Ärger im Ski-Weltcup: Jetzt kommt der Krisengipfel

Er hat sich lange hingezogen gestern, der Super-G in Kitzbühel. Als die Nummer 58, der Norweger Rasmus Windingstad, im Ziel der Streif abschwang, war es 14.04 Uhr – mehr als zweieinhalb Stunden nach Rennbeginn. Die Sonne war längst weg, die VIP's beim Champagner. Aleksander Aamodt Kilde wartete noch auf Teamkollege Windingstad, meine Wenigkeit auf eine Aussage von Florian Schieder, der mit Nummer 54 noch 26. wurde.

Dass die ersten 30 lediglich 1,95 Sekunden getrennt waren, unterstreicht das hohe Niveau der weltbesten Speedrennfahrer. Trotzdem ist der Preis ein viel zu hoher, den sie dafür bezahlen. Auch gestern war der Hubschrauber mehrere Male in der Luft, vor allem das französische Team wurde nach dem Ausfall von Teamleader Cyprien Sarrazin weiter dezimiert. Alexis Pinturault wurde mit dem Helikopter ins Spital gebracht – Diagnose Knochenprellung inklusive Fraktur beim Schienbeinplateau, dazu eine Verletzung des Innenmeniskus. Florian Loriot kam ebenfalls ins Spital – Diagnose Gehirnerschütterung.

Alexis PInturault kam schwer zu Sturz. © APA/afp / JOE KLAMAR

Sind Pinturault und Loriot die Nummern 32 und 33, die es heuer Geschlechter übergreifend erwischt hat mit schweren Verletzungen? Längst hat man aufgehört zu zählen, aber es ist augenscheinlich, dass die Grenze des Zumutbaren längst überschritten wurde. Das weiß FIS-Renndirektor Markus Waldner (&bdquo;es ist 5 nach 12“), und das wissen auch die Fahrer selber. So sagte Christof Innerhofer gestern: &bdquo;Die Pausen nach einem Sturz sind furchtbar. Die halben Fahrer sind schon vor dem Start fix und fertig und wissen nicht, wie und was sie tun sollen. Ich bin sehr routiniert, aber auch ich komme an meine Grenzen“, war der 40-Jährige nach seinem 331. Weltcuprennen ehrlich.

Immer öfter im Krankenhaus Mit 14 war die Ausfallquote für einen Super-G gestern im Rahmen. Es ist mittlerweile jene Disziplin, in der es die meisten Ausfälle gibt. Neu ist, dass die Abflüge immer öfter im Krankenhaus enden. Als 1982 diese Disziplin &bdquo;erfunden“ wurde – gestern war der 250. Weltcup-Super-G der Geschichte – war dies sicher nicht im Sinne der FIS-Verantwortlichen. Alleine am ersten Speed-Wochenende in Beaver Creek &bdquo;zerriss“ es 6 Athleten – bei keinesfalls schwierigen Wetter- oder Schneebedingungen. In Gröden lief alles glatt, in Bormio kam der fatale Trainingssturz von Cyprien Sarrazin. Ob er nach seiner Kopfverletzung je in den Weltcup zurück kehren kann, ist offener denn je. Nach der gestrigen Verletzung von Alexis Pinturault vor den Augen seiner Frau und der kleinen Tochter dürfte es auch hier ein dickes Fragezeichen geben.

Über den Fakt, dass Abfahrts- und Super-G-Skier mit rund 12 Kilogramm Gewicht inklusive Taillierung eine extreme Belastung sind – noch dazu bei Geschwindigkeiten von bis zu 155 km/h wie in Wengen – wurde längst ausreichend diskutiert. Auch über den Airbag und die Carbonschützer. Ein neuartiges Bindungssystem wird ebenfalls getestet. Zu überdenken ist die Kurssetzung. Der gestrige Super-G des deutschen Trainers Andreas Evers hätte bis zum Lärchenschuss drehender sein können. Und wer sich an den 2. Durchgang beim Riesentorlauf in Adelboden erinnert, der extrem direkt über den ultrasteilen Zielhang führte und bei dem Geschwindigkeiten nah an 90 km/h gemessen wurden, muss zugeben: Auch bei der Kurssetzung sind Änderungen notwendig! Die Kurvenradien müssen drehender und runder gesetzt werden!

Krisengipfel bei der WM Ein sichtlich angeschlagener FIS-Renndirektor Markus Waldner meinte gestern: &bdquo;Es muss sich etwas ändern, so kann es nicht weiter gehen.“ Er gab bekannt, dass während der WM in Saalbach 2 Gesprächsrunden anstehen, am 6. und 12. Februar. Mit allen Beteiligten, sprich Ski-Industrie, Trainern, Athleten, Ärzten und FIS-Renndirektoren. Hoffentlich erkennen alle den Ernst der Lage. Ansonsten blutet der Speedrennsport aus.

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Eishockey

Tennis

Wintersport

Mehr

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

Ärger im Ski-Weltcup: Jetzt kommt der Krisengipfel

Der Super-G von Kitzbühel hat für große Diskussionen gesorgt – wieder einmal, muss man sagen. Grund dafür sind die vielen schlimmen Stürze. Das Tagebuch von Andreas Vieider aus der Gamsstadt.

Kommentare (0)