Christof Innerhofer: Aufgeben ist keine Option

Nur Peter Fill hat mit 355 noch mehr Weltcupstarts auf seinem Konto als dieses legendäre Duo. Von den bisherigen 330 Weltcuprennen hat Innerhofer die unglaubliche Zahl von 43 alleine in Kitzbühel bestritten – erstmals 2008 im Super-G, wo er beim Sieg des Liechtensteiners Marco Büchel vor Hermann Maier und Didier Cuche auf Anhieb Achter wurde. Von wegen &bdquo;sich langsam herantasten“ – Innerhofer war ein Spätstarter, aber als er dann in Schwung kam, war er als gnadenloser Draufgänger mit feiner technischer Klinge nicht mehr zu halten. Ein Draufgänger ist er mit nun 40 Jahren noch immer – zumindest bei den Trainings, wie die nackten Ergebnisse immer herzeigen. Das war auch in den vergangenen Tagen nicht anders.

Im ersten Training Vierter, im zweiten Probelauf Fünfter. Gleich war es im vergangenen Jahr, wo er die Übungsfahrten als Dritter und 6. beendete. 2023 wurde er einmal Siebter, 2022 war er Vierter und Erster. Der einzige Haken: In den Rennen konnte er diese Leistungen nie bestätigen, war im Vorjahr in den Doppel-Abfahrten 34. und 41., vor 2 Jahren immerhin 17. und 22. Das sind bei weitem nicht die Ansprüche des ehemaligen Super-G-Weltmeisters (2011) und zweifachen Medaillengewinners bei Olympia (Silber und Bronze 2014), aber seit 4 Jahren bittere Realität. Top-10-Ergebnisse sucht man vergebens, und die letzten Spitzenergebnisse in Kitzbühel liegen mittlerweile 4 Jahre zurück. Da wurde er sowohl in der Abfahrt wie auch im Super-G Vierter.

Christof Innerhofer hat noch nicht genug. © ANSA / ANNA SZILAGYI

Warum dann diese starken Ergebnisse in den Trainings? &bdquo;Ich habe alle Strecken im Weltcup voll im Griff“, meinte der gemeinsam mit dem Franzosen Adrien Theaux – beide sind als Jahrgang 1984 40 Jahre alt – älteste Fahrer im Weltcup. Und erklärt gleich den Unterschied zwischen Training und Rennen: &bdquo;Ich will zuviel, bin deshalb zu verbissen und verkrampfe. Ich versuche stets, die perfekte Linie zu erwischen und lasse deswegen den Ski nicht aus. Die Unbekümmertheit, die viele junge Fahrer auszeichnet und die sich nichts draus machen, wenn sie einmal einen weiteren Bogen fahren, die fehlt mir. Eigentlich müsste ich das mit meiner Routine locker nehmen, aber im Gegenteil – ich verkrampfe total.“

Die ständige Kritik Seit mehreren Jahren fährt Innerhofer mit dieser vor allem mentalen Blockade und sieht sich deshalb ständiger Kritik ausgesetzt. Das beginnt beim Trainerstab der &bdquo;Azzurri“, und auch für viele Skisportfans ist es unverständlich, warum ein ehemaliger Weltcup-Siegfahrer – der letzte seiner 6 Erfolge liegt fast 12 Jahre zurück – sein sportliches Denkmal derart ankratzen lässt. Dem &bdquo;ewigen Inner“ sind diese Aussagen egal. &bdquo;Ich muss niemandem etwas beweisen. Nach Gustav Thöni bin ich jener Südtiroler Skirennfahrer mit den meisten Medaillen bei Großanlässen. Was mich noch immer antreibt, ist die Leidenschaft für diesen Sport. Und ich sehe ja, dass ich noch immer mithalten kann, auch wenn ich es im Rennen nicht immer so umsetze wie gewünscht.“

Zudem plagen den Gaiser, der in Kitzbühel schon Zweiter (2017) und Dritter (2013) war – jeweils im Super-G – aber nie gewann, Rücken- und Knieprobleme. &bdquo;Bormio hat seinen Tribut gefordert. Seitdem ist das Knie entzündet, durch die Fehlbelastung zwickt's auch im Rücken. Das macht es nicht unbedingt leichter.“ Zu allem Überfluss legte ihn vor Wengen ein Magen-Darmvirus flach. &bdquo;Eigentlich hätte ich dort nicht fahren sollen, aber ich hab's halt doch probiert.“ Die Magenprobleme sind mittlerweile passé, vor allem die Rückenschmerzen sind geblieben. Deshalb pendelte Inner die letzten Tage zwischen Kitzbühel und Bad Wiessee in Bayern hin und her, wo er sich einer Injektionskur unterzog. Um so gut als möglich fit zu sein für die persönlichen Rennen 44 und 45 in Kitzbühel. Denn für den 40-Jährigen ist ohnehin klar: Aufgeben ist keine Option.

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