Samuel Costas Adieu: „Das Privatleben zahlt einfach drauf“

Wenn Athleten vermeintlicher Randsportarten, wie es die Nordische Kombination in Italien ist, Medaillen holen oder Podestplätze erreichen, ist das noch höher einzustufen. Das Material ist mit jenem der Top-Nationen nicht zu vergleichen, Kontinuität auf der Trainerposition ist ein Fremdwort und auch die Trainingsmöglichkeiten sind knapp. Samuel Costa hat trotz all dieser Widerstände vier Mal die Top-3 im Weltcup erreicht, wurde Zweiter bei einer Junioren-Meisterschaft und schrammte auch bei den &bdquo;Großen“ nur haarscharf an Edelmetall vorbei. Die Galionsfigur der heimischen Nordischen Kombination tritt nach einer Saison, in dem er sich wieder den Top-10 angenähert hat, aber ab. Jetzt wolle er sich endlich anderen Dingen widmen.

Wann und wieso haben Sie die Entscheidung getroffen, ihre Karriere zu beenden? &bdquo;Mein Vorhaben war es immer, bis zu den Olympischen Spielen 2026 im eigenen Land weiterzumachen und dann abzutreten. Das wäre ein schönes Ende gewesen. In den letzten Jahren habe ich aber gespürt, dass es nicht mehr reicht, um auf ganz hohes Niveau zu sein. Der Hauptgrund für den Rücktritt war aber das Privatleben, das einfach unter dem Sport leidet. Ich habe heuer im Winter geheiratet. Man ist sehr viel weg und ordnet alles dem Sport unter. Dazu bin ich nicht mehr bereit. Denn ich weiß: Wenn ich weitermache, bin ich sechs Monate pro Jahr weg. Und auch zu Hause dreht sich alles nur um den Sport. Der Rest muss warten.“

Sportlich lief es heuer für Sie doch besser? &bdquo;Ja, ich weiß. Sportlich gesehen scheint der Rücktritt nicht viel Sinn zu machen. Ich bin heuer wieder besser in Fahrt gekommen und war nicht weit vom Podium entfernt. Leider war ich nicht in der Lage, in beiden Disziplinen gleichzeitig gut zu sein. Wenn ich gut gelaufen bin, bin ich nicht gut gesprungen und umgekehrt. Meine Erwartung ist, in den Top-10 zu landen und aufs Podium zu klettern. Jetzt habe ich gespürt, dass das immer schwerer wird. Mit dem fortschreitenden Alter ist es auch schwieriger, das perfekte Gewicht und die Mobilität beizubehalten.

Freut sich auf einen neuen Lebensabschnitt: Samuel Costa © Privat

Und in der nächsten Saison steht ja die WM in Trondheim an… &bdquo;Ja, das ist etwas lustig, denn wenn ich zeichnen könnte, wie die Loipen und die Schanzen aussehen sollten, dann wären sie wohl genau so. Angesichts dessen ist es etwas schade. Wenn ich etwas tun will, dann will ich aber auch mit 100 Prozent dabei sein. Nach dem letzten Weltcup-Rennen wusste ich noch nicht, ob ich aufhören würde. Schließlich bin ich aber zum Entschluss gekommen, dass ich nicht mehr bereit bin, zwei weitere Jahre in den Sport zu investieren.“

Haben die Verletzungen der letzten Jahre die Entscheidung erleichtert? &bdquo;Nein, das nicht. Ich fühle mich topfit, habe keine Knie- oder Rückenschmerzen. Von den Verletzungen habe ich mich immer gut erholt und konnte auch immer so trainieren, wie ich das wollte.“ „Es wird ein bisschen wie russisches Roulette.“ Samuel Costa Hätten Sie zurückblickend mehr erreicht, wenn es mehr Kontinuität auf dem Trainersessel gegeben hätte? Und wie wichtig ist das Material? &bdquo;Ja, das sicher. Wenn man jedes zweite Jahr Trainer wechselt, ist das nicht gut, weil man sich an gewisse Routinen gewöhnt. Jeder hat nämlich seine eigenen Ideen, die man befolgen muss. Man kann nicht einfach sein Ding durchziehen. Es wird ein bisschen wie ein russisches Roulette. Auch wenn ich sagen muss, dass wir zuletzt ein gut funktionierendes Team hatten. In Sachen Material sind die Unterschiede riesig – vor allem, was die Springanzüge betrifft. Das ist auch ein Grund, warum ich am Ende etwas die Motivation verloren habe. Wenn man schon vor dem Start weiß, dass man nur wegen des Anzugs 4-5 Meter kürzen springen wird, ist das frustrierend. Es ist ein bisschen wie in der Formel 1 mit den Autos. Man müsste hier deutlich genauer kontrollieren und härter durchgreifen.“

