50 Jahre Isolde Kostner: Eine Ski-Legende erzählt

Es ist fast 20 Jahre her, als sie nur einen Monat vor Olympia 2006 in Turin ihre Karriere beendete. Und das nicht wegen Erfolglosigkeit, sondern weil sie schwanger war und nur wenige Monate später Mama ihres ältesten Buben David – er ist jetzt 19 – wurde. Am Donnerstag feiert Isi ihren 50. Geburtstag – und plaudert im Interview aus dem Nähkästchen.

Beginnen wir mit dem Sportlichen: Sie haben 2 Abfahrts-Kristallkugeln gewonnen, 3 Olympia-Medaillen stehen im Trophäenschrank und Sie wurden 2 Mal Weltmeisterin im Super-G, dafür nie in Ihrer Spezialdisziplin Abfahrt. Wie können Sie sich das erklären?

Isolde Kostner: &bdquo;Überhaupt nicht. Es ist mir völlig unerklärlich, weil eigentlich war ich in der Abfahrt immer viel besser als im Super-G. Aber es hat einfach nicht gepasst, weil ich ja in Sestriere 1997 4. wurde in der Abfahrt, in St. Anton 2001 auf Platz 5 gelandet bin.“

War der Druck zu groß?

Kostner: &bdquo;Der Druck war für mich nur der Ansporn, noch mehr zu leisten. Andere sind am daran gescheitert, mir machte er nichts aus. Fakt ist, dass ich in 3 WM-Super-G's Medaillen eroberte. Aber dass ich gut Abfahrt fahren kann, habe ich ja mit den Olympia-Medaillen und den 2 Abfahrtskugeln bewiesen.“

Sie sind mit 18 Jahren in die Nationalmannschaft gekommen, wurden in Ihrem 2. Weltcuprennen schon 11., beim 6. Rennen in der Abfahrt von Garmisch standen Sie schon als Siegerin ganz oben (es war jenes tragische Ereignis, bei dem Ulrike Maier zu Tode kam).

Kostner: &bdquo;Genau, es ging rasend schnell. Zumal ich wenige Tage später zweifache Bronzegewinnerin bei Olympia 1994 in Lillehammer war – was ich sagen will: Ich hatte null Druck. Ich setzte keinerlei Erwartungen in mich, für mich hätte alles gepasst, auch mit zig Sekunden Rückstanden ins Ziel zu kommen. Wenn ich heutzutage mit jungen Athleten rede, sage ich ihnen immer: &bdquo;Genießt das 1. Jahr in vollen Zügen, denn so etwas wird es nie mehr geben.“ Diese Unbeschwertheit, diese Lockerheit – die hat man nur als ganz junger Athlet.“

Isolde Kostner mit Ehemann Werner und den Söhnen David (ganz links), Gabriel (ganz rechts) und Nesthäkchen Philipp (vorne)

Ihre Karriere war eine einzige Erfolgsgeschichte, oder?

Kostner: &bdquo;Das stimmt nicht. Es gab auch Events, wo ich nichts geleistet habe, wie beispielsweise die WM 1999 in Vail oder Olympia 1998 in Nagano. Aber es stimmt schon – im Kopf war ich schon immer sehr stark. Mein Tata Ulrich war ein ruhiger, besonnener und unaufgeregter Mann. Das hat sich auf uns Kinder in der Familie extrem positiv abgefärbt. Die Gespräche zu Hause haben mir immer sehr gutgetan, es gab nie Druck. Das Motto war immer: 100 Prozent geben, in jeder Situation. Was heraus kommt, kommt heraus.“

War der Weg früher vom Nachwuchstalent zum Superstar leichter als jetzt?

Kostner: &bdquo;Keine Ahnung. Ich kenne die Skiwelt von heute zu wenig. Ich weiß nur, dass ich in meinem ersten Jahr im Landeskader einen Riesensprung gemacht habe. Zu Beginn war ich mit den anderen Mädchen zeitgleich, am Ende der Saison allen 2 oder 3 Sekunden voraus. Da haben mich vor allem der damalige Landeskadertrainer Herbert Gamper und natürlich auch mein langjähriger Heimtrainer Karl Mussner extrem geprägt. Mit Karl bin ich aufgewachsen. Dann war ein Jahr Franz Gamper im Nationalteam mein Coach, und dann folgte die lange Zeit mit Valerio Ghirardi. Er kam mit mir in die A-Nationalmannschaft und blieb bis zu meinem Karriereende bei mir.“

Sie waren 30 Jahre alt, als Sie im Jänner 2006 Schluss machten. Ein ungewöhnlicher Zeitpunkt, oder?

