L Ski Alpin

Heini Pfitscher im leergefegten WM-Gelände in Saalbach-Hinterglemm. © fop

Der Boss aus Südtirol: Er schmiedet das Schweizer WM-Glück

Ein junger Familienvater aus dem beschaulichen Südtiroler Bergdörfchen Truden ist am Samstag zu einer ganz großen Nummer in der glamourösen Ski-Welt aufgestiegen. Er hat zwei Schweizerinnen zu Sport-Heldinnen einer ganzen Nation gemacht. Wie ist das möglich?

Aus Saalbach-Hinterglemm

Von:
Alexander Foppa

Die Sonne war längst hinterm Zwölferkogel verschwunden, das Zielgelände in Hinterglemm in frostigen Schatten gehüllt. Da spazierte Heini Pfitscher alleine durch das Labyrinth an Absperrgittern, das einen Richtung Ausgang der WM-Arena leitet. Beide Hände in den Jackentaschen versteckt, breites Grinsen im Gesicht. Er genießt den Moment in völliger Ruhe. Etwa anderthalb Stunden zuvor hatte der 42-Jährige den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Einer, der ihn in der ganzen Ski-Welt bekannt macht.


Heini Pfitschers sperrige Berufsbezeichnung lautet: Verantwortlicher der Masterygruppe Weltcup-Slalom und -Riesentorlauf im Team Swiss Ski. Kurzum, er ist der Boss der Schweizer Technikerinnen. Und seit Samstag Weltmeister-Trainer. Seine Schützlinge Camille Rast und Wendy Holdener haben im Slalom auf einen Schlag Gold und Silber erobert. „Es ist der schönste Moment in meinem Trainerleben“, sagt Pfitscher mit ruhiger Stimme, als er den Ort des Triumphs verlässt.

„Das sind Alphatiere. Sie wissen, was sie wollen“ Pfitscher über die Medaillen-Gewinnerinnen

Pfitscher sucht nach den richtigen Worten, während weit entfernt im Hintergrund eine Jubeltraube aus Trainern, Betreuern und Athletinnen die WM-Heldinnen hochleben lassen. „Wir hatten schon Medaillenhoffnungen, aber dass es so laufen würde, hätte ich mir nie erträumt“, sagt er. Rast ist Führende im Slalom-Weltcup, Holdener hatte schon zuvor große Erfolge gefeiert. Pfitscher beschreibt sie und ihre Teamkolleginnen als „absolute Alphatiere, die ganz genau wissen, was sie wollen. Als Trainer ist es eine Freude, mit solchen Persönlichkeiten zu arbeiten.“

Heini Pfitscher (rechts unten) freut sich mit dem Schweizer Team. © APA/afp / FABRICE COFFRINI


Auf der großen Ski-Bühne war Pfitscher lange Zeit ein unbeschriebenes Blatt, für Außenstehende etwas überraschend stieg er vom Europacup-Trainer zum Chef der Technikerinnen auf. Das Amt übernahm er im Sommer von seinem Südtiroler Trainerkollegen Luis Prenn. Die beiden sind nur zwei von insgesamt neun heimischen Trainern, die für die Ski-Großmacht Schweiz arbeiten. „Als Südtiroler liegen wir nicht nur geografisch sehr nahe. Wir haben keine sprachliche Barriere, eine ähnliche Herangehensweise. Da greifen die Zahnräder ineinander“, erklärt der Unterlandler.

Von Truden in die große (Ski-)Welt

Pfitscher lebt bei seiner Frau und seinen zwei Kindern in Truden, arbeitet aber in der Schweiz. Und das seit mittlerweile fünf Jahren. Zuvor trainierte er die italienischen Riesentorläuferinnen und den Südtiroler Landeskader. „In der Schweiz gibt es eine super Struktur, gute Betreuer, Serviceleute, Trainer und nicht zuletzt Athleten.“ Ist das der Grund für die unglaublichen zwölf WM-Medaillen der Schweizer? „Bei Cami und Wendy ist es der absolute Wille. Sie haben ihre Medaillen mit kompromisslosen Fahrten gewonnen“, sagt der Coach.

Wendy Holdener und Camille Rast präsentieren ihre Medaillen. © ANSA / ANNA SZILAGYI


Eine Frage haben wir noch, bevor wir Pfitscher aus dem Zielstadion schreiten lassen: Wie hat er den Medaillenregen von Franjo von Allmen, Marco Odermatt und Co. erlebt? „Natürlich haben wir uns mitgefreut“, sagt er, fügt dann aber mit etwas ernsterem Ton hinzu: „Und andererseits haben sie den Druck aufs Frauenteam erhöht.“ Dieser sei nun abgefallen. Jetzt können alle, Schweizer und Schweizerinnen, die Triumphe auskosten. Auch Heini Pfitscher. Bei der Party am Abend im Teamquartier dürfte er dann nicht mehr alleine, sondern mittendrin gewesen sein.

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