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Ist ein Paradiesvogel im Weltcup: River Radamus. © T. Debelyak

Bunte Haare und großes Herz: US-Boy wirbelt die Ski-Welt auf

Skifahren ist eine Show – und kaum jemand verkörpert das so gut wie die amerikanischen Stars. Einer davon sorgt in der Ski-Welt für besonders viel Aufsehen – mit seinen Frisuren, einem emotionalen Projekt und nicht zuletzt mit seinem großen Können auf der Piste.

Von:
Thomas Debelyak

Wenn sich ein Ski-Profi mit seinen kraftvollen Schwüngen aus den Starthäusern dieser Weltcup-Welt schiebt, stellt sich immer und immer wieder dieselbe Frage: Wie lange benötigt er, um über die Ziellinie zu kommen? Das ist natürlich auch bei River Radamus so. Der US-Boy zählt zu den talentiertesten Skifahrern seines Landes. Allerdings gibt es beim Amerikaner einen kleinen, aber feinen Unterschied. Nämlich die zweite Frage, die sich im Ski-Zirkus einzig und alleine bei seinen Auftritten stellt. Welche skurrile Frisur hat Radamus dieses Mal unter seinem Helm versteckt?


Radamus ist nämlich nicht nur dafür bekannt, im Slalom-Stangenwald den Durchblick zu behalten, eisige Riesentorlauf-Parcours zu bewältigen oder steile Super-G-Pisten zu zähmen. Er hat es in der Ski-Welt auch mit seinen außergewöhnlichen – und oft wechselnden – Haarkreationen zu einer gewissen Berühmtheit geschafft. Bei den Olympischen Spielen 2022 etwa zog Radamus mit einer Leoparden-Frisur die Blicke auf sich, dann präsentierte er sich mal mit einem kultigen Vokuhila, färbte sich seine Mähne mal in grellem Grün ein und lief wenig später in schrillem Pink herum.

„Ich war in meinem Leben noch nie bei einem Friseur.“ River Radamus

Als wir im Zielraum von Gröden auf Radamus treffen, lugt unter seinem Käppi seine neueste Haarpracht hervor. Es ist ein Mix aus Blond und Grün. Er grinst, als wir ihm die Frage stellen, die er wohl bei den meisten Interviews zu hören bekommt. Warum diese speziellen Frisuren? „Skifahren ist mein Job, ich mache das am liebsten. Skifahren ist aber auch Entertainment, es ist eine Show. Das mit den Frisuren mache ich, weil es mir zeigt, dass ich nicht alles zu ernst nehmen und Spaß an der Sache haben soll.“

River Radamus mit einer Leoparden-Frisur. © AFP / JOE KLAMAR


Spaß, das haben auch seine Trainer, Teamkollegen und Physiotherapeuten. Sie sind es nämlich, die Radamus diese Frisuren verpassen. „Ich war in meinem Leben noch nie bei einem Friseur“, sagt der 25-Jährige. „Meine Haare mache ich mir selbst oder lasse sie mir von den Leuten aus unserem Team frisieren. Das stärkt den Spirit“, muss der Paradiesvogel schmunzeln.

Eines der größten Talente der USA

Radamus hat aber viel mehr zu bieten als nur bunte Haare. Er zählt im US-Team zu den größten Hoffnungen für die nächsten Jahre. 2016 holte er bei den Olympischen Jugendspielen drei Goldmedaillen, drei Jahre später kürte er sich im Fassatal zum Juniorenweltmeister im Super-G und im Riesentorlauf. Bei der WM im Februar gewann der Mann aus Colorado mit dem US-Team die Goldmedaille. Radamus ist ein Allrounder, der im Slalom, Super-G, am besten aber im Riesentorlauf fährt. Dort schaffte er es schon mehrere Male in die Top 10 des Weltcups.
„Ich will dafür sorgen, dass unsere besten Talente des Landes nicht auf der Strecke bleiben.“ River Radamus

Radamus ist aber auch ein Mensch, der über den Tellerrand guckt. Er weiß, dass er in seiner Karriere das Glück auf seiner Seite hatte: Seine Eltern sind beide Skilehrer im Heimatort Vail (Colorado), der Weg des US-Boys war damit vorgezeichnet. Das ist nicht bei allen so. Deshalb startete Radamus ein Projekt namens ARCO, das junge Ski-Talente sportlich, aber auch finanziell unterstützen soll. „Ich fühle mich in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass unsere besten Talente des Landes nicht auf der Strecke bleiben“, so die Worte von Radamus. Herz bewies er auch vor kurzem, als er seiner verletzten Freundin Storm Klomhaus Rosen ans Krankenbett schicken ließ – und das, obwohl er tausende Kilometer weit entfernt war.

Hier in Pink unterwegs: River Radamus mit seiner Freundin Storm Klomhaus, die ebenfalls Skifahrerin ist. © Social Media


Den Fokus hat er aber natürlich auf seine eigene Karriere gesetzt. Denn in dieser soll in den nächsten Jahren noch so einiges passieren. „Als ich in Gröden gesehen habe, wie mein Teamkollege Bryce Bennett aufs Podest gefahren ist – da sagte ich mir: Das will ich auch einmal. Natürlich, im Skifahren kann so viel passieren, es ist ein Outdoorsport und unberechenbar. Aber einen Podestplatz, das will ich mal in meiner Liste stehen haben.“ Mit welcher schrillen Frisur er dann vom Stockerl lachen würde? Man darf jedenfalls gespannt sein auf diesen River Radamus, einen ganz besonderen Skifahrer.

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