
Ein Ski-Profi aus Estland – Tormis Laine schreibt Geschichte. © ANSA / GUILLAUME HORCAJUELO
Alpine Freuden: Ein Exot lebt seinen Kindheitstraum
Exoten verirren sich immer wieder auf die ganz große Bühne des Ski Alpin. Mit Tormis Laine lebt einer davon seinen Kindheitstraum.
24. Dezember 2024
Von: nie
Wer zum Auftakt der Saison auf das Teilnehmerfeld im Weltcup blickte, zog wahrscheinlich die Augenbrauen hoch. Brasilien und die Niederlande im Ski Alpin? Mehr als nur ungewöhnlich. Doch während Lucas Pinheiro Braathen und Rückkehrer Marcel Hirscher jeweils nur für einen anderen Verband als gewohnt an den Start gegangen waren, setzte sich im Schatten der Superstars ein echter Exot in Szene. Sein Name: Tormis Laine.
„Ich spüre, dass die Spannung nachlässt. Die Weihnachtspause hat begonnen“, erklärte der Techniker im Interview mit dem estnischen Nachrichtenportal Postime. „Ich möchte etwas schlafen und mich ausruhen.“ Die Entspannung hat sich der 24-jährige Este redlich verdient. Vier Jahre nach seinem Debüt beim Weltcup in Lech-Zürs sollte es endlich mit den ersten Punkten klappen – und zwar nicht nur für ihn. Vielmehr freute sich auch Estland über die ersten Zähler seiner Verbandsgeschichte.
Laine brilliert – und will direkt mehr
Dieser Erfolg ist nunmehr vier Wochen her. Mit Platz 27 im Slalom von Levi sicherte er sich einen kleinen Platz in der Geschichte. Damit gab sich Laine aber nicht zufrieden. Nach punktlosen Rückschlägen in Gurgl und Beaver Creek mischte er erneut vorne mit und landete im Riesenslalom von Val-d'Isère auf einem phänomenalen 14. Rang. „Am Morgen habe ich mir gesagt: Ich habe es satt, zu verlieren“, zog er aus dem vorangegangenen Schmerz neue Kräfte. „Ich war bereit, alles zu tun, um das Ergebnis zu erreichen“, unterstrich er.Es folgten Rang 22 im Slalom von Val-d'Isère und ein erneuter Punktgewinn auf der Gran Risa (20.). Die Euphorie war da aber bereits seinem Ehrgeiz gewichen. „Wenn mich jemand vor drei Monaten gefragt hätte, wie ich mich fühlen würde, wenn ich in Alta Badia unter den ersten 20 landen würde, hätte ich gejubelt und gesagt, dass das mein Traum wäre“, gab er nach dem Riesenslalom zu Protokoll. „Aber die Zeiten ändern sich schnell. Mit jedem Rennen wird die Latte der Erwartungen höher und höher gelegt.“
Laine erfüllt sich seinen Traum
Im Vergleich dazu fühlte sich das frühe Aus im Slalom nur einen Tag später nahezu wie ein Tiefschlag an. Und dennoch wird Laine seine bisherige Reise nur kaum realisieren können.Mit elf Jahren war er einst mit seiner Familie nach Österreich gezogen, mittlerweile nennt er Innsbruck seine Heimat. Eine seiner ersten Erfahrungen in den österreichischen Alpen ist beim Esten noch äußerst präsent. „Ich erinnere mich noch gut daran, als wir gerade zum ersten Mal in Sölden waren, um den Weltcup zu sehen“, erinnerte er sich kurz vor dem Saisonauftakt zurück. „Seitdem habe ich von dem Tag geträumt, an dem ich selbst an der Startlinie stehen kann, und jetzt ist er endlich da. Man könnte sagen, ich erfülle mir einen Kindheitstraum.“
Zwar reichte es in Sölden noch nicht zu den historischen Punkten, Laine legte dort aber das Fundament für eine bislang beeindruckende Saison. „Es ist völlig unwirklich. Die Reise, die ich gemacht habe, ist unglaublich“, schwärmte er. Nach der besinnlichen Ruhe an Weihnachten kehrt Laine zurück auf die Piste – bereit für neue estnische Höhen.
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