Florian Schieder: Aufgeben war nie eine Option

Für seine älteren Brüder Stefan und Thomas reichte das Geld nicht. Wenn Skier unter dem Christbaum lagen, dann waren sie meist zweiter Hand. Erst Florian, der Jüngste der Schieder-Buben, bekam neue Skier.

Und bezahlte dies seinen Eltern Gertrud und Karl mit riesig großer Leidenschaft für den Skirennsport zurück. Zuerst unter Peter Thomaseth beim SC Kastelruth, dann bei Kult-Trainer Arnold Karbon beim Trainingszentrum Schlerngebiet wuchs Florian Schieder zu einem soliden, aber keineswegs überragenden Südtiroler Skitalent heran. Er stand vom &bdquo;1995-er-Jahrgang“ im Schatten von Simon Maurberger, aber auch in jenem des nunmehrigen Skicrossers Dominik Zuech und vor allem von Christoph Atz, der vor einigen Jahren ins Lager der Serviceleute überwechselte und bis im Vorjahr die Skier von Nadia und Nicol Delago präparierte.

Schieder hatte mit Peter Fill nicht nur ein überragendes Vorbild im eigenen Heimatdorf Kastelruth, sondern auch einen Förderer, der dem in seiner Jugendzeit oft ungestümen Bauernsohn wiederholt ins Gewissen redete. Schieder verstand und hatte auch ein Einsehen, dass die Schule nicht das richtige für ihn war. Nach einem Jahr in der Sportschule St. Ulrich in Gröden schmiss er hin und machte eine Ausbildung zum Spengler, die er als Geselle auch abschloss. Erst dann nahm seine Skikarriere richtig Fahrt auf. Wobei er sich Schritt für Schritt nach oben kämpfte. Bei einer Junioren-WM holte er nie Edelmetall, im Europacup alternierte er rare Top-Ergebnisse (ein Podestplatz) mit enttäuschenden Ergebnissen.

Für Schieder, der immer, wenn es die Zeit erlaubt, seinem Vater im elterlichen Bauernhof mit 20 Milchkühen zur Hand geht, war es kein Grund, aufzugeben. Vor 2 Jahren schien sich seine Ausdauer, sein Kampfgeist gelohnt zu haben: Da wurde er mit Startnummer 50 in Kitzbühel 14. Die Euphorie währte nur kurz. 2 Wochen später stürzte der Atomic-Fahrer bei der WM in Cortina d'Ampezzo schwer und riss sich das Kreuzband und den Meniskus im linken Knie. Nach der OP stand er 8 Monate später wieder auf Skiern, musste das Training aber sofort abbrechen. Das Knie hielt den Belastungen nicht stand, eine erneute Operation, diesmal bei Christian Fink in Innsbruck, stand an.

Der machte Schieder keine großen Hoffnungen auf eine Karriere-Fortsetzung. &bdquo;Das hat mich total umgehauen. Ich war der Meinung, jetzt kommt die OP, und dann geht es wieder.“ Dass es am Ende doch wieder so war, sei nicht selbstverständlich gewesen, blickt Schieder zurück. Erst im August 2022 wusste er, dass es doch weitergehen würde. Zuerst in Saas Fee, dann während dem langen Trainingslager in Argentinien konnte er die Belastungen kontinuierlich steigern. Mit mehreren Top-20-Ergebnissen sammelte Schieder in dieser Saison nicht nur Vertrauen, sondern gab auch eine starke Bewerbung für die Ski-WM ab. Und die gestern mit einer Sternstunde im Südtiroler Skirennsport untermauert wurde.

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Dolomiten-Redakteur Andreas Vieider ist dieser Tage im Ski-Mekka Kitzbühel. In seinem Tagebuch blickt er dieses Mal auf die Karriere von Sensationsmann Florian Schieder.

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