Der Innerhofer-Fall zieht seine Kreise

Der &bdquo;Fall Innerhofer“ hat am Wochenende die Skiwelt in Atem gehalten. Vor allem bei den internationalen Ski-Journalisten war seine Nicht-Nominierung für die WM-Abfahrt unbegreiflich und nicht nachvollziehbar. Dass einer, der in den Trainings Bestzeit und einmal die zweitschnellste Zeit erzielt, vor dem Rennen nach Hause geschickt wird, sorgte für Kopfschütteln. Nicht so das Trainerteam bei den &bdquo;Azzurri“. Dort gab es höchstens Kopfschütteln über die mediale Aufregung, die um Innerhofer herrschte.

Ein Blick zurück: Unmittelbar vor der Anreise zur WM absolvierten die Speedfahrer der &bdquo;Azzurri“ ein Kurz-Trainingslager in La Thuile in Aosta. Dort wurde den Athleten mitgeteilt, dass Christof Innerhofer den Super-G fahren würde, Matteo Marsaglia die Abfahrt – es also keine Abfahrts-Quali geben würde. Eine Entscheidung, die Innerhofer nicht gefiel und die er Speed-Cheftrainer Lorenzo Galli – seit vergangenem Frühjahr im Amt – auch so mitteilte. Damit stieß er jedoch auf taube Ohren. Die Begründung war, dass Marsaglia mit einem 11. (Wengen) und 16. Platz (Beaver Creek) die besseren Ergebnisse habe als Innerhofer (17. Kitzbühel, 18. Lake Louise). Zugegeben: Alles keine Spitzenplätze. Dass Innerhofer in der Abfahrtswertung mit 54:53-Punkten die Nase vorne hat, war kein Thema.

Innerhofer war in den Trainings pfeilschnell unterwegs. © ANSA / Guillaume Horcajuelo

Innerhofer konnte also nichts tun außer: Vollgas geben im Training. Das tat er. Im ersten Training war nur Aleksander Aamodt Kilde schneller, im zweiten war der Gaiser ganz vorne. Da fehlten mehrere Topstars, wie Kilde, wie Odermatt und alle 5 Österreicher. Aber: Die Schweizer fuhren Qualifikation und mussten voll ans Limit, die Kanadier um Super-G-Weltmeister James Crawford können nicht anders, als immer voll zu fahren. Sie waren alle langsamer als Innerhofer. Zudem war Marsaglia zuletzt nicht fit, musste wegen Rückenbeschwerden die 2. Abfahrt in Kitzbühel auslassen und auch das erste WM-Abfahrtstraining.

Nach der Trainingsbestzeit von Innerhofer am Freitag kam es zu einem 6-Augen-Gespräch zwischen Innerhofer, Cheftrainer Galli und Herren-Rennsportleiter Massimo Carca, in dem erneut bestätigt wurde, dass Marsaglia seinen Platz fix habe. Daraufhin entschied Innerhofer, den 3. Trainingslauf am Samstag sausen zu lassen und stattdessen nach Hause zu fahren. Den letzten WM-Abend verbrachte er noch mit Freunden in Courchevel Le Praz.

Matteo Marsaglia durfte die WM-Abfahrt bestreiten. © ANSA / GUILLAUME HORCAJUELO

Allerdings kam er da kaum zum Essen und Trinken, weil er pausenlos Nachrichten auf seinem Handy erhielt, wo ungläubige Journalisten, FIS-Leute und Trainer anderer Nationen nachfragten. Fakt ist: Matteo Marsaglia wird am Ende der Saison seine Karriere nach rund 210 Weltcuprennen mit einem Sieg und 18 Top-10-Platzierungen beenden. Bei Weltmeisterschaften startete der 37-Jährige seit 2011 immer bis auf 2017, war dort nie besser als Elfter. Gestern erhielt er eine Art Karriere-Abschiedsgeschenk.

Dass Marsaglia mit Rennsportleiter Carca über den sportlichen Aspekt hinaus befreundet ist, ist ein offenes Geheimnis. Dass Carca zuletzt die Skikarriere von Riccardo Tonetti nicht mehr förderte und das Karriere-Ende des Bozners wohl unausweichlich ist, steht ebenfalls fest. Und die Frage war schon im Vorfeld mehr als berechtigt: Warum wurde Gianni Borsotti für die WM nominiert, Simon Maurberger aber außen vorgelassen? Borsotti war 18. in Schladming, 23. in Alta Badia, 24. in Val d'Isere (immer Riesentorlauf). Maurberger wurde 13. im Riesentorlauf von Val d'Isere, hat zudem die Plätze 19 und 20 im Slalom.

Kann es sein, dass die Südtiroler – es ist die ewig gleiche Klagefrage – nicht gleichwertig behandelt werden? Die Südtiroler FISI-Top-Funktionäre wie Präsident Markus Ortler und das neue nationale Vorstandsmitglied Christian Haas werden diese Frage zweifellos stellen in der Saisonaufarbeitung. Wenn nicht, sind sie fahrlässig und alles andere – aber nicht auf der Seite der Südtiroler Athleten.

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Der Innerhofer-Fall zieht seine Kreise

Die WM-Abfahrt ging am Sonntag über die Bühne, Christof Innerhofer musste dabei zuschauen. Die Entscheidung, den Südtiroler außen vor zu lassen, ist weiterhin ein heißes Thema. Ein Tagebuch-Eintrag aus Courchevel von Andreas Vieider.

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