Aussortiert, unerwünscht, vergessen: Teresa Runggaldiers Story

Teresa Runggaldier wurde das Skifahren in die Wiege gelegt. Vater Peter fuhr in den 90er-Jahren zu zwei Weltcup-Siegen, zwölf Podests und heimste bei der Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm 1991 die Silbermedaille in der Abfahrt ein. Der Weg ihrer Tochter in die Elite des Skirennsports schien ebenfalls vorgezeichnet. Die heute 24-Jährige galt in ihrer Jugend als großes Talent und wurde bereits 2017 in die Europacup-Gruppe aufgenommen. Der Aufstieg geriet dann aber ins Stocken. Runggaldier wurde 2020 aus der Nationalmannschaft aussortiert und seither nicht wieder berücksichtigt. Es folgten ein Materialwechsel von Fischer zu Head und viele Tage, an denen die Zweifel beinahe den Rücktritt provozierten.

&bdquo;Ich habe oft daran gedacht“, gesteht die Wolkensteinerin ein. Zwei Saisonen lang habe gar nichts funktioniert, weshalb sie sich vor dem letzten Winter eine Art Ultimatum stellte. Trotz guter Ergebnisse blieb ihr die Wiederaufnahme ins Nationalteam verwehrt, weil der Verband offensichtlich knapp bei Kasse war und ist. Auf diese Art und Weise wollte und konnte sie jedoch keinen Schlussstrich ziehen. Sie versprach sich, es heuer ein letztes Mal zu versuchen. &bdquo;Ich hatte immer die Motivation. Wenn man sich aber vier Jahre lang allein durchschlagen, die Skier selber präparieren und mit dem eigenen Auto quer durch ganz Europa fahren muss, reicht die Energie irgendwann nicht mehr.“

Unglück wird zum Glücksfall Zurückblickend sagt die Speed-Spezialistin, dass diese Zeit sie aber auch positiv geprägt habe. &bdquo;Ich musste von A bis Z alles selbst organisieren und härter arbeiten. Ich bin dadurch definitiv gereift.“

Teresa Runggaldier strahlte im Zielrraum von Crans-Montana. © Pentaphoto

Im letzten Sommer bekam Runggaldier vom italienischen Wintersportverband FISI das Versprechen, dass sie sich im Herbst – nach der Südamerika-Reise – dem Speed-Team anschließen könne. Dieses wurde dann auch eingehalten. &bdquo;Ich habe das nicht erwartet. Ich konnte immer mit der Mannschaft trainieren – auch, wenn ich die Skier nach wie vor selbst präparierte. Irgendwann war ich aber so gestresst, dass ich keine Zeit mehr hatte, mich kurz einmal hinzulegen“, berichtet die Grödnerin von schweren Zeiten.

In St. Moritz wurden durch die Verletzungen ihrer Markenkolleginnen Karoline Pichler und Elena Curtoni dann aber Ressourcen frei. Seither muss sich Runggaldier – zumindest bei Weltcup-Rennen – nicht mehr um ihre Skier kümmern. &bdquo;Einerseits sind die Serviceleute natürlich besser als ich. Anderseits fällt eine große Last von den Schultern, denn es gehen sicher zwei Stunden pro Tag drauf“, erklärt sie.

Durchbruch geschafft Dass Runggaldier noch immer nicht zur Nationalmannschaft gehört, wird bei der Besichtigung ersichtlich. Diese absolviert sie nämlich in der Kleidung der Finanzsportgruppe und in Begleitung ihres Trainers Davide Da Villa, der ihr aber nur in den Rennen auf italienischem Staatsgebiet zur Seite stehen kann. Runggaldier zeigt sich jedoch dankbar, wie die Coaches des Nationalteams mit ihr umgehen. &bdquo;Wenn ich mit ihnen bin, behandeln sie mich, als ob ich ein Teil der Mannschaft wäre. Sie helfen mir und betreiben etwa Videostudium.“

Wenn man diese Geschichte im Hinterkopf behält, ist die laufende Saison umso bemerkenswerter. Runggaldier fuhr fünf Mal in die Punkte und erreichte zuletzt in Crans-Montana den sensationellen 11. Platz. Die Freude kannte nicht nur bei ihr keine Grenzen. &bdquo;Es war fantastisch, wie sich alle Teamkolleginnen, aber auch Athletinnen anderer Nationen sich für mich gefreut haben. Sie wissen, was ich in den letzten Jahren durchgemacht habe“, sagt Runggaldier, die in der Schweiz zudem Teil eines besonderen Ereignisses wurde. Denn mit Nicol und Nadia Delago, Vicky Bernardi und Sara Thaler standen gleich fünf Athletinnen, die die Sportoberschule in St. Ulrich besucht haben, am Start.

Runggaldier hat jedenfalls bewiesen, dass mit Willen, Kampfgeist und einer großen Aufopferungsbereitschaft vieles möglich ist – und Träume wahr werden können. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass der Verband diese Leistung honoriert und Runggaldier zur kommenden Saison einen Kaderplatz erhält. Verdient hätte sie ihn allemal.

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