zu erkennen. © APA / EXPA/JOHANN GRODER

...die Top-Stars (u.a. Kilde, Sarrazin, Hintermann), die fehlen: &bdquo;Dass sie nicht dabei sind, macht es nicht leichter. Die Schweizer sind extrem stark, haben in den bisherigen 4 Abfahrten 4 Doppelsiege gefeiert. Odermatt hat hier noch nie gewonnen, er ist extrem heiß. Wenn er eine normale Fahrt erwischt, ist er fast unschlagbar. Er gehört nun auch im Flachen zu den Schnellsten, siehe Wengen. Trotzdem weiß ich, dass ich auch sehr schnell fahren kann.“

...die überragende Schweizer Speedmannschaft: &bdquo;Die haben gewaltige Qualitäten, Hut ab. Beim Schweizer Skiverband funktioniert die Jugendarbeit, das ist offensichtlich. Und sie haben einen unglaublichen Biss, die sind am Start sowas von geladen. Die bringen eine Top-Basis mit, die wollen unbedingt nach ganz vorne kommen.“

...einer Ähnlichkeit von Franjo von Allmen und dem ehemals jungen Dominik Paris: &bdquo;Das würde ich nicht behaupten. Vielmehr erinnert mich von Allmen an den jungen Beat Feuz. Der war damals auch extrem mutig und schnell, machte aber Fehler, ehe er sich technisch super stabilisierte. Von Allmen ist auf dem besten Weg dorthin. Er lässt den Ski frei und lässt es gehen.“

Einer der Aufsteiger: Franjo von Allmen © APA/afp / JOE KLAMAR

...den misslungenen Saisonauftakt: &bdquo;Es war komisch. Ich konnte im Sommer und Herbst gut trainieren, nur mit den Materialtests lief es nicht ideal. Das tratzt mich schon seit einigen Jahren. Dass es in Beaver Creek und Gröden mit den speziellen Bedingungen hintenraus nicht nach Wunsch lief, war für mich kein Beinbruch. In Bormio bin ich dann gestürzt, und das hat mich weit zurück geworfen. Zwar gab es im Super-G gleich einen kleinen Lichtblick, aber es war schon mehr als verhext.“

...die Analyse dieser verpatzten Rennen: &bdquo;Ich bin natürlich in die Saison gestartet, um Rennen zu gewinnen. Und dann bekomme ich eine Watschn nach der anderen hinbetoniert. Nach Bormio war die Verunsicherung groß. Ich hatte gewaltig daran zu knabbern und stellte vieles in Frage. Auch, weil ich es nicht verstehen konnte. Ich habe in Bormio selber gespürt, dass ich nur irgendwie geschaut habe, ins Ziel zu kommen. Von aggressiver Fahrweise keine Spur. So Ski zu fahren, macht absolut keine Freude.“

...den Wendepunkt: &bdquo;Wir haben über Neujahr in Ulten und dann nochmal 3 Tage in Reinswald super trainiert. Da kam die Sicherheit zurück, zudem haben wir am Material an einigen Stellen geschraubt. Für mich ist Mattia Casse ein wichtiger Bezugspunkt. Er ist extrem schnell und fährt herausragend gut. Nur schade, dass er es nicht in jedem Rennen auf den Punkt bringt. Aber es war längst überfällig, dass er in Gröden sein erstes Weltcuprennen gewonnen hat.“

...die Diskussionen um die Sicherheit und Material-Anpassungen: &bdquo;Über den Airbag will ich nicht groß reden, weil es noch immer zuviele Ungereimtheiten gibt. Und auch die Carbonschützer sind kein Thema für mich. Ich habe sie noch nie ausprobiert und werde sie auch nie ausprobieren. Ich habe auf meine Weise Ski fahren gelernt und will es auch dabei belassen.“

...über eine mögliche Verschärfung der Regeln: &bdquo;Wir haben schon sehr viele davon. Je mehr es davon gibt, umso mehr wird getrickst. Natürlich ist die Sicherheit ein wesentlicher Faktor, aber es entscheidet noch immer der Fahrer selbst, was passiert. Auf die FIS, die Piste oder sonst wen die Schuld bei einem Sturz oder einer Verletzung abzuschieben, ist falsch. Jeder Fahrer muss wissen, welches Risiko er eingeht. Das ist von jedem die persönliche Entscheidung und muss gelernt werden. Jeder muss seine eigene Erfahrung sammeln und auch mal einen Gang zurück schalten. Als ich 2011 hier runtergefahren bin, war es so eisig und schlagig, dass ich geglaubt habe, es haut mir die Zähne raus. Ich musste lernen, mich anzupassen und habe einen Gang zurück geschalten. Der Skirennsport birgt sehr hohes Risiko. Aber alles zuzureglementieren ist nicht die Lösung.“ „Jeder Fahrer muss wissen, welches Risiko er eingeht. Die Verantwortung auf andere abzuschieben, ist falsch.“ Dominik Paris ...die Kopfverletzung von Cyprien Sarrazin: &bdquo;Das ist natürlich ganz schlimm. Eine Knieverletzung ist es auch, aber diese Genesung hat ein Ablaufdatum, trotz der Langwierigkeit. Aber der Kopf ist etwas anderes. Wenn so etwas passiert, muss man der Sache bis zum letzten Punkt und Komma nachgehen. Mit der Kernfrage: Ist es möglich, so etwas zu vermeiden?“

...die Möglichkeit, sich nach der Karriere in Sicherheitsfragen selbst aktiv einzubringen: &bdquo;Das sehe ich als sehr schwierig, um nicht zu sagen höchst unwahrscheinlich. Im Endeffekt geht es zu politisch zu. Ein Einzelner kann nichts bewegen, jeder hat seine Meinung und Sichtweise. Sich da durchzusetzen, sehe ich als extrem schwierig an.“

...die Zeit, die Domme Paris noch als aktiver Athlet nach Kitzbühel kommen wird: &bdquo;Das ist eine gute Frage, auf die ich keine Antwort weiß. Plan ist, bis Olympia 2026 fix weiter zu machen. Das ist das große Ziel. Was danach passiert, wird sich weisen.“

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Als Dominik Paris 2010 erstmals in Kitzbühel die Streif herunter fuhr, war Marco Odermatt mit seinen 12 Jahren noch weit entfernt davon, im Weltcup mitzumischen. In diesen 15 Jahren hat sich der Skiweltcup enorm verändert – genauso wie Domme Paris.

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