Alex Vinatzer: Aus dem Nichts in die Weltklasse

Als wir Alex Vinatzer telefonisch erreichen, sitzt er gerade in seinem neuen Auto, einem Audi A6. Diesen durfte er – wie viele andere erfolgreiche Wintersportler der &bdquo;Azzurri“ – vor wenigen Tagen in Trient in Empfang nehmen. Ein Werbegeschenk, das er nun ein Jahr lang genießen kann. &bdquo;In den Kurven“, sagt Vinatzer, &bdquo;fühlt er sich richtig gut an.“

Kurios, denn genau diese Aussage trifft zurzeit auch auf Vinatzer selbst zu. Zwischen den Riesentorlauf-Toren, in den weiten, temporeichen Kurven, fühlt sich der Grödner pudelwohl. &bdquo;Die Form stimmt“, meint Vinatzer vor dem ersten Saisonrennen, das am Sonntag, 27. Oktober (1. Durchgang ab 10 Uhr) steigt.

Alex Vinatzer fühlt sich im Riesentorlauf pudelwohl. © ANSA / VASSIL DONEV

Die Vorfreude beim Südtiroler Ski-Aushängeschild ist riesig – auch, weil er sich heuer in Sölden einiges ausrechnet. Bis vor einem Jahr war Vinatzer ein reiner Slalomspezialist, doch innerhalb weniger Monate machte er im Riesentorlauf einen Quantensprung und zählt dort mittlerweile zur Weltklasse.

Alex Vinatzer, in der vergangenen Saison ist Ihr Knoten im Riesentorlauf regelrecht geplatzt. Sie sind quasi aus dem Nichts in die Weltspitze gefahren. Haben Sie sich das so erwartet?

Alex Vinatzer: &bdquo;Nein, dass es so läuft, hätte ich nicht erwartet. Klar, vor der Saison haben wir einen Schwerpunkt auf den Riesentorlauf gelegt. Mein Ziel war es, in die Top 30 der Weltrangliste zu kommen. Am Ende habe ich die Saison auf Platz 16 abgeschlossen und erreichte mit den Rängen 5 und 6 zwei Spitzenresultate.“

Bis vor einem Jahr waren Sie ein reiner Slalomläufer, dann kam der Riesentorlauf dazu. Wie sind Sie mit der Doppelbelastung zurechtgekommen?

&bdquo;Das war vor allem zu Beginn nicht einfach und im Slalom habe ich es auch gespürt. Dort braucht es normalerweise ein intensiveres Training, um das richtige Vertrauen zu bekommen. Meine Saison im Slalom war auch – ich formuliere es mal so – eher durchwachsen.“

Der Slalom ist aber schon noch Ihre Hauptdisziplin, oder?

&bdquo;Ja, dort bin ich schon aufs Podest gefahren und habe eine WM-Medaille (Bronze 2023 in Courchevel, Anm. d. Red.) gewonnen. Aber der Riesentorlauf ist für mich nicht mehr nur eine Disziplin, in der ich ein paar Punkte zusammenkratzen will, sondern ein zweites Standbein, durch das ich auch einige gute Resultate einfahren will.“ „Ich möchte sowohl im Slalom als auch im Riesentorlauf aufs Podest.“ Alex Vinatzer Heißt das, dass Sie heuer schon ein Podest anpeilen?

&bdquo;Ja, das ist mein Ziel. Ich möchte sowohl im Slalom als auch im Riesentorlauf aufs Podest fahren. Außerdem haben wir ja eine Weltmeisterschaft, da kann immer alles passieren.“

Sie werden heuer zum zweiten Mal in Sölden an den Start gehen. Was ist das große Ziel?

&bdquo;Weil in Sölden mit Marco Schwarz und Alexis Pinturault 2 Top-Fahrer verletzungsbedingt fehlen, rücke ich in die zweite Startgruppe vor und lege mit einer Nummer zwischen 8 und 15 los. Das ist ein Vorteil für mich, da man dort gleich einige Zehntel schneller sein kann. Ich peile einen Platz unter den ersten 10 an.“

Vinatzer hat heuer viel vor. © APA / ERWIN SCHERIAU

Das große Thema der letzten Wochen war die Rückkehr von Marcel Hirscher. Was sagen Sie zu diesem Comeback?

&bdquo;Für den Ski-Sport ist das eine tolle Sache! Wie man in Interviews hört, will er sich dadurch ein schönes Karriereende machen, diesen Gedanken finde ich cool. Inwieweit es für uns andere Fahrer einen Unterschied macht, wird sich zeigen. Natürlich: Wenn er schnell ist, wird’s ein Problem (lacht).“

Wird Hirscher wieder ganz vorne mitmischen können?

&bdquo;Was ich gehört und auf Videos gesehen habe, glaube ich nicht. Aber: Er hat mehr als 60 Weltcuprennen gewonnen und ist eine Rennsau. Er ist früher im Training auch oft nicht gut gefahren und hat im Rennen dann groß aufgetrumpft. Vielleicht pokert er ja ein bisschen und überrascht uns alle.“

Mit Lucas Braathen kehrt ein weiterer Ski-Star zurück. Was erwarten Sie sich von ihm?

&bdquo;Wie Marcel bringt auch Lucas viel Aufmerksamkeit für den Sport mit. Das ist eine super Sache. Ich denke, Lucas wird schneller sein als Marcel, weil er nur ein Jahr weg war und auch noch sehr jung ist.“

Letzte Frage: Wird Marco Odermatt im Kampf um den Gesamtweltcup zu schlagen sein?

&bdquo;Das kann ich mir nur schwer vorstellen. Er ist in 3 Disziplinen auf einem Top-Level und hat im vergangenen Jahr fast doppelt so viele Punkte gesammelt wie der zweitplatzierte im Gesamtweltcup. Auch wenn er heuer ein Drittel schlechter sein sollte, hat er immer noch die größten Chancen auf die große Kristallkugel.“

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