Wenn etablierte Kräfte nicht mehr die Leistungen bringen

Viel kam nicht zustande bislang im italienischen Biathlon-Team. Auch die bislang verlässlichen Akteure wie Dorothea Wierer und Lukas Hofer zeigen ungeahnte Schwächen und rangieren in der Weltrangliste jenseits der 20. Dominik Windisch kam bei fünf von sechs Auftritten nicht mal in die Punkteränge, die ab dem 40. Platz beginnen. Es sind krachende Niederlagen, die das Team verkraften muss. Lediglich Lisa Vittozzi hält noch einigermaßen mit. Mehr aber auch nicht. Sie ist derzeit auf Rang 18 in der Weltrangliste zu finden. Sie war mal Zweite im Gesamtweltcup. Wierer hat diesen gar zweimal gewonnen, ist Weltmeisterin und mit Vittozzi, Hofer und Windisch Bronzemedaillengewinner bei Olympischen Spielen. Das Quartett verströmte Glanz. Davon ist nicht mal ein zartes Funkeln übriggeblieben.

Wie groß die Verzweiflung sein muss, verdeutlicht die Tatsache, dass Federica Sanfilippo aus Ridnaun ins Weltcupteam zurückkehrt. Sie wurde vor dieser Saison aussortiert und war in keinem Kader. Auch im neuen Biathlon-Guide der Internationalen Biathlon-Union (IBU) taucht sie nicht auf. Sie war schlichtweg nicht mehr vorhanden. Dass sie dennoch weiter trainiert hat, oft auch mit ihrer Freundin Dorothea Wierer, kommt ihr jetzt zugute, weil die hochgelobten Nachwuchskräfte nun eben doch nicht auf Anhieb den Sprung in die Elite schafften. Es war ein Experiment, das scheiterte. Aber es geht ja nur um Biathlon. Würde die Mannschaft sich den Gesetzmäßigkeiten des Fußballs aussetzen müssen, wären jetzt wohl die Trainer dran. Entlassungsgrund: Anhaltende Erfolgslosigkeit. Das würde Andreas Zingerle treffen oder auch Markus Fischer in Österreich, denn bei drei seiner Damen ist ein deutlicher Leistungsabfall im läuferischen Bereich gegenüber dem vergangenen Jahr zu erkennen. Im Biathlon sind nicht die Trainer Schuld Lediglich Lisa-Theresa Hauser, die zudem oft in Eigenregie trainiert hat, ist weiterhin in der Loipe konkurrenzfähig. Aber keine Angst: Die Trainer sitzen überall fest in ihren Sätteln. Zum einen gibt es kaum Alternativen. Und dann sind die finanziellen Ressourcen der Verbände nicht so üppig ausgestattet, dass man sich Trainerwechsel leisten könnte. Und außerdem, so scheint es, ist im Biathlon nie der Trainer schuld. Die Niederlagen werden lässig auf die Aktiven abgewälzt, die nicht die von ihnen erwartete Leistung bringen. Mark Kirchner, der deutsche Cheftrainer, verzichtete etwa zum Saisonauftakt auf den späteren Hochfilzen-Sieger Johannes Kühn, der trotz des Fehlens in Östersund am Anfang der momentan bestplatzierte Skijäger seines Teams ist. Kühn hatte bei den Eingangstests für diese Saison nicht überzeugt. Eine Fehleinschätzung möglicherweise. Aber das würde man nie zugeben. Es ist eher das Gegenteil der Fall. Aus dem Fehlen wird ein Motivationsschub konstruiert. So geht es auch. Die Aktiven sind im Biathlon und auch in anderen Individualsportarten das mit Abstand schwächste Glied im System.

Da trifft es, wie im Falle Windisch, schon mal einen Weltmeister, der sich plötzlich im zweitklassigen IBU-Cup wiederfindet, natürlich mit wunderbaren Begründungen. Ruhe soll er finden. Auch Druck soll er nicht verspüren, weil nach dem Sprint in Obertilliach kein Verfolger ausgetragen wird. Dabei trifft Windisch auch auf einen, der gerade ein ähnliches Schicksal wie er bewältigen muss. Der 24-jährige Johannes Dale aus Norwegen verlor seinen Platz im Weltcupteam und ist gezwungen, im IBU-Cup mit herausragenden Resultaten Werbung in eigener Sache zu machen. Dale gewann im vergangenen Jahr in Hochfilzen sein erstes Weltcuprennen und gilt als herausragendes Talent. Aber er hat das Pech, dass man in Norwegen die Qual der Wahl hat. 40 Weltcuppunkte, die er erreicht hat, sind zu wenig. Sechs seiner Landsleute sind vor ihm platziert. Wenn er nicht mindestens gewinnt in Obertilliach, sind auch seine Chancen für die Olympischen Spiele dahin. Das zumindest bleibt Windisch wohl erspart. Er soll ja, egal wie die Ergebnisse in Osttirol sein werden, im Weltcupteam bleiben und Anfang nächsten Jahres in Oberhof wieder eine Chance erhalten. Dale hat diese Option nicht. IBU-Cup wird aufgewertet Immerhin erlebt der IBU-Cup durch die Teilnahme so bekannter Athleten wie eben Windisch, Dale oder dessen Landsmann Erlend Bjoentegaard, der in dieser Saison noch keinen Weltcupeinsatz bekam, deutlich mehr Aufmerksamkeit, als dies normalerweise der Fall ist. Denn es geht für einige längst um Sein oder Nichtsein. So viel Druck hat mancher nicht mal im Weltcup. Die Cheftrainer aller Teams können das indes alles mit Ruhe und Gelassenheit verfolgen. Sie sind in jedem Fall fein raus und scheinen von Ergebnissen unabhängig zu sein. Egal auf welcher Ebene diese zustande kommen.

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Wenn etablierte Kräfte nicht mehr die Leistungen bringen

Wenn etablierte Kräfte im Weltcup nicht die erhofften Leistungen bringen, werden sie kurzerhand in den IBU-Cup abgeschoben. Unser Kolumnist Sigi Heinrich hat dabei festgestellt, dass die verantwortlichen Trainer und deren Arbeit nie in Frage gestellt wird.

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