Stimmung bei der Tour de Ski: Was es mit der Treichelgruppe auf sich hat

Tosender Lärm, verursacht von großen Kuhschellen: Töne, die man aus verschiedenen Wintersport-Weltcups bestens kennt. Beim Skilanglauf ist seit jeher aber eine ganz besondere Gruppe mit ihrem &bdquo;Geschelle“ an vorderster Front: Die Treichelgruppe aus dem Val Müstair. Sie dürfen auch bei der Tour de Ski in Toblach nicht fehlen. Sie, das sind Josef Tschenett, Toni Hellrigl, Mario Danz und Hans Conradin. Durch Hellrigl ist in der Schweizer-Gruppe auch ein Südtiroler vertreten. Den Vinschger verschlug es aber schon lange aus Taufers im Münstertal ins grenznahe Val Müstair.

Die Treichelgruppe, die mit ihren überdimensionierten Kuhglocken seit 2007 für Stimmung bei den internationalen Langlauf-Veranstaltungen sorgt, wurde damals eigentlich als Dario-Cologna-Fanklub gegründet. Der Schweizer Nationalheld mit Vinschger Wurzeln (Darios Vater Remo ist in Taufers im Münstertal geboren, seine Mutter Christine Platzer stammt aus Stilfs) beendete seine Karriere 2022. Für die Treichelgruppe sollte es dies aber nicht gewesen sein. Zu groß ist ihre Begeisterung für den Skilanglauf-Sport. Auch ohne &bdquo;ihren“ Dario fahren sie weiter zu Weltcupveranstaltungen.

Eine Langlauf-Ikone: Dario Cologna © APA/afp / FRANCK FIFE

Diesmal verbringen sie im Rahmen der Tour de Ski sogar den Jahreswechsel in Toblach. &bdquo;Am Samstag sind wir angekommen, bis zum Neujahrstag bleiben wir hier“, erzählt Josef Tschenett. Untergebracht sind die Eidgenossen in Niedervintl. Näher ging nicht. Zwar hatten sie sich schon vor Monaten auf die Suche nach Zimmern gemacht, aber direkt in Toblach war schon längst alles ausgebucht – die Tourismus-Winterhochsaison und das internationale Spektakel Tour de Ski lassen grüßen. Genug haben die Langlauf-Fans aus der Schweiz mit der Tour in Toblach aber noch nicht. Erst geht es einen Tag nach Hause ins schweizerische Münstertal, dann direkt weiter ins Fleimstal, wo ab kommenden Freitag bereits die nächsten Rennen über die Bühne gehen.

Rätoromanisch als Kulturgut Auf den roten T-Shirts der Müstairer Gruppe ist vorne in großen Lettern &bdquo;Gruppa da zampuogns“ zu lesen, was Treichelgruppe auf Rätoromanisch bedeutet, auf der Rückseite findet man den Begriff im Deutschen. Dies daher, weil ein großer Teil der Bevölkerung in Müstair Rätoromanisch spricht. Die Sprache wird als Kulturgut gepflegt. Im Val Müstair wird das romanische Idiom Vallader geschrieben und gesprochen. Es ist in der Verfassung der Gemeinde verankert und auch als offizielle Amts- und Unterrichtssprache definiert. Der Dialekt des Tals heißt Jauer, weswegen man die Bewohnerinnen und Bewohner auch &bdquo;die Jauer“ nennt.

Aber woher kommt der Name Treichelgruppe eigentlich? &bdquo;Das ist das schweizerdeutsche Wort für Viehglocken bzw. –schellen“, erklärt Hellrigl. Das Treicheln, auch Trycheln geschrieben, wurde zu einem Schweizer Brauchtum. Eigentlich kommt dieser alte Brauch aus dem Haslital im Berner Oberland. In der Altjahrswoche vertreiben Jung und Alt mit Viehglocken, Schellen und zum Teil mit Trommeln zum Takt des &bdquo;Trychelmarsch“ die &bdquo;bösen Geister“. Solche Geister dürfte es bei der Tour de Ski zwar keine geben, aber mit der &bdquo;Gruppa da zampuogns“ ist jedenfalls auch bei den nächsten Rennen für Stimmung gesorgt.

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