Kostner: &bdquo;Erstmal bewundere ich die Athleten, die heutzutage so lange auf absolutem Top-Level fahren. Ich wollte eigentlich bei Olympia in Turin 2006 abschließen, aber ich hatte einfach keinen Bock mehr. Ich hatte null Probleme, es kurz davor sein zu lassen. Ich wollte den Druck, der mir viele Jahre nichts ausmachte, einfach nicht mehr. Das Leben als Profisportler ist toll, aber auch extrem zach.“

Isolde Kostner wähend ihrer aktiven Zeit. © Colombo Giancarlo

Sie haben gleich nach dem Rücktritt eine Familie gegründet: Wie war der megaschnelle Übergang ins Familienleben?

Kostner: &bdquo;Der war extrem krass. Der Unterschied von &bdquo;ständig unterwegs zu sein“ zu &bdquo;das ganze Jahr zu Hause zu sein“ war eine 360-Grad-Wendung. Ich verspürte die ersten Jahre überhaupt keine Lust mehr nach meinem alten Leben. Ich war in meinem Familiennest super aufgehoben.“

Inwieweit sind Sie dem Skirennsport noch verbunden?

Kostner: &bdquo;Überhaupt nicht mehr. Letztes Jahr und auch heuer wurde ich noch bei der Sportsendung &bdquo;L’altra domenica sportiva“ am Sonntagabend live zugeschaltet, um einen Fachkommentar abzugeben. Es hätte sich öfters ergeben, in der Skiwelt zu arbeiten, aber mit den beiden Familienbetrieben und den Kindern war und ist das unmöglich.“

Isolde Kostner bei der TV-Show Isola dei famosi.

2031 erlebt Gröden eine Heim-WM. Freuen Sie sich darauf?

Kostner: &bdquo;Wenn ich sehe, welche grandiose Rennen uns die WM in Saalbach geliefert hat, dann freue ich mich natürlich. Ich bin überzeugt, dass es ein tolles sportliches Event wird. Aber ich habe auch die Bedenken, wie sie ganz viele Grödner haben. Die Pisten sind ja bereit, aber wir leiden unter einem gewaltigen Verkehrsproblem im gesamten Winter wie im August. Vor allem die St. Ulricher wünschen sich irgendwie und irgendwann eine Verkehrsberuhigung. Alle hoffen, dass in dieser Hinsicht etwas verbessert wird. Ich glaube zudem, dass eine WM heutzutage nicht mehr so relevant ist wie in den 1970er-Jahren, als der Tourismus erst richtig angekurbelt werden musste. Gröden ist als Tourismusdestination bereits etabliert.“

Sie werden jetzt 50, sind aber extrem fit. Zufall oder harte Arbeit?

Kostner: &bdquo;Von wegen fit. Vor einem Jahr habe ich mir beim Skifahren einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Es war ein völlig harmloser Sturz, wo ich auf die Hüfte gefallen bin. Ich hatte lange damit zu kämpfen. Trotzdem bleibt Skifahren meine größte Leidenschaft, im Sommer gehen ich Rad fahren und wandern.“

Sie haben nach Ihrer Karriere auch mit der Teilnahme an verschiedenen Showformaten im TV für Aufregung gesorgt...

Kostner: &bdquo;Monotonie ist mir ein Gräuel. Ich liebe die Abwechslung und tue am liebsten jeden Tag etwas anderes. Die Eiskunstlaufshow und die Isola dei famosi waren tolle Abenteuer. Aber ich kann auch anders: Ich bin seit 16 Jahren in St. Christina in einer Gruppe, die Familien- und Kinder-Gottesdienste organisiert. Ich bin sehr religiös erzogen, und der Glaube an Gott hat mir extrem fest geholfen als Skirennfahrerin. Ich war nie alleine auf der Piste unterwegs.“

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50 Jahre Isolde Kostner: Eine Ski-Legende erzählt

Bei Isolde Kostner scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Dass die erfolgreichste Südtiroler Skirennfahrerin aller Zeiten heute ihren 50. Geburtstag feiert, scheint surreal. Im Interview erklärt Isi, warum sie sich immer noch jung fühlt.

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