100.000 Gästebetten in nur 3 Tälern

Es ist schön hier, in Le Praz, dem ersten Dorf vom Tarantaise-Tal kommend in Courchevel. Vergleichbar mit dem Feriendorf am Karerpass Carezza, hat es einen kleinen Ortskern mit vielen alten, aufwändig renovierten Häusern mit ganz viel Holz. Wobei Courchevel aus weiteren 4 Ortsteilen besteht: Courchevel Village, Saint-Bon-Tarentaise, Courchevel Moriond und Courchevel 1850. Dort oben, im exklusivsten Teil des Berges, hat auch Alexis Pinturault mit seiner Familie ein Fünf-Sterne-Hotel, das Annapurna. Für &bdquo;normale“ Gäste ist das nur schwer zu bezahlen (Übernachtung ab 1000 Euro), aber bekanntlich zählen Courchevel und Méribel, wo die WM-Damenrennen ausgetragen werden, zu den nobelsten Wintersport-Ressorts der Welt. Die Schauplätze der 47. Ski-WM liegen in der Provinz Tarentaise, die mit der größte Dichte an Top-Skigebieten punktet. Das Espace Killy (Tignes und Val d'Isère) oder Paradiski (Les Arcs und La Plagne) sind nicht weit entfernt. Méribel und Courchevel formen gemeinsam mit La Tania, Les Menuires-Saint Martin, Val Thorens und Orelle das Pisten-Ressort Les Trois Vallées (&bdquo;Die 3 Täler“). Mit 180 Liften und 600 Pistenkilometern handelt es sich nach eigenen Angaben um das größte zusammenhängende Skigebiet der Welt. Zum Vergleich: Dolomiti Superski zählt 460 Aufstiegsanlagen und 1200 Pisten-Kilometer, hängt aber nicht von A bis Z zusammen. Und: Die 3 Täler rühmen sich, rund 100.000 Gästebetten zu haben. Dies seriös zu recherchieren, ist unmöglich. Zum Vergleich: Südtirol hat 152.000 Gästebetten; mit Privatzimmervermietern, Urlaub auf dem Bauernhof und den Camping- plätzen sind es 234.000. Dieser Vergleich zeigt, welch gigantische Touristen-Ausmaße in den Savoier Bergen zum Tragen kommen. Das zeigt sich auch, dass die vierspurige Schnellstraße von Albertville kommend bis nach Moutiers führt, dem Hauptort des Tarantaise-Tales und 24 Kilometer vor Courchevel. An den meisten Stellen ähnlich eng wie das Passeiertal, stand der Megabau der Schnellstraße nie zur Diskussion. Courchevel touristisch zu erschließen, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg am Reißbrett entschieden und war das erste Retortenbaby in Frankreichs Winterlandschaft. Statt Betonklötzen und Bettenburgen prägen Chalets und Luxushotels das Bild. Neben Gästen aus dem Inland kamen vor der Covid-Pandemie und dem Ukraine-Krieg vor allem Briten, Araber und Russen. Um sich die zweistündige Anreise von den Flughäfen Genf oder Lyon zu sparen, kommen viele Gutbetuchte per Hubschrauber oder Privatflieger. Dass der Altiport Courchevel auf 2007 Metern mit seiner nur 537 m kurzen Start- und Landebahn einer der gefährlichsten Flughäfen der Welt ist, stört nicht. Dem noblen Flair zum Trotz sind Courchevel und Méribel Orte mit großer Rennsport-Tradition, gewissermaßen die Keimzelle des französischen Skisports. Neben Alexis Pinturault fahren derzeit Doriane Escané, Clarisse Brèche und Marie Lamure für Frankreich im Ski-Weltcup. Nachwuchshoffnung Alban Elezi Cannaferina, der bei der Junioren-WM in St. Anton Gold im Riesentorlauf gewann, steht in den Startlöchern. Die Schanzenanlage Tremplin du Praz war 1992 Schauplatz der olympischen Skisprung-Wettbewerbe. Im Rahmen der Tour de France bildete Courchevel bisher dreimal Ziel und Ausgangspunkt einer Etappe, 2023 wird es zum 4. Mal sein. Berühmt wurde Meribel auch aus einem anderen Grund: Am 29. Dezember 2013 stürzte hier Michael Schumacher beim Skifahren schwer. Der ehemalige Rekord-Weltmeister der Formel 1 zog sich schwere Kopfverletzungen zu und lebt seitdem streng abgeschirmt von seiner Familie in Gland im Schweizer Kanton Waadt am Genfer See.

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100.000 Gästebetten in nur 3 Tälern

Die Ski-WM in Courchevel/Meribel hat begonnen. Wie es im Nobel-Skiort so ist und vor sich geht, hat Andreas Vieider für s+ aufgeschrieben.

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