Das Ski-Wunder von Alta Badia

Als Patrick Feurstein am Sonntagmittag bei strahlendem Sonnenschein und vor vielen Fans am Fuße der Gran Risa abschwang, hat er wohl nicht damit gerechnet, dass er es sich nun für längere Zeit auf dem knallroten Leaderstuhl gemütlich machen kann. Feurstein war 27. nach dem ersten Durchgang und hatte die Quali für die Entscheidung somit nur knapp geschafft. Bei seinem zweiten Lauf aber gelang ihm eine nahezu perfekte Fahrt, die ihm zu einem wahren Ski-Märchen verhalf.

Patrick Feurstein, Ski-Profi aus Österreich. © APA / EXPA/JOHANN GRODER

Nach und nach rissen die Konkurrenten, die teilweise mit mehr als einer Sekunde Vorsprung in den zweiten Lauf gestartet waren, horrende Rückstände auf. Der 25-jährige Vorarlberger machte so Position um Position gut. Spätestens als Gesamtweltcupsieger Alexis Pinturault sich ebenfalls an der fantastischen Laufzeit des Österreichers die Zähne ausbiss , war klar: Patrick Feurstein war eine grandiose Leistung gelungen. Sogar so grandios, dass er kurzzeitig vom Podest träumen durfte. Doch das wäre wohl zu viel des Guten gewesen. Am Ende stand dem Riesentorläufer der 4. Platz zu Buche, sage und schreibe 23 Positionen hat er im zweiten Durchgang gutgemacht. Verständlich, dass die euphorisierten Kommentatoren im ORF von einem &bdquo;Ski-Wunder“ sprachen. Die Karriere hing am seidenen Faden Nun ist anzumerken, dass solche fulminanten Aufholjagden zwar sehr selten sind, aber immer wieder mal vorkommen. Im Fall von Patrick Feurstein ist es jedoch etwas differenzierter zu betrachten. Und das nicht nur, weil er vor Alta Badia erst zwei Mal in die Weltcuppunkte gefahren ist, wobei ein 18. Platz sein bestes Resultat war. Vielmehr ist es dem Umstand geschuldet, dass die Karriere des Vorarlbergers vor einem Jahr noch am seidenen Faden hing. „Ich bin von Arzt zu Arzt gerannt, monatelang. Was das Problem war, wusste ich danach aber nie.“ Patrick Feurstein Feurstein hatte nämlich mit körperlichen Problemen zu kämpfen. Betroffen waren jedoch nicht Ski-typische Körperteile wie das Knie oder das Schienbein, sondern der Kopf. &bdquo;Ich hatte ständig unerklärliche Kopfschmerzen“, erklärt der Österreicher im ORF-Interview. Diese Schmerzen waren so heftig, dass er im vergangenen Winter kein einziges Rennen bestreiten konnte. &bdquo;Ich habe lange nicht gewusst, was das Problem ist. Ich bin von Arzt zu Arzt gerannt, monatelang, jeder hatte seine eigene Theorie, doch am Ende bin ich immer dagestanden und habe immer noch nicht gewusst, was das Problem war.“ Trainiert wie ein Formel-1-Pilot Eine frustrierende Situation für den begeisterten Sportler. Wird er jemals wieder Skifahren können? &bdquo;Irgendwann habe ich dann eine Ärztin gefunden, die eine Nervenentzündung am Kopf diagnostiziert hat. Ich bin also nach Salzburg gefahren zum ehemaligen Therapeuten von Marcel Hirscher, mit dem wir ähnlich wie Formel-1-Piloten gearbeitet haben: Die Nackenmuskulatur und die Halswirbelsäule wurden stabilisiert und gestärkt. Das hat gefruchtet“, so der Ski-Profi.

Sobald das körperliche Problem im Griff war, kehrte Feurstein auf die Piste zurück. Dort wurde er unter anderem von Ferdinand Hirscher, dem Vater von Marcel, wieder auf Vordermann gebracht. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: In Lech/Zürs holte Feurstein seine ersten Weltcuppunkte, in Val d’Isére sein vorübergehendes Top-Ergebnis (Platz 18) und nun folgte schließlich der nächste Schritt: Das eigene Ski-Märchen beim Riesentorlauf in Alta Badia, der für viele der schwerste der Welt ist. &bdquo;Das ist wirklich wunderschön“, ist der 25-jährige Österreicher überglücklich. Bereits am Montag kann er noch einmal nachlegen, dann steht auf der Gran Risa ein neuerlicher Riesentorlauf an.

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