Samuel Costa in seinem Element. © Privat

Müsste man das Format ändern, damit der Wettbewerb nicht mehr so sprunglastig wäre? &bdquo;Ja, ich bin der Meinung, die Punktzahl im Skispringen muss angepasst werden. Es gab euer zwar das sogenannte Compact Race, das guten Läufern entgegenkommt, aber es fanden nur wenige solchen Rennen statt. Mit den heutigen Loipen, die nicht mehr so hart sind wie in Vergangenheit, und dem Material ist es nicht mehr so schwer, in der Gruppe mitzulaufen. Ins Langlaufen zu investieren, zahlt sich somit nicht mehr aus. Wenn man die Rennen spannender gestalten will, muss man hier die Hebel ansetzen. Und natürlich bei den Anzügen genauer hinschauen und nicht immer ein Auge zudrücken.“

Welcher war der schönste Moment in ihrer Karriere? &bdquo;Ich erinnere mich noch, als ich mit 18 Jahren die Gesamtwertung des Alpencups gewonnen habe. Beim Zurückkehren ins Hotel sind wir bei einem Supermarkt angehalten. Mein damaliger Teamkollege, Mattia Perathoner, kaufte einen Sekt, aber ich dachte mir nichts dabei. Am Abend ist er damit zu mir ins Zimmer gekommen und wir haben ein bisschen gefeiert. Das ist mir bis heute in Erinnerungen geblieben. In einem Einzelsport, in dem immer ein wenig die Eifersucht vorherrscht, sieht man nicht oft, dass sich ein Teamkamerad so mitfreut. Aber auch mein erstes Weltcup-Podium in Ramsau im Teamsprint mit Alessandro Pittin war wunderschön. Die Trainer wollten mich beinahe nicht zum Rennen mitnehmen und plötzlich stand ich am Stockerl.“ „Ich konnte nicht mehr 30 Minuten normal gehen.“ Samuel Costa Und welcher der schwierigste? &bdquo;Als mir die Ärzte 2018 gesagt haben, ich könnte nie mehr Leistungssport betrieben. Der Arzt hatte bei einer Knieoperation unwissend das Außenband durchtrennt. Anschließend entzündete und zersetzte sich alles. Ich konnte nicht mehr 30 Minuten normal gehen und hatte große Schmerzen. Anschließend hatte ich mehrere Eingriffe. Wie ein Wunder ist danach alles wieder zusammenwachsen. Seither kann ich alles tun, was ich will.“

Auf was freuen Sie sich jetzt am meisten? &bdquo;Ich kann es kaum erwarten, mehr Zeit mit meiner Frau zu verbringen und für meine Hobbies zu haben. Bis jetzt hat sich alles um den Sport gedreht. Jetzt kann ich mich anderen Dingen widmen. Wir leben zurzeit noch in Gröden, werden in Zukunft aber entscheiden, ob wir hier bleiben oder nach Amerika ausziehen werden. Vorerst geht es in den Urlaub.“

Haben Sie schon eine Idee wie ihre Zukunft aussieht? &bdquo;Ich habe mich entscheiden, aus der Sportgruppe der Polizei auszusteigen. Ich habe noch keine klare Idee, was ich tun will. Es gibt einige Straßen, aber sicher ist noch nichts.“

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Samuel Costas Adieu: „Das Privatleben zahlt einfach drauf“

Als einziger Südtiroler Nordischer Kombinierer arbeitete sich Samuel Costa im letzten Jahrzehnt bis in die Weltspitze vor. Nach vielen Höhen und Tiefen hat der 31-Jährige seine Karriere jetzt aber überraschend beendet. Über einen Sportler, der hierzulande ein Unikum darstellt.

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