Die Besser- und die Schnellermacher

Die Trainer und Betreuer beim Skifahren haben keinen einfachen Job. Bei minus 20 Grad stundenlang auf der Piste ausharren, bei einer falschen Linienführung die Schuld übernehmen, bei schonungsloser Analyse der emotionale Buhmann sein – all das verlangt Ausdauer, Nerven aus Stahl, Geduld und Nachsicht. Und die Gewissheit, dass schon morgen eine neue Chance, ein neuer Tag warten. Unabhängig davon, was davor passiert ist.

Dass Federica Brignone am ersten WM-Tag Kombi-Gold holte, war am gleichen Abend schon wieder Schnee von gestern. Nach dem Abendessen wurde schnell eine Flasche Schampus geköpft, dann die Teamsitzung mit dem Programm des nächsten Tages verkündet und dann ging es ab in die Federn. &bdquo;Feiern ist bei einer WM so gut wie nicht drin“, erklärt Abfahrtstrainer Daniel Dorigo. &bdquo;Jeden Tag gibt es Programm, da ist nachlassen nicht erlaubt. Der Fokus liegt immer auf der nächsten Entscheidung.“ Obwohl: Nach dem Super-G-Gold von Bassino schnappten sich die Trainer gestern eine Gondel und ließen es sich in einer Méribel-Schutzhütte gutgehen.

„Feiern ist bei einer WM so gut wie nicht drin.“ Daniel Dorigo, Abfahrtstrainer

Dorigo kommt aus St. Ulrich in Gröden, wohnt aber seit vielen Jahren in Kastelruth. Der 45-Jährige war selbst Athlet und hat es zu immerhin acht Weltcupeinsätzen gebracht. Seit 10 Jahren ist er Trainer bei der FISI, in die A-Mannschaft der Damen rückte er aber erst vor einem Jahr auf. Gemeinsam mit Abfahrtslegende Michael Much Mair bildet Dorigo bei den &bdquo;Azzurre“ den Südtiroler Part. Beide sind in ihren Rollen unumstrittene Eckpfeiler. Und das, obwohl sie offiziell zum normalen Abfahrtsteam gehören und nicht zur Elite-Gruppe, in der die 3 Ausnahmefahrerinnen Marta Bassino, Sofia Goggia und Federica Brignone integriert sind. Federica Brignone, Marta Bassino und Sofia Goggia sind die Ausnahmefahrerinnen unter den Speeddamen. © APA / EXPA/JOHANN GRODER

Dieses Trio hat jeweils einen eigenen Trainer – Bassino wird von Daniele Simoncelli betreut, Federica Brignone von ihrem Bruder Davide, Sofia Goggia von Luca Agazzi. Aber: Sobald sie zum Speedteam mit Elena Curtoni, den Delago-Schwestern Nicol und Nadia sowie Laura Pirovano stoßen, müssen sie sich unterordnen. &bdquo;Anders geht es nicht“, erklärt Dorigo. &bdquo;Auf der Abfahrt sind auch im Training ganz andere logistische Herausforderungen zu bewältigen. Da ist ein einziger Trainer überfordert. Der kann nicht die gesamte Strecke abdecken. Da übernimmt er den gleichen Part wie die anderen Trainer, egal ob mit technischen Anweisungen oder Videoaufnahmen.“ &bdquo;Die Mädchen pushen sich gegenseitig“ Dass es für die italienischen Speeddamen so gut läuft, ist für Dorigo kein Zufall: &bdquo;Die Mädchen pushen sich gegenseitig, es gibt trotz aller Erfolge keinen Grund, sich auszuruhen und zurück zu lehnen.“ Und liefert den Hauptgrund der Klasse von Bassino, Goggia und Brignone gleich mit: &bdquo;Sie haben die Fähigkeit, nach einem missglückten Rennen, einem nicht so guten Trainingstag alles auf Null zu stellen und am nächsten Tag wieder unbeschwert an die Aufgaben heran zu gehen. Sie hinterfragen sich und das gesamte Umfeld nie.“

Ob dies als kleiner Seitenhieb auf die Delago-Schwestern zu verstehen ist, bei denen es heuer nicht nach Wunsch läuft? &bdquo;Nicol und Nadia beschäftigen sich meiner Meinung nach zuviel mit Nebenschauplätzen, anstatt sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Dadurch werden sie abgelenkt und verlieren Energie. Sie sind unbestritten talentiert, haben aber vor allem technisch noch Luft nach oben. Und: Sie sind noch nicht bereit, ans oberste Limit zu gehen. Wenn sie diesen Schalter umlegen, dann werden wir noch viel Freude an ihnen haben.“

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Die Besser- und die Schnellermacher

Sie sind das sogenannte „Team hinter dem Team“ – also diejenigen, die bei den Siegerinterviews ihrer Schützlinge längst schon wieder die Pläne für den nächsten Tag schmieden. Um ihre Fahrerinnen noch besser, noch schneller zu machen.

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