Der Südtiroler an der Seite von Österreichs großem Ski-Juwel

Rasenmäher, Unkrautstecher, Gießkanne, wahrscheinlich auch Rechen und Besen – das sind die typischen Dinge, die man im Gartenhaus eines durchschnittlichen Haushalts findet. Bei Christoph Atz sieht die Realität etwas anders aus. Wenn der 27-Jährige nämlich seinen Geräteschuppen inmitten der malerischen Weinreben Kalterns betritt, dann findet sich da vor allem ein Arbeitsgerät wieder: Skier. Sehr viele Skier. &bdquo;Aktuell sind es 85 Paare, die ich bei mir zu Hause lagere“, sagt Atz und fügt an: &bdquo;Platz hätte ich für über 100.“

85 Paar Skier, das ist eine Hausnummer. Vor allem, wenn Atz offenbart, für wie viele Leute diese Latten bestimmt sind. &bdquo;Für insgesamt zwei Athletinnen“, schmunzelt der Kalterer. Man möchte meinen, dass man da schnell den Überblick verlieren kann. Doch dem ist nicht so. Atz ist nämlich Ski-Servicemann, ein Ski-Präparierer also – und ein sehr talentierter noch dazu. Heißt: Er kennt nicht nur jeden einzelnen dieser 170 Skier bis ins kleinste Detail, sondern tüftelt auch mit viel Akribie daran, dass er auf dem Schnee schnellstmöglich performt. Zwei hochinteressante Personalien Schnellstmöglich perfomen, das ist ein gutes Stichwort. Denn seit dieser Saison betreut der Kalterer zwei Österreicherinnen, die zu den größten Hoffnungen der skiverrückten Nation zählen. Da wäre einerseits die 25-jährige Franziska Gritsch, die bereits zwei Mal aufs Weltcuppodest gefahren ist. Und da wäre Magdalena Egger. Die 21-Jährige gilt als riesiges Juwel in der Szene. Bei Junioren-Weltmeisterschaften holte die Vorarlbergerin stolze sechs Goldmedaillen. Verständlich, dass ihre Entwicklung in Österreich mit großem Interesse verfolgt wird. &bdquo;Sie hat riesiges Potenzial, das sieht man bei jedem Training“, meint Ski-Mann Atz.

Zählt zu den größten Talenten im Ski-Zirkus: Magdalena Egger. © AFP / SEBASTIEN BOZON

Das Besondere an seinen beiden Athletinnen: Sowohl Gritsch als auch Egger sind Allrounderinnen. &bdquo;Sie fahren jede Disziplin. Das ist auch für mich eine große Herausforderung“, weiß Atz, der somit die ganze Palette seiner Skills aufbieten muss, um die fast 100 Slalom-, Riesentorlauf-, Super-G- und Abfahrtsskier ideal zu präparieren. „Sie hat großes Potenzial.“ Christoph Atz über Magdalena Egger Im einmonatigen Trainingslager in Südamerika gelangte der Überetscher schon zu wichtigen Erkenntnissen, auch was Egger betrifft. &bdquo;Sie hat bei Junioren-WMs je zwei Mal Gold in der Abfahrt und im Super-G geholt – und das, obwohl sie in ihrem Leben noch nie ein richtiges Speed-Training gemacht hat. In Chile war es soweit, und man hat gesehen, dass der Grundspeed passt und sie großes Potenzial hat.“ Auch von Gritsch ist Atz begeistert: &bdquo;Sie hat im Europacup in fünf Disziplinen gewonnen und ist im Weltcup zwei Mal aufs Podest gefahren. Auch sie hat einiges drauf.“ Mit den Delago-Schwestern an die Weltspitze Die Kombination dürfte also passen: Hier zwei aufstrebende Skifahrerinnen, die Großes erreichen möchten, da ein genauso aufstrebender Servicemann, der die nächste Stufe auf der Karriereleiter erklimmen will. Denn der Name Christoph Atz ist im Ski-Zirkus längst kein Unbekannter mehr. Eine gewisse Berühmtheit hat der Kalterer in den vergangenen Jahren dadurch erlangt, dass er als Servicemann der beiden Delago-Schwestern Nicol und Nadia tätig war. Beide etablierten sich an der Weltspitze: Nicol fuhr drei Mal aufs Weltcuppodest, Nadia holte bei den Olympischen Spielen in Peking sensationell Bronze. Das alles ist zum Teil auch auf die gute Arbeit von Atz zurückzuführen, der den beiden Grödnerinnen stets zwei Turbo-Latten unter die Füße montierte.

Nadia Delago (links) eroberte Olympia-Bronze, Servicemann Christoph Atz freut sich mit.

Sein Schaffen blieb nicht unbemerkt, und so flatterte bei Atz, der früher selbst auf Europacup-Niveau Rennen bestritten hat, in diesem Frühjahr das Angebot der Skifirma Head ein. &bdquo;Mein Ziel war es immer, als Servicemann einer Skifirma zu arbeiten. Da hast du nämlich viele Möglichkeiten, zudem bist du ein normaler Angestellter, mit Krankenversicherung, Rentenvorsorge und so weiter – das war in Italien nicht so. Deshalb habe ich meine Entscheidung schnell gefällt“, so Atz.

Einmal bei Head angekommen, wurden ihm Franziska Gritsch und Magdalena Egger – die bei dieser Ski-Marke unter Vertrag stehen – zugeteilt. Der Beginn einer Erfolgsstory? Etwas Platz wäre in Christophs Atz Geräteschuppen jedenfalls noch. Für den einen oder anderen Ski, eventuell aber auch für so manche Trophäe.

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