Der neue Leader, der keiner sein will

Er ist einer der Stillen im Skizirkus. Wortkarg, aber doch ein Mann der klaren Worte. Einer, der es gewohnt war, in der 2. Reihe zu stehen, als seine Teamkollegen Christof Innerhofer, Dominik Paris und auch Peter Fill im Rampenlicht standen. Aber weil er ein Mann mit großer Ausdauer, Geduld und einem unerschütterlichen Glauben an sich selbst ist, ist Mattia Casse nun selbst in der 1. Reihe angekommen. Der 32-Jährige aus Oulx im Piemont, der mittlerweile in Bergamo lebt, hat mit zwei Abfahrts-Podestplätzen (3. in Gröden und Wengen) gezeigt, dass er 170 Weltcuprennen unter Wert geschlagen wurde.

Dass der Junioren-Weltmeister in der Abfahrt von 2010 dabei öfter von umstrittenen Trainer-Entscheidungen ausgebremst wurde, aber auch mehrere schwere Verletzungen erlitt, will er nicht in den Vordergrund rücken. &bdquo;Was war, das interessiert mich nicht mehr. Ich schaue lieber nach vorne“, blockt er eine Nachfrage zu seiner umstrittenen Nicht-Nominierung für Olympia 2022 ab. Und auch, dass er vor der Ski-WM 2019 in Schweden nicht wusste, ob er nun nominiert war oder nicht (er war's), hat er längst abgehakt.

Mattia Casse bejubelt den 3. Platz in Wengen. © APA/afp / FABRICE COFFRINI

Dafür sind 3 Schrauben, die seinen Schienbeinkopf im rechten Bein zusammen halten, tägliche Realität. Zugezogen hat sich Casse diese Verletzung im März 2022 in Kvitfjell. Er wurde aber schnell fit und fährt absolut beschwerdefrei, wie er sagt.

Das Skifahren liegt im Blut Mattia Casse ist der Sohn des ehemaligen Geschwindigkeitsskifahrers Alessandro Casse, der 1973 mit 184,237 km/h einen damals neuen Weltrekord aufstellte. Bis zu seinem Tod im Dezember 2021 war er der wichtigste Förderer seines Sohnes. Unvergessen sind die Tränen, die Mattia Casse nach dem ersten Podestplatz seiner Karriere in Gröden vor einem Monat live im Fernsehen vergoss, als er das Resultat seinen Eltern widmete.

Dass Casse trotz seines nicht mehr so jungen Alters einen großen Qualitätssprung machte, führt er auf 3 Gründe zurück: &bdquo;Ich habe im Sommer Material gewechselt (von Head auf Rossignol), wir haben ein Superklima im Abfahrtsteam und ich habe einen neuen Mentaltrainer, der mir wertvolle Inputs vermitteln konnte.“ Aber: Als Leader der bis auf Matteo Marsaglia und Christof Innerhofer jungen Abfahrtsgruppe sieht sich Casse nicht. &bdquo;Wir sind ein Team, es gibt keine Anführer.“

Den Zusammenhalt im Speedteam der &bdquo;Azzurri“ führt Casse darauf zurück, dass mit Lorenzo Galli ein neuer Cheftrainer das Sagen hat. Alberto Ghidoni betreut Dominik Paris ja seit vergangenem Sommer im Alleingang. Damit seien neue Impulse freigeworden, ist Casse überzeugt. Unterstützt wird Galli von Adam Peraudo, Christian Corradino, aber auch von Patrick Staudacher und Physiotherapeut Einar Prucker.

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Der neue Leader, der keiner sein will

Er ist der neue starke Mann im italienischen Abfahrtsteam und holte in dieser Saison bereits zwei Podestplätze. Und das nach 170 Weltcuprennen ohne Podium.

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