Dominik Paris: Der Gamsjäger als Außenseiter

Dominik Paris und Kitzbühel – das ist eine Liebesbeziehung. 6 Mal fuhr er auf der Streif schon aufs Podest, 4 Mal davon strahlte er vom höchsten Treppchen. Ob dem Ultner ein neuerlicher Coup gelingt? Darüber sprach er mit s+ im ausführlichen Interview.

Vor einem Jahr haben Sie sich das Kreuzband im rechten Knie gerissen. Ist es deshalb ein spezieller Tag für Sie oder einer wie jeder andere?

Dominik Paris: &bdquo;Oh, eigentlich habe ich gar nicht darüber nachgedacht. Ich verschwende keine Gedanken mehr daran, was vor einem Jahre passiert ist. Für mich ist heute ein Tag wie jeder andere. Es geht von Neuem los, und es geht weiter.“

Wie geht es dem Knie, wie fühlen Sie sich in Form?

&bdquo;Dem Knie geht es gut, es passt alles. Auch die Muskulatur ist okay, ich bin sehr zufrieden damit. Beim Skifahren habe ich noch nicht die absolute Sicherheit wie vor der Verletzung. Es braucht viele Trainings und noch mehr Fahrten, um die alte Sicherheit zurück zu erlangen. Das braucht Zeit, und die Geduld ist bei einem Skirennfahrer halt so eine Sache.“

Dominik Paris sieht sich in der Außenseiter-Rolle. © AFP / JOE KLAMAR

Bei Ihren Comeback-Rennen im Dezember blieben Top-Platzierungen vorerst aus, ehe Sie in Bormio als Vierter nur ganz knapp am Podest vorbei fuhren. Sind Sie leistungsmäßig im Plan?

&bdquo;Das mit dem Plan ist immer so eine Sache. Man hofft natürlich immer, dass es gut läuft. Der Saisonauftakt in Val d'Isere war gut. Ich hatte gehofft, dass ich mithalten kann, was auch einigermaßen geklappt hat (10. in der Abfahrt, 16. im Super-G). In Gröden hoffte ich auf ein besseres Ergebnis (12. im Super-G, 15. in der Abfahrt), aber dort fuchst es mich meistens aus irgendwelchen Gründen. Bormio war dann ein großer Schritt. Im Super-G habe ich ja enttäuscht (18.), aber in der Abfahrt so den Schalter umzulegen, das hat mir schon großen Auftrieb gegeben.“

Sie hatten bisher erst 6 Speed-Events. Sind die langen Pausen zwischen den Rennen eine Wohltat oder doch nicht?

&bdquo;Es fehlt die Kontinuität, ganz klar. Die Woche von Wengen geht allen Speedfahrern gewaltig ab. Zum Probieren, trainieren, zum Rennen fahren.“

In Kitzbühel stehen ab morgen 3 Speedrennen an. Fühlen Sie sich bereit, um die 5. Siegergams mitzumischen?

&bdquo;Schauen wir mal. Im 1. Training am Mittwoch war ich nicht besonders flink. Ich hoffe, im Training am Donnerstag doch einen Schritt nach vorne zu machen.“

&bdquo;Der Sport lebt von Emotionen. Und die Emotionen liefern nur die Fans.“ Dominik Paris Das heißt, dass Sie sich nicht zu den Favoriten zählen, obwohl die Konkurrenz höchsten Respekt entgegen bringt?

&bdquo;Ich glaube, dass ich heuer Außenseiter bin. Die anderen Topfahrer sind gut drauf, fahren stabil und haben die Sicherheit, richtig Vollgas zu geben. Ich muss mich noch herantasten und daran gewöhnen, mich zum Rennen hin zu steigern. Ich denke, dass mir die 2 Abfahrten eher entgegen kommen. Die 2 Trainingsläufe helfen mir da sicher sehr. Der Super-G ist immer speziell. Wir haben viel Trainingszeit in diese Disziplin investiert, aber stärker fühle ich ich mich in der Abfahrt.“

Das US-Team scheint bärenstark zu sein. Ihre Erklärung?

&bdquo;Ryan Cochran-Siegle steht derzeit sehr locker auf dem Ski, dazu hat er gute Ergebnisse geliefert, auf die er aufbauen kann. Alles, was er macht, ist intuitiv richtig. Mit Cochran-Siegle haben auch seine Teamkollegen einen Schritt nach vorne gemacht. Sie waren schon früher schnell, aber nicht konstant. Das passt jetzt. Und wenn du Selbstvertrauen hast, einen Teamleader und ein gutes Klima in der Mannschaft, dann ist dies das Resultat.“

Kitzbühel 2021 gleicht einem Skiclubrennen, so ganz ohne Zuschauer und Fans. Wie empfinden Sie die Situation?

&bdquo;Es ist wirklich blöd und einfach nur schade, wie es heuer ist. Natürlich müssen wir froh sein, überhaupt fahren zu dürfen. Andere Leute können nicht einmal Ski fahren gehen. Wir sind in einer privilegierten Position, aber der Sport lebt von den Emotionen. Und die Emotionen liefern nur die Fans. Deswegen schätzen wir Athleten das auch, vor so vielen Leuten unserem Beruf nachgehen zu können. Die Freude zum Skifahren ist das eine, die Motivation, immer schneller und besser zu werden, ebenfalls. Aber dass es auch wertgeschätzt wird, was wir leisten, dafür trainieren und dafür leben wir. “

&bdquo;Jedem Athleten ist es selbst überlassen, das Material bis ans Äußerste auszureizen.“ Dominik Paris Pünktlich zu den Kitzbühel-Rennen gibt es jedes Jahr eine Sicherheitsdiskussion über den Skirennsport. Die vielen Verletzungen, die durchwegs Topleute betreffen: Gehört das einfach dazu oder ist die Zeit überreif, etwas zu ändern?

&bdquo;Das Thema ist heikel. Meiner Meinung nach ist es schwierig, etwas zu verändern. Auf den Weltcuppisten wird Top-Arbeit geleistet, es gibt durchwegs die gleichen Verhältnisse für alle, die an den Start gehen. Dafür ist das Material ausgereizt bis zum Limit. Mit Regeländerungen findet jeder Athlet, jeder Servicemann immer einen neuen Weg, das Material so abzustimmen, dass es trotzdem wieder gefährlich wird. Und jedem Athleten ist es selbst überlassen, das Material bis ans Äußerste auszureizen. Die Entwicklung wird im Skisport immer weiter gehen, egal was auch immer verändert wird.“